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P
a l a w a n 2011
Sea
Kayaking - Teil 2 |
Entlang
der wilden Nordwestküste Palawans
Von
Liminangcong nach Süden bis nach Sabang
|
Vor
der Endeavour Strait, einem schmalen, aber
fast 10 km langen Meereskanal, der Tuluran Island vom Festland
trennt, hat uns Alain, unser französischer Freund in Corongcorong,
gewarnt. „Teilzeit-Piraten“ begegnen uns keine, nur Fischer
mit ihren Booten. Aber wer weiß schon, was sich in den Bootsrümpfen
außer Netzen noch alles verbirgt? Da diese „Gefahr“ vor allem
nachts bestehen soll, sind wir zuversichtlich bei strahlendem
Sonnenschein ohne Probleme voran zu kommen. Zuerst säumen noch
vermehrt Hütten die Ufer zu beiden Seiten. Dann überwiegen
dichte Mangrovenwälder. Schließlich weitet sich der Kanal und
wir stoßen auf den Malampaya Sound, eine riesige Bucht, wo immer
wieder von Krokodilsichtungen berichtet wird. Zu Gesicht bekommen
wir keines, was sicher auch daran liegt, dass wir nicht sehr nahe
an die gefährlichen Flussmündungen herankommen, sondern unseren
Kurs von Süd auf West ändern und die Worcester Strait queren.
Die brütende Hitze treibt uns wieder einmal den Schweiß aus
allen Poren. Wir kommen mit dem trinken kaum nach.

Vorbei an der
bizarr geformten Insel Largon, nähern wir uns dem nördlichsten
Zipfel der Capoas Peninsula. Geschützt durch eine kleine
vorgelagerte Insel (Notch Island) liegt ein Kiesstrand, in dieser
für uns strategisch perfekten Lage. Mehrere Gründe sprechen für
dieses Fleckchen Strand als Nachtlager. Es bietet Schutz vor der Dünung
und dem Wind - die Westseite der Palawans ist hier ab sofort der
vollen Wucht des südchinesischen Meeres ausgesetzt. Auf dem nächsten
Teilstück wissen wir nicht ob und wo Stellen zum Anlanden folgen
werden. Hier können wir uns ausruhen und morgen zeitig in der Früh
ins Ungewisse aufbrechen. Wir studieren noch einmal die Seekarten,
und suchen nach möglichen Rastpunkten.
"Camp
Canada"
Das Lager ist am Morgen rasch
abgebaut. Mit einem mulmigen Gefühl im Magen runden wir Diente
Point. Ab Cape Ross zeigt der Kompass 180° an, Kurs Süd.
Zwischen Liminangcong und der nächsten, für uns relevanten
Siedlung Port Barton, einem kleinen Dorf mit ein paar Unterkünften,
liegt eine Strecke von ca. 100 Paddelkilometern. Knapp 20 davon
haben wir nun zurückgelegt und ab jetzt wird es richtig ausgesetzt. Der
Wettergott scheint aber auf unserer Seite zu sein, denn das Meer
präsentiert sich von seiner ruhigsten Seite und auch Wind gibt es
kaum. So genießen wir diese wilde Küstenlandschaft, die uns in
der Planung doch die meisten Kopfzerbrechen bereitet hat. Wir
kommen besser als gedacht voran und erreichen schließlich Cape
Capoas. Der Strand zwischen dem Kap und Enterprise Point ist durch
seine Ausrichtung nach Westen bei stärkerer Dünung nicht der
geeignete Rastplatz. Heute jedoch spricht nichts dagegen hier eine
vorgezogenen Mittagspause einzulegen. Nachdem wir 2 große Buchten
an den entferntesten
Stellen gequert haben, werden wir von nun an wieder eher dem Küstenverlauf
folgen. Der 1013 m hohe Berg Mt. Capoas mit seinen dicht
bewachsenen steilen Hängen thront über diesem tropischen
Paradies. Mit den Kajaks erkunden einige Höhlen, die
Einblicke tief in das Innere der Insel geben.
Kurz bevor wir die
gigantische, fast 30 km lange Imuruan Bucht erreichen, entdecken
wir dann eine nie vermutete Laune der Natur. Hat der Strand der
letzten Nacht bei Notch Island entfernte Ähnlichkeiten mit einem
kanadischen Uferabschnitt gehabt
(wir haben den Platz gestern "Camp Canada" getauft),
so scheinen wir nun die Seychellen erreicht zu haben. Riesige
runde Felsblöcke, wie sie sonst charakteristisch für dieses
Inselparadies sind, haben sich hierher verirrt und ein strahlend
weißer Sandstrand umrahmt klarstes Wasser, welches in brillianten
Blau- bis Türkistönen glitzert. Nach 27 km ziehen wir unsere
Boote an diesem Tag ein letztes Mal aus dem Wasser, um gleich
darauf den Schweiß des harten und langen Tages in den tropischen
Fluten abzuwaschen.
"Camp
Seychellen"
Am nächsten Morgen nähert
sich ein kleines Ausleger-Kanu. Ein alter, von Wind und Wetter
gezeichneter Mann und ein junger Bursche steigen aus und sprechen
uns in ihrer Muttersprache an. Wir verstehen nichts. Englisch hilft hier nicht weiter. So
versuchen wir mit Händen und Füßen auf einen gemeinsamen Nenner
zu kommen. Wir deuten den Inhalt unseres „Gesprächs“
folgendermaßen: Wir sollen zu Ihnen, auf den durch einige Felsen
getrennten nördlichen Strandabschnitt kommen. Gestern schon sind
uns ein paar Hütten aufgefallen, von diesen muss wohl die Rede
sein. Wir haben schon mit einer zweiten Nacht auf diesem Traumplatz spekuliert, nun reizt es uns aber herauszufinden, was
unsere neuen Freunde wirklich wollen. Wir packen, lassen die
Kajaks zu Wasser und paddeln ein paar Hundert Meter, um dann
wieder an Land zu gehen. Es scheint, als sollen wir in einer der
leerstehenden Hütten bleiben. Bei näherer Betrachtung ist die
darin befindliche schimmelnde Matratze, unter der eine fast 10 cm
große Spinne wohnt, zwar gar nicht mehr so ansprechend, doch die
Aussicht von der überdachten Veranda überzeugt. Man führt uns
am Areal herum. Wir sollen auf eine junge Frau warten, die
bald kommen wird und Englisch kann. Nur das Notwendigste entladen
wir und bringen es zum neuen Quartier. Dann erkunden wir den
Strand. Da taucht auch schon die Philippina auf, die man uns angekündigt
hat. Plötzlich ist alle anders: Nun heißt es, wir müssen die Hütte verlassen und dürfen
nicht hier bleiben. Dem Besitzer, der hier gelegentlich wohnt, sei
das nicht recht. Wir sind etwas angefressen. Da verlassen wir
unseren malerischen Zeltplatz, um auf Einladung eine Hütte zu
beziehen, die wir dann nicht benützen dürfen?!? Der alte Mann,
der auf die Hütte aufpasst, hat es anscheinend nur gut mit uns
gemeint, aber die sich als Verwalterin aufspielende junge Dame behält
wohl das letzte Wort. So sind wir etwas verärgert und räumen den
Strand. Wir bleiben nur, wo wir auch erwünscht sind. Diese Aktion
hat uns fast den gesamten Vormittag gekostet.
Um das noch anhaltende gute
Wetter zu nützen, wollen wir ein paar Kilometer paddeln. In der
großen Imuruan Bucht liegen 2 Inseln, die uns in eine bessere
Ausgangsposition für die folgenden Etappen bringen würde. Also
keine Zeit verlieren. Doch mit der Windstille ist es schnell vorbei.
Rasch kommt Wind auf. Die Querung zu den Bay Islands ist ca. 8 km
lang. 1,5 Stunden kämpfen wir uns durch bis zu 1,5 m hohe
Wellenberge. Im Norden der größeren Insel bietet uns eine
Landzunge Schutz vor Wind und Wellen. Hier schlagen wir unser
Lager auf.
Der Ärger ist vergessen. Mit
unserer Machete bewaffnet ziehen wir los um den angrenzenden
Dschungel zu erkunden. Ein schmaler Pfad führt durch einen alten Palmenhain tief in das Innere der Insel. Der Weg ist völlig
verwuchert, immer wieder müssen wir einzelne Passagen erst von
dichtem Blattwerk und Lianen befreien, um den Trampelpfad wieder
begehbar zu machen. Es dämmert bereits, die Geräusche des
Urwaldes begleiten uns. Am Rückweg entdecken wir hoch oben in den
Palmen beim Strand Kokosnüsse. Ich schnappe mir die Machete und
klettere fast 7 m hoch um 2 davon für uns zu ernten. Knapp ein
Liter Kokosmilch pro Nuss hilft uns die Wasservorräte zu schonen
und sorgt für hochkalorische, geschmackliche Abwechslung. Das
Fruchtfleisch ist eine leckere Nachspeise. Nathalie sammelt noch
etwas Feuerholz, während ich den Teig für das Brot vorbereite,
welches wir auf einer Schicht vom Lagerfeuer getrennter, glühender
Kohlen backen wollen. Zufrieden mit der Entscheidung weiter zu
paddeln und diesen schönen Platz gefunden zu haben, lassen wir
den Tag ausklingen.

Rhythmisch taucht das Paddel
in den tiefblauen Ozean. Der Blick ist auf das Festland gerichtet.
Wir queren diagonal zum Küstenverlauf. Die riesige Imuruan Bucht
scheint aus einem einzigen unendlich langen Strand zu bestehen. In
der Ferne ankern kleine Auslegerboote, unter Palmen dahinter
verstecken sich die Hütten der Fischerfamilien. Gedankenversunken
kajaken wir am offenen Meer Richtung Süden, als das Paddel plötzlich
auf etwas hartes trifft. Ein versteckter Fels unter der
Wasseroberfläche? Ausläufer eines Riffs? Da stößt die andere
Paddelseite ebenso auf etwas prall-elastisches. In diesem Moment
tauchen rings um uns herum vereinzelt rosa Quallen auf, ungefähr
30 bis 50 cm im Durchmesser ziehen sie bis zu mehrere Meter lange
Tentakel hinter sich her. Reflexartig nehme ich das Paddel aus dem
Wasser.

Ein Blick zu Nathalie, und ich erkenne, dass sie ebenso
fasziniert auf die Meeresoberfläche starrt. Aus ein paar
Exemplaren werden mehr und mehr, es müssen Hunderte sein. Wir
fotografieren ein paar in unserer Nähe, dann beginnen wir
vorsichtig weiterzupaddeln. Wir wollen unbedingt vermeiden, die
Tentakel mit dem Paddel zu erwischen. Bei einer unserer früheren
Reisen habe ich die mit Nesselzellen ausgestatteten Fortsätze
einer Qualle aufgegabelt und diese haben sich über meinen Arm
gelegt. Ein brennend-stechender Schmerz ist die unmittelbare Folge
gewesen. Die Erinnerung daran lässt mich nun sehr vorsichtig
agieren. Um jeglichen Kontakt so gut wie möglich zu vermeiden
paddeln wir nun arhythmisch: Rechts, links, rechts, Pause, weil
Qualle, links, Pause, Qualle, Pause, links, rechts,…
Konzentration ist gefordert. Nach der Durchquerung des
kilometerlangen Quallenfeldes landen wir in sanfter Brandung an
einem steilen Strandstück an und suchen den Schatten einer Palme.
Ein Blick auf den Himmel bringt die nächste Überraschung. Die
Wolken scheinen sich im Süden zu verdichten. Nicht dramatisch,
doch wir spüren, dass sich daraus noch mehr entwickeln wird. Also
wollen wir nicht zu viel Zeit verlieren und beenden die Rast.
Kurze Zeit später wird der Himmel immer schwärzer. Ein
fantastischer Kontrast zum türkis-blauen Meer, aber auch
bedrohlich. Um vereinzelte, schäbige Hütten am Ufer, hinter
denen eine Schotterpiste verlaufen dürfte, lungern Jugendliche
herum. Sie schreien zu uns herüber. Aber irgendwie nicht auf eine
freundliche Art, sondern eher übermütig aggressiv. So setzen wir
die Fahrt fort und suchen lieber noch ein bisschen nach einem
„sichereren“ Ort für unser Camp. Wir geraten unter Zeitdruck.

Ein langgezogenes, dunkles Donnergrollen lässt
uns zusammenzucken. Wind kommt auf. Verdammt! Bei einem Gewitter
wollen wir nicht am Wasser sein. Da erhellt ein greller Blitz
den Horizont, bevor nur kurze Zeit später ein gewaltiger
Donnerknall die Stille durchbricht. Wir legen unbewusst einen Gang
zu und paddeln hart gegen die nun immer höher werdenden Wellen
an. Am Ende der Imuruan Bucht streckt sich eine kleine Halbinsel
der Insel Boayan entgegen. Dort entdecken wir einen gelb-weißen
Streifen… ja, es müsste ein Strand sein. Wild entschlossen
geben wir alles, um endlich in Sicherheit zu sein. Wir zählen die
Sekunden zwischen Blitz und Donner. Und das Zentrum den Unwetters
scheint sich langsam wieder zu entfernen. Ein paar letzte
Paddelschläge und der Bug setzt sanft am Sand auf. Ich springe
aus dem Boot und ziehe es sofort an Land. Nathalie ist nur
Sekunden hinter mir. Wir fallen auf den Rücken und atmen einmal
tief durch. Am Himmel über uns ziehen schwarze Wolkenfetzen
dahin, während der Wind in den Palmen heult.
Ein junger Hund trottet den
einsamen Strand entlang, als wir gerade auf der Suche nach
Feuerholz sind. Erst kurz dem Welpenalter entwachsen, inspiziert er
neugierig unsere Kajaks, springt immer wieder hinauf und hinunter.
Schließlich findet er eine einigermaßen bequeme Position um ein
Nickerchen zu machen. Kaum fallen ihm die Augen zu, rutscht er mit
seinem Hinterteil ab und plumpst auf den Boden. Davon lässt er
sich nicht beirren. Schon klettert er erneut aufs Boot. Auch ein
zweiter und ein dritter Sturz können ihm nichts anhaben.
Fasziniert beobachten wir den ausdauernden Kerl. Rückschläge
bringen ihn nicht von seinem Vorhaben ab, motiviert macht er sich
immer und immer wieder daran sein Ziel zu erreichen.
Das abendliche Lagerfeuer
ist mittlerweile unser bewährtestes Mittel gegen die lästigen
Nik-Niks. Vor allem in der ersten Woche auf Tour haben uns die
Bisse der ersten Nacht schwer zu schaffen gemacht. Nachts im Zelt
beim Versuch zu schlafen, hat oft ein nahezu unerträglicher
Juckreiz begonnen. Kratzen hat wenig geholfen. Ganz im
Gegenteil, je mehr Aufmerksamkeit wir den quälend juckenden
Bissen gewidmet haben, desto schlimmer ist es geworden.
Buddhistische Ruhe ist die Lösung gewesen. Die imperativen
Kratzattacken kommen zum Glück immer seltener.
Beim Abendessen im Schein des
Feuers planen wir die morgige Etappe nach Port Barton. In dem
kleinen Örtchen mit einigen Unterkünften, wollen wir uns ein
Zimmer gönnen. Das Gewitter ist hoffentlich nicht der Vorbote
eines größeren Wetterumschwungs gewesen, sondern nur die
Entladung der tropisch-feuchten Hitze dieses Tages. Der Luftdruck
ist zwar gesunken, aber nicht bedrohlich viel. Mal sehen, was der
nächste Tag bringen wird.
Kein Regen während der
Nacht. Und auch der Morgen ist trocken. Wir umrunden Bullock Point
und verlassen kurz darauf die große Bucht von Imuruan. Port
Barton liegt geschützt durch einige vorgelagerte Inseln im Süden
der Pagdanan Bay. Nach 21 Paddelkilometern entlang saftig-grüner
Regenwälder und vorbei an malerischen, einsamen Stränden entlädt
sich ein Tropenregen gigantischen Ausmaßes über uns. Die Hütten
auf die wir zusteuern verschwinden hinter einer Wand aus Wasser.
Gut geschützt unter den Spritzdecken sind wir zwar am Oberkörper
innerhalb von Sekunden komplett durchnässt, doch obwohl es auch
abkühlt, hält uns die Bewegung warm.

Durch die auf der
Wasseroberfläche abprallenden Wassertropfen scheint das Meer zu
kochen. Ein mächtiger Blitz erhellt den Horizont. Diesmal
beunruhigt uns dieses Schauspiel nicht sehr. Nur noch ein paar
Meter, dann legen wir an. Ich springe aus dem Kajak und laufe den
Strand hoch. In der erstbesten Hütte frage ich nach einem Zimmer.
„Ja, eines haben wir frei.“ Perfekt, wir nehmen es! Das
Entladen der Kajaks und das Schleppen der Ausrüstung geht mit der
Aussicht auf eine warme Dusche besonders leicht von der Hand. Noch
Stunden regnet es weiter.
Port Barton ist ein
verschlafenes Nest. Sind wir es gewohnt einen Strand immer für
uns alleine zu haben, so bietet etwas Gesellschaft auch mal eine
willkommene Abwechslung. Die Familie, die sich um die Hütten kümmert,
ist interessiert an unserer Tour. Sie können es nicht fassen, dass
wir aus El Nido gekommen sind. Unsere Kajaks werden neugierig
inspiziert. Mit motorisierten Auslegerbooten legen Einheimische
die Strecke gelegentlich zurück. Sie kennen die teilweise
ausgesetzten Passagen und fahren oft weit aufs Meer hinaus, um
versteckte Untiefen mit nicht immer kalkulierbar brechenden Wellen
und Steilküstenabschnitte mit mühsamer Kreuzsee zu vermeiden.
Sie wissen um die Gefahren und wertschätzen unsere Art zu reisen.

Nach mittlerweile 200 km
genießen wir unseren erst zweiten, komplett paddelfreien Tag. Ob
beim ausgiebigen Frühstücken oder beim gemütlichen
Strandspaziergang, unsere Blicke wandern immer wieder hinaus aufs
Meer. Eine langgezogene Gruppe an Inseln liegt nur einige
Kilometer vor Port Barton. Besonders schöne Strände und
eine vielfältige Unterwasserwelt soll es dort geben. Wir denken
aber auch noch ein Stück weiter. Drei langgezogene Buchten, die
wir je nach Wetterbedingungen an den weitesten Stellen queren
wollen und eine nicht minder exponierte, weit ins Meer ragende,
ebenfalls der vollen Gewalt der Dünung ausgesetzte Landzunge, liegen
zwischen hier und Sabang, unserem Zielort. An die 80 km
Ungewissheit haben wir noch vor uns. Darauf stoßen wir beim
Abendessen an.
Die Vorräte ein
letzte Mal aufgestockt, versuchen wir gerade alles gleichmäßig in
den Booten zu verstauen. Die Wassersäcke sind ebenfalls wieder prall gefüllt.
Bei der Hitze benötigen wir ungefähr 4 Liter pro Person pro Tag,
das macht also 8 Liter für uns beide. Bis zu 4 Paddeltage und
vielleicht ein Schlechtwettertag an dem wir bessere Bedingungen
abwarten müssen, liegen noch vor uns. Das bedeutet 40 Liter.
Jeder Handgriff sitzt. Unsere Zuschauer am Strand staunen und
lachen vergnügt, als auch der letzte Packsack noch einen Platz im
Inneren der Boote findet. Ein kräftiger Stoß eines jungen,
hilfsbereiten Einheimischen hilft auf den ersten Metern und das
Meer hat uns wieder. Nathalie winkt. Ich peile mit dem Kompass die
erste Insel an und lege den Kurs fest. Seegras ragt bis fast an
die Wasseroberfläche. Jeder Paddelschlag verwirbelt die
spiegelglatte Oberfläche. Die Sonne reflektiert sich in den
silbrigen Schuppen eines Fischschwarms, der sich vor uns aus dem
Wasser erhebt. Pfeilschnell jagen ein paar hungrige Raubfische
unter den Kajaks davon, um der Beute nachzusetzen. Hat es gestern
am Ruhetag immer wieder stark geregnet, so stehen heute nur ein
paar Schönwetterwolken am Himmel. Bei einem kurzen Stopp auf
einer Sandbank, die schon bald durch die steigende Flut
verschwunden sein wird, blicken wir ein letztes Mal zurück auf
Port Barton. Voller Zuversicht starten wir in das finale Teilstück
dieser Reise.

Inselhüpfend bewegen wir uns
nach Nordwesten, umrunden einige kleine Inseln, bevor wir auf
Albaguen Island unter Palmen eine kleine Rast einlegten. Wieder
einmal ziehen dunkle Wolkentürme auf und so halten wir Ausschau
nach einem geeigneten Platz für unser Camp. In der Distanz
schimmert ein weißer Streifen, begrenzt durch türkisestes
Wasser. Mit dem Fernglas versuchen wir mehr über den 1 Kilometer
entfernten Strand herauszufinden. Hohe Palmen stehen vor dichtem Urwald, der den dahinter liegenden Berghang mit
undurchdringlich erscheinendem Grün überzieht. Schwarze, fast
lavaartige Felsen trennen eine kleine Bucht von einem
langgezogenen, sichelförmigen Strandabschnitt ab. In einer dieser
Traumbucht gehen wir an Land.


Unter einem riesigen Baum
wollen wir unser Camp aufbauen. Da die Wolkendecke dichter wird,
spanne ich sicherheitshalber schnell einmal das Tarp auf, um für
den Fall eines blitzartigen Wolkenbruchs, wie wir ihn erst vor
kurzem erlebt haben, gewappnet zu sein. Der Regen bleibt aus und
so erkunden wir die nähere Umgebung. Wir sammeln Feuerholz und
entdecken etwas abseits eine paar Felsen, die eine ideale
Kochstelle abgeben. So richten wir uns nach und nach gemütlich
ein und beschließen dann, morgen auch noch hier zu bleiben. Leben
wie Robinson Crusoe - unabhängig und frei.

Wenn immer möglich, queren
wir große Buchten auf direktestem Wege. So steuern wir – gut
erholt nach dem Ruhetag auf unserem Robinson Beach – die Insel
Cacbolo von Cacnipa Island direkt an: Ungefähr 8 Kilometer
Entfernung, Kurs Westsüdwest. Würden wir uns in der Mayday Bay
dem Ufer entlang schlängeln, dann kämen wir mindestens auf die
doppelte Strecke. Die Dünung hat wieder zugenommen. Auch der Wind
bläst uns ins Gesicht. Unter diesen Bedingungen benötigen wir
rund 1,5 Stunden für die Überfahrt. Als wir uns Cacbolo nähern,
entdecken wir 2 Hunde, die neugierig in unsere Richtung blicken.
Wir landen an und wollen gerade eine Kekspackung öffnen, als wir
einen der zwei Streuner in unserer Nähe bemerken. Es ist eine Hündin, abgemagert
bis auf die Knochen. Ängstlich schleicht sie sich an. Immer wieder
macht sie ein paar Schritte zurück, um dann doch langsam weiter
an uns heran zu rücken. Nathalie wirft ihr ein Keks zu.
Hungrig verschlingt sie es. Es stehen ein paar Hütten im Wald,
doch die sind verlassen. Auf sich allein gestellt wird die Suche
nach Futter wohl meistens ein hoffnungsloses Unterfangen sein. Der
zweite Hund beobachtet uns aus sicherer Entfernung. Er knurrt
immer wieder. Man merkt die Zerrissenheit zwischen der Furcht vor
uns Fremden und dem Bedürfnis nach Essen. Wir lassen ihnen den
Inhalt der zweiten Packung Kekse da. Nur ein Tropfen auf dem heißen
Stein, aber vielleicht wird der Hunger wenigstens für kurze Zeit
gestillt. Mitnehmen können wir sie leider nicht.
So lassen wir Cacbolo Island
hinter uns und nähern uns wieder dem Festland. Leichter Regen
setzt ein. Am Amalingat Point trifft die Dünung mit großer Wucht
an die Küste. Das laute Geräusch der brechenden Wellen wird plötzlich
von einem noch lauteren Donner durchbrochen. Wir zucken zusammen.
Das Hinterland erhebt sich bis auf 500 m über dem Meer und so
sind uns die tiefschwarzen Wolkentürme entgangen, die nun ihre
aufgeladene Energie wütend entladen. Wir paddeln nahe am Ufer,
doch eine geeignete Stelle um an Land zu gehen ist nicht in Sicht.
In der ersten Bucht wird der Strand von brechenden Wellen bewacht.
Der Meeresgrund scheint erst sehr spät abzuflachen, denn die
gesamte Energie der Dünung entlädt sich in einer riesigen „dumping
wave“. Bei flacheren Küstenverläufen kann die Energie in
mehreren Reihen in sich zusammenfallender Wellen verpuffen, hier
knallt sie mit einer einzigen, gewaltigen Welle an den Strand. Mit
voll beladenen und somit sehr schweren Kajaks ist das Anlanden in
einer Surf-Zone immer eine sensible Angelegenheit. Und so wollen
wir hier nicht eventuellen Schaden an den Booten, oder schlimmer
an uns riskieren und suchen weiter. Aber hinter dem nächsten Kap
das selbe Bild. Das Donnergrollen wird noch lauter und ein
sicheres Anlanden ist auch hier nicht möglich. Sollen wir es
trotzdem wagen? Die Stimmung ist sehr angespannt. Dann entscheiden wir
uns noch um das nächste Kap herum zu fahren. Jibboom Bay ist ein
große Bucht, wo wir Schutz finden könnten. Wenn uns Blitz und
Donner keinen psychischen Druck auferlegen würden, so wären die
verbleibenden Kilometer kein großes Problem. Nach weiteren 5
Kilometern haben wir es geschafft. 36 Kilometer heute, unter recht
anspruchsvollen, kräftezehrenden Bedingungen haben uns müde
gemacht. Im Regen bauen wir unser Camp auf. Eigentlich wollen wir
uns nur hinlegen, aber wir müssen noch etwas essen. Bis auf ein
paar Snacks haben wir noch nicht viel zu uns genommen. So
raffen wir uns auf und kochen. Wir brauchen die Energie für die
morgige Etappe. Bei der Distanz, die wir heute geschafft haben, dürfte
das Morgen der Zieleinlauf werden.
Vor der wild zerklüfteten
Kulisse des Landesinneren im Südosten und blauem Himmel über uns
packen wir unser Camp mit gemischten Gefühlen. Zum Einen freuen
wir uns das Ziel wirklich wie geplant erreichen zu können (wenn
alles gut geht), aber auf der anderen Seite sind wir auch ein
bisschen traurig, dass das unsere letzte einsame Nacht an einem
namenlosen Strand gewesen sein wird. Vorbei an langen
Bambusstangen, die meterhoch aus dem Meer ragen und zum Befestigen
von Fischernetzen verankert worden sind, paddeln wir an einem
Fischerdorf vorbei und setzen auf Zoe Island über.

Nun trennen
uns nur noch wenige Kilometer von der St. Paul Bay, der finalen
Bucht. Der Dschungel hier ist über weite Bereiche Teil eines
Nationalparks. Entstanden ist dieser aufgrund des „Underground
Rivers“, den mit
8,2 Kilometern Gesamtlänge längsten schiffbaren, unterirdisch
verlaufenden Fluss der Welt. Die UNESCO hat dieses Naturwunder
1999 als besonders schützenswert erachtet und mit der
Auszeichnung Weltnaturerbe ausgezeichnet. Den Eingang des
Underground Rivers aus der Distanz von Kilometern zu erkennen, ist
gar nicht so einfach. Mithilfe der Seekarte ermittle ich den Kurs
zum "Subterrenean River". Ein Kleid aus dichter Vegetation verbirgt
das Tor ins Innere der Erde. Die Sonne knallt unerbärmlich vom
Himmel. Wir leiden beide unter Kopfschmerzen von der Hitze und
wollen eine letzte Pause einlegen. Eine Urzeitechse patroulliert
den anvisierten Strand. Als sie uns kommen sieht, nimmt sie Reißaus.
Dann folgt nur noch ein
kurzes Stück zu Wasser. Wir entdecken Ausflugsboote dicht an
dicht neben einer Felswand. Das muss der Eingang sein. Touristen,
vor allem aus dem asiatischen Raum, kommen hierher um dieses
Naturwunder zu bestaunen. Unter neugierigen Blicken der
einheimischen Bootsführer und mit der Hilfe dreier übermütiger
Kinder ziehen wir die Kajaks den Strand hoch. Wir verstauen alles
im Inneren und schließen die Sitzluken.

Normalerweise muss man die
Tickets und ein Permit für die Besichtigung in Sabang kaufen. Ich
erkläre einer Nationalpark Mitarbeiterin, dass wir aber von Norden aus
El Nido kommen, und somit keine Tickets haben können. Ungläubig
schüttelt sie den Kopf. Dann lächelt sie und wir erhalten
Ersatztickets.
In das Höhlensystem dürfen
wir mit unseren eigenen Kajaks nicht hinein. So schließen wir uns
einer Tour an. Wir stehen etwas müde in voller Expeditionsmontur
neben einer Gruppe chinesischer Touristen. Nach längerem Warten
wegen eines plötzlichen Platzregens besteigen wir ein Kanu, mit
welchem uns ein einheimischer Guide hunderte Meter in die Höhle
hinein führt. Wir passieren enge Durchfahrten, riesige,
kathedralenartige Hohlräume, meterlange Stalaktiten und
Stalakmiten. Zig tausende Fledermäuse und Schwalben sind unsere
Begleiter.

Wieder bei unseren Booten
legen wir ein letztes Mal ab. Nur noch ungefähr 3 Kilometer bis
Sabang. Affen spazieren an den Stränden, suchen nach Essbarem.
Eine Riesenechse verschwindet im Dickicht, als ein Schwarm
Papageien unter lautem Gekreische über den Baumkronen davonzieht.
Vor Nathalies Bug zischen drei fliegende Fische pfeilartig durch
die Luft, um nach einem gut 50 m langen Flug wieder ins
Wasser einzutauchen. Auf unseren letzten Metern präsendiert sich das
Tropenparadies Palawan noch einmal von seiner faszinierendsten
Seite. Dann erblicken wir die ersten Häuser. Sabang liegt am südlichen
Ende der St. Paul Bay. Wir sind am Ziel.
Nun beinahe, denn schon von
Weitem haben wir (wieder einmal) die tosende Brandung gehört, die ihre Energie
mit voller Wucht auf den weiten Sandstrand entlädt. Wir tasten
uns an die Brecherzone heran und warten dann erst einmal ab. Die
Wellen kommen wie fast immer in Sets, das heißt in Gruppen, in
denen sie zuerst größer, dann aber auch wieder kleiner werden.
Dieses Muster wiederholt sich immer und immer wieder. Für das
Anlanden ist es wichtig den Zeitpunkt hinter der letzten großen
Welle abzuwarten. Genau dann nämlich gilt es loszupaddeln. Ein
Einheimischer am Ufer hat uns bemerkt. Er hält ein Funkgerät in
der Hand und gehört wahrscheinlich zu dem dahinter liegenden
bungalowartigen Hotel. Er beobachtet uns und scheint über das
Geschehen per Funk Bericht zu erstatten. Wir besprechen die Lage
ein letztes Mal. Ein weiteres Set ist durch und Nathalie beginnt
die letzte große Welle zu verfolgen. Wie wild paddelt sie so fest
es geht hinterher. Sie will, wenn irgendwie möglich, nicht von einer Welle
aufgegabelt werden. Das Problem ist die Wellen sind viel schneller
als wir paddeln können. Mit Rückwärtspaddeln kann man dem
Mitgenommen werden zwar entgegenwirken. Doch wenn die Kraft der
Welle zu groß ist, dann ist es besser kontrolliert abzusurfen.
Genau das passiert jetzt. Ich sehe, wie sich der Bug von Nathalies
Kajak nach unten verlagert. Sie wird schneller und schneller. Mit
dem Paddel hält sie Kurs, dann drängt die Welle sie zur Seite.
Geschickt kontrolliert Nathalie den Kurswechsel mit einer Paddelstütze,
um gleich mit der nächsten Welle weiter zu surfen. Der Mann mit
dem Funkgerät eilt herbei, während Nathalie das Kajak an Land
wuchtet.

Am
nächsten Tag war von den Wellenbergen nicht mehr viel zu sehen
Geschafft! Ich freue mich, bin aber auf der anderen Seite
noch ziemlich angespannt, denn die Surfzone mit bis zu 1,5 m hohen
Brechern liegt noch vor mir. Da muss ich jetzt durch. Auch
ich lasse die letzte große Welle eines Sets unter mir durch, um
ihr gleich danach mit voller Power nachzupaddeln. Mit dem Wissen
der viel höheren Geschwindigkeit der Wellen, ist es nur eine
Frage der Zeit, bis mich die nächsten großen einholen würden.
Da hebt es mich auch schon hoch. Der Bug meines Kajaks taucht tief
nach unten und die plötzliche Beschleunigung ist gewaltig. Auf
einer großen Welle mit einem 5 m langen, voll beladenen Kajak zu
surfen ist ein fantastisches Gefühl. Mir sitzt zwar die Angst im
Nacken, aber auch ein Lächeln im Gesicht. Ich korrigiere den Kurs
so gut wie möglich. Das bedarf eines kräftigen Drucks am Paddel,
den das Gewicht der Wassermassen ist gewaltig. Die Welle drückt
mich zur Seite. Ich steche mit dem Paddel auf Schulterhöhe in den
Brecher und werde über längere Zeit seitlich in der Gischt
mitgenommen. Anschließend drehe ich das Boot so schnell wie möglich
um den Schub der nächsten Welle auszunützen und die
verbleibenden Meter Richtung Ufer zu gleiten. Es treibt mich den
Strand hoch. Ich springe aus dem Kajak und ziehe es rasch höher.
Das Grinsen im Gesicht ist mittlerweile einem Jubelschrei
gewichen. Noch voller Adrenalin nach diesem wilden Wellenritt
blicken wir zurück. Unaufhörlich donnern die Wellen an Land. 280
Kilometer entlang der wilden Nordwestküste Palawans haben wir zurückgelegt
um von El Nido nach Sabang zu gelangen. Ein einmaliges Abenteuer
geht zu Ende.
Die
erste Befahrung der Nordwestküste Palawans von El Nido nach
Sabang!*
The
first exploration of the northwestern coast of Palawan
from
El Nido to Sabang in Sea Kayaks**
 |
Vielen Dank unseren Sponsoren für Ihre
Unterstützung !
Many thanks to our sponsors for their
support !


Aufgrund unserer
Zusammenarbeit mit TRAK kayaks sind wir Teil des
Pro Team of
Ambassadors
Hier
unser
Profil auf www.rethinkkayak.com/experience-adventure-team.html
Auf Facebook gibt es bei TRAK kayaks
27 unserer Bilder zu sehen. Zum
Fotoalbum >>
|
|
* Trotz intensiver Recherche
habe wir keinen Hinweis für eine bisher durchgeführte
Befahrung dieses Küstenabschnitts mit Seekajaks gefunden. Sollte es eine
solche aber schon zuvor gegeben haben, dann bitte um
diesbezügliche Kontaktaufnahme. Danke.
** An intensive research
showed no signs of a previous journey with
sea kayaks along this part of the coastline. If you have any other information - please contact
us. Thank you. |
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