|
|
Tangaroa, der Name ist die Bezeichnung der Maori, der Ureinwohner Neuseelands, für den Gott der Meere. Unsere beeindruckenden ersten Seekajakerfahrungen in Neuseeland waren der Grundstein für dieses Projekt. In Erinnerung an diese Erlebnisse, und um den Herrscher der Ozeane milde zu stimmen tauften wir unser Boot in seinem Namen. Wir brachen auf um die Küsten der verschiedensten Länder mit dem Kajak zu befahren. Das Meer hielt viele Überraschungen für uns bereit. Vieles lief ganz anders als wir es uns gedacht hatten. Wir lebten mit den Einheimischen auf einer kleinen Insel in Fidschi, wir paddelten in fast 3 Meter hohen Wellen vor Australien, wir lernten einen amerikanischen Seefahrer kennen und segelten mit einem Katamaran über 1000 km entlang des Great Barrier Reefs bis nach Brisbane und wir befuhren mit unserem Kajak 300 km der Südwestküste Thailands auf den Spuren der Piraten. Wir haben uns auf eine Reise ins Unbekannte eingelassen und wurden reichlich dafür belohnt:
_______________________________________ Hier ein Auszug aus dem Original Expeditionstagebuch. Ich habe den Text, rückblickend auf den Reisebeginn, nach der Flucht vor einem starken Unwetter auf der Insel Kadavu in Fidschi am Abend in einer Hütte verfaßt. Die Zeilen sollten auch die Motivation und die Vorbereitungen hinter unserer Unternehmung beleuchten - es handelt sich um eine ungekürzte Textpassage "Sa. 14.Sept. 02 Papageno Eco
Resort, Kadavu, Fiji
– 8.45 p.m.
Die Eintragungen in dieses Reisetagebuch beginnen am 8.Tag
nach unserer Ankunft in Fiji. Das Wetter ist schlecht: Regen, Sturm bis
zu 35 Knoten (über 60 km/h). Wir sind nun den zweiten Tag hier. Die Launen der
Natur machen ein Weiterkommen mit dem Seekajak unmöglich. Es heißt abwarten
und auf eine Besserung der Wettersituation hoffen. Was bisher geschah:
Schon die letzten
Reisevorbereitungen am Tag der Abreise waren turbulent. Es galt noch einiges zu
erledigen. Die Organisation der vorläufig mit der Dauer eines halben Jahres
angesetzten Reise war zwar lange abgeschlossen, die umfangreiche Ausrüstung
jedoch musste noch gut geschützt verpackt werden. Des weiteren war ein
Abendessen geplant. Doch auch danach waren noch einige Dinge ausständig:
e-mails checken und beantworten, ein paar Bewerbungen für die Zeit nach der
Reise fertigstellen (spät, aber es musste sein – Nathalie) ... Schließlich, nach nur 45 Minuten
Schlaf, brachen wir gegen 6.30 a.m. am Donnerstag, 5. September 2002 zum
Flughafen Schwechat bei Wien auf.
Die Reise sollte uns zuerst über
London nach Los Angeles und dann weiter nach Nadi, Fiji, führen. Die Route nach
Amerika verlief über Grönland. Ein Loch in der Wolkendecke tat sich auf wir
hatten freien Blick über das ewige Eis im Norden. Was für ein Kontrast zu
unserem Reiseziel. In Los Angeles hatten wir 7 Stunden Zeit zu überbrücken.
Wir nahmen einen Bus in die Stadt um ein GPS-Gerät zu kaufen – wer weiß, ob
es uns auf unserer Reise nicht einmal nützlich werden könnte. Aufgrund des Fluges Richtung
Westen zögerte sich für uns der Sonnenuntergang lange hinaus. Dieser Tag hatte
über 20 sonnenerhellte Sunden gehabt. Auf dem Flug von L.A. nach Nadi hingegen
war es ewige Nacht. Es war der angenehmere der beiden 11 Stunden Flüge. Die Maschine war nicht ganz ausgelastet,
das heißt, wir konnten relativ bequem für
ein paar Stunden schlafen. Die Landung auf Fidschi vollzog sich noch im Dunkel der
Nacht. Erst der Blick aus dem Flughafengebäude im beginnenden Morgengrauen eröffnete
uns die ersten Eindrücke von diesem Land im Südpazifik.
Diese Geschichte handelt von
einer halbjährigen Reise zu zweit um die Welt mit einem Seekajak im Gepäck. Die Idee eine Reise auf diese Art
zu unternehmen ist mir eines Tages spontan eingefallen, als ich während meines
Präsenzdienstes im Heeresspital gerade auf dem Weg vom Mittagessen zurück in
den Untersuchungsraum war. Sofort musste ich meiner Freundin Nathalie per
Telefon von meinem Geistesblitz berichten. Bis zum Beginn meines Turnus bei der
Gemeinde Wien würde es noch eineinhalb Jahre dauern. Den Dienst beim
Bundesheer, für den ich mich freiwillig länger verpflichtet hatte und der mir
ebenfalls für meine Turnuszeit angerechnet wird, konnte ich noch ungefähr ein
halbes Jahr ausüben. Danach wäre eine weitere Verlängerung nicht möglich
gewesen und
ich hätte ein weiteres Jahr Zeit, das ich auf irgendeine Art überbrücken
müsste, bis ich meine Ausbildung in einem Gemeindespital der Stadt Wien
beginnen könnte. Warum also nicht die Gelegenheit
beim Schopf packen ?! Einmal eine richtig lange Reise
zu unternehmen ist ein Vorhaben, das mir eigentlich schon immer vorgeschwebt
ist. Meine längsten Reisen waren maximal fünf Wochen lang gewesen. Das ist
zwar auch eine lange Zeit, in der man viel erleben kann, aber das Ende der
Unternehmung ist doch von Beginn an sehr nahe. Ein halbes Jahr unterwegs zu sein
heißt mehr als nur "Urlaub" zu machen. Ein halbes Jahr unterwegs zu sein
heißt einen komplett anderen, teilweise ungewissen Alltag zu leben. Wieso haben wir uns ausgerechnet
für ein Seekajak entschieden ? Auf den Spuren Abel Tasmans Die Art, wie wir reisen wollen,
ist ein Grund für die Wahl eines Bootes. Wir wollen weg von Touristenströmen,
wir wollen dorthin, wo man nicht so einfach hinkann. Es sind nicht die
sogenannten Hauptattraktionen die auf uns eine so magische Anziehungskraft ausüben,
es sind die vielen Kleinigkeiten, die einem bei dieser anstrengenden Art zu
reisen so täglich passieren, auf die wir neugierig sind. Wir wollen mit den
Menschen in dem jeweiligen Land in Kontakt kommen. Auf eine ungezwungene Art.
Und zwar dort, wo nicht so viele Menschen zu Besuch kommen. Das Meer ist ein ideales Terrain
um sich seinen eigenen Weg zu suchen. Denn es gibt keinen Weg. Und doch gibt es
alle Wege. ...
"
|
|