"True
wisdom is only found far away from people, out in the great
solitude, and it is not found in play but only through suffering.
Solitude and suffering open the human mind, and therefore a shaman
must seek his wisdom there."
Knud Rasmussen
Recorded by
the Greenland ethnographer during his Fifth Thule Expedition from
Greenland to Siberia, 1921 - 1924
Paddeling
in Waddington Channel
Blick auf
die Coastal Mountain Range im Toba Inlet
______________________
Die Straße endet hier in Lund. Um weiter in die Wildnis Kanadas
vorzudringen steigen wir von unseren Rädern auf ein Kajak um. Nur
ein Stück nördlich dieser kleinen Siedlung liegt der Desolation
Sound Marine Park, der größte British Columbias. Dieser
geschützte Bereich umfasst viele Inseln und zerklüftete
Küstenbereiche. Noch weiter im Norden liegt West Redonda Island,
eine, bis auf einen einzigen Bereich (Refuge Cove), so gut wie
unbewohnte Insel. Trifft man im Desolation Sound noch gelegentlich
auf andere Kajaker, so verirrt sich in diesen Bereich kaum mehr
ein Paddler.
Sandstrände wird man hier lange suchen, im Gegenteil, eine
schroffe und felsige, oft steile Küstenlinie erwartet uns. Das
dichte Buschwerk der immerfeuchten Regenwälder reicht, oft
überhängend bis an die Wassergrenze. Bei Ebbe lassen sich am
ehesten steinige Anlandebereiche finden, welche aber von
scharfkantigen Austernbänken übersät sind, was ein Be- und
Entladen des Kajaks im Wasser, oft dem Wind und den Wellen
ausgesetzt, notwendig macht. Gezeitenströmungen erfordern gutes
Timing bei der Routenplanung. Unbeständiges Wetter ist eine
immerwährende Konstante. Aufgrund der Bärengefahr ist Um- und
Vorsicht beim Campieren lebenswichtig. Und mit Pumas muss ebenso
gerechnet werden.
Wildnis pur ! Klingt wie das Paradies. Während Weißkopfseeadler
über uns ihre Kreise hoch oben am Firmament ziehen, läßt uns
jeder Paddelschlag tiefer in die Ursprünglichkeit des kanadischen
Hinterlandes eindringen.
Einträge aus dem Expeditionstagebuch:
25.Juni 2007
Lund - Copeland Islands 11,5 km
Campground, Lund: Sind kurz nach 7 Uhr aufgestanden. Zelt ziemlich
nass. Zum Glück kommt die Sonne langsam hinter den Wolken hervor.
Breiten alles aus. Als wir von Nancy´s Bakery zurückkommen
(Frühstück mit leckersten Cinnamon Buns = Zimtschnecken), ist
alles trocken. Rollen mit den vollbepackten Rädern (inkl.
Essensvorräten für 10 Tage plus Reserverationen) den felsigen
Weg zum Hafen hinunter. Bei Powell River Seakayak steht unser Doppelkajak schon bereit.
Experimentieren mit den
wasserdichten
Radtaschen herum ... und sie passen wirklich in das Kajak hinein -
wir verwenden 2 der Seitentaschen für das Gewand, sowie meine
Anhängertasche (passt in die große Luke in der Mitte) und den
gelben, kleinen Sack mit Zelt, Tarp, Kocher und Geschirr (außen
am Boot, zwar nicht optimal, wegen höherem Schwerpunkt und
Windanfälligkeit, aber der Stauraum innen ist bereits
aufgebraucht !)
Vom Rad direkt ins Kajak
Ca. 2 Std. sind wir mit dem Packen beschäftigt.
Unser Faltkajak bietet etwas mehr Platz, doch die Geduld hat sich
ausgezahlt. Das restliche Gepäck und die Räder mir den
Anhängern lassen wir im Kajakshop.
Startklar
Um 12:50 legen wir ab. Entlang des felsigen Ufers
verlassen wir Lund: Kurs Richtung Norden zu den Copeland Islands.
Leider macht mir eine Sehnenscheidenentzündung zu schaffen, die
ich mir anscheinend vorgestern, beim Kajaktraining mit Ray
zugezogen habe. Auf der Streckseite des linken Unterarms vorne,
knapp über dem Handgelenk breitet sich eine schmerzhafte
Schwellung aus. Doch wir gehen es gemächlich an. Die heutige,
geplante Tagesetappe ist nicht allzu lang. Leider bemerken wir
nach ca. 2,5 km (oder besser zum Glück jetzt und nicht später),
dass wir die Gezeitentabelle vergessen haben. Wir müssen noch
einmal zurück. Nathalie tauscht auch gleich ihr Paddel gegen ein
längeres und besorgt noch einen Schwamm (gehört eigentlich
in jedes Kajak zum Aufsaugen kleinerer Wassermengen).
Dann unser zweiter
Start. Der Copeland Islands Marine Park besteht aus vielen kleinen
und größeren Inseln. Wir gleiten lautlos dahin, beobachten
Seevögel und Weißkopfseeadler. Schließlich werden wir auf der
drittgrößten Insel fündig, was den Zeltplatz für die Nacht
anbelangt.
First Camp, Copeland
Islands
Eine geschützte Bucht mit Lagerfeuerstelle, umgeben
von einem urigen Wald. Kurzer Erholungsspaziergang, Yachten in
Bucht auf anderer Seite. Zum Essen: Thailändisches grünes Curry
mit Gemüse und Reis. Scharf !!! Gemütlicher Ausklang auf dem
steinigen Strand. Heute Glück mit dem Wetter gehabt - meist
sonnig gewesen.
25.Juni 2007
Copeland Islands - Curme Islands 16,8 km
00:30 Wir schrecken aus dem Schlaf hoch
... "Irgendetwas" stürmt durch das Dickicht - polternd,
Äste knacken, es hört sich riesig an - nahe an unserem Zelt vorbei. Einige Meter weiter
scheint "es" stehen geblieben zu sein. Das Ungetüm schnaubt und
keucht für kurze Zeit. Dann Stille. Wir lauschen in die Nacht
hinaus. Ein Bär ? Ein Puma ? Auf dieser kleinen Insel haben wir
nicht mit einem größeren "Raubtier" gerechnet. (Wobei
ein Bär problemlos hierher schwimmen könnte. Von Ray haben wir
das Schauermärchen erzählt bekommen, dass Kajaker einen Grizzley
gesehen haben, der mit Hilfe eines Baumstammes die gesamte Distanz
bis nach Vancouver Island vom Festland zurückgelegt haben soll
!)
Essensvorräte sind im Kajak 15 m entfernt. Es ist umgedreht und
die Lucken sind zu. Sollte nicht durchriechen ;-) (Ist aber sicher
nicht "bärendicht".) Die Ecke des Eilandes in die das
Tier verschwunden ist, ist nicht sehr groß. Wird es zurückkommen
? Und wenn ja, wann ?! Wir haben die Messer griffbereit ... und müssen beide auch noch
aufs Klo ! (Ja, die viele Flüssigkeit am Abend rächt sich jetzt
;-) Also raus in die Dunkelheit. Nichts ist zu erkennen. Kurz
nachdem wir wieder im Zelt sind, kracht es auf der anderen Seite.
It´s back !!! Wieder recht flott. Dann herrscht wieder Stille.
Lange können wir nicht einschlafen. Was, wenn es doch ein Bär
gewesen ist ?!
8:00 Der Wecker läutet. Sind anscheinend
doch
irgendwann eingeschlafen. Keine Spuren des nächtlichen
Störenfriedes. Machen Lagerfeuer. Die letzten 2 Cinnamon Buns
gibt´s zum
Frühstück. Bis wir alles gepackt haben ist es 11 Uhr. Bei Ebbe
legen wir ab. Dadurch sind die viele Seesterne, lila- und
rosafarbene, nun über dem Meeresspiegel in allen Ritzen der
felsigen Küste zum Greifen nahe.
"Intertidal
Life" - Leben zwischen Ebbe und Flut
Heute
längere Etappe. Eine kompakte Wolkendecke hängt über dem Meer.
Die
See ist relativ ruhig. Querung der Thulin Passage zum Festland der
Malaspina Peninsula. Bei Sarah Point passieren wir den Startpunkt
des Sunshine Coast Trails (ein 180 km Fernwanderweg, nur über
Wasserweg erreichbar). Die Wolkendecke wird
dunkler, es
beginnt zu regnen. Nicht sehr viel, weiter kaum Wellen. Auch auf
Zephine Head nehmen wir direkten Kurs. Dann entscheiden wir uns
Mink Island ebenfalls direkt anzufahren. Die Bedingungen sind gut. Somit
steht auch dieser Crossing (Querung) nichts im Wege. Um die Südseite herum
erreichen wir schließlich die kleine Gruppe der Curme Islands.
Ankunft bei Ebbe
Malerisch gelegen,
stellen sie ein gutes Basecamp für die Erkundung des Desolation
Sounds dar. Wir finden einen optimalen Lagerplatz: Auf einer
Anhöhe steht unser Zelt, das Tarp abseits als Außenbereich.
Campaufbau
Gegen
Abend lockert die Wolkendecke auf. Angenehme Temperatur. Morgen
bleibt das Camp stehen. Tagestrip geplant. Hören noch
Wetterbericht am VHF (Funkgerät)
Anmerkung: Mehrere Seeadler (Bald Eagle) auf
Nachbarinsel
27.Juni 2007
Curme Islands - Tenedos Bay - Curme Islands 10,4 km
What a beautiful day
8:00 Wollten eigentlich länger schlafen, aber
die Sonne brennt auf das Zelt und die Temperaturen im Inneren sind
nicht auszuhalten. Stehen auf ! Strahlender Tag. Extreme Ebbe.
Besuchen Nachbarinseln über gezeitenabhängige
Landbrücke. Danach Frühstück: Toast am Lagerfeuer.
Tagestrip zu Tenedos Bay,
vorbei an Robbenkolonie. Kurzer Marsch zu Unwin Lake, stocken
außerdem noch die Wasservorräte auf (filtern 10 l).
Wasserfiltern bei Tenedos
Bay
Krähen haben
Müsliriegel aus Kajak gestohlen und Klopapier zerfetzt
(war, in Plastiksack verschlossen, hinter Sitz deponiert).
Ärgerlich, aber kein großes Malheur. Paddeln gegen Flut zurück,
etwas Klapotis (Kreuzsee) bei ausgesetzter Überfahrt.
"Schräge Enten"
Nach
Rückkehr springen wir nackt in die Fluten ! Ausklang bei
abendlichen Lagerfeuer.
Anmerkung: Zustand der
Sehnenscheidenentzündung stabil, leider nicht besser, nehme 2x
täglich entzündungshemmende Tablette.
Mount Denman
28.Juni 2007
Curme Islands - Roscoe Bay 8,4 km
In der Nacht Regen. Wetter am Morgen: bewölkt,
zeitweise Schauer. Können in kurzer Trockenperiode gleich nach dem
Aufstehen sogar Zelt im Wind trocknen. Als alles verpackt ist,
erneut Regen.
Ausblick über den Homfray
Channel
Lagerfeuer gelingt trotzdem - Toast mit Marmelade
(ab jetzt geht´s an die Müsliration).
Suchen dann Schutz vor dem Regen unter dem Tarp. Brechen erst sehr
spät auf, ca. 12 Uhr. Beim Beladen des Kajaks 30 cm Wellen aus Nordost. Wackelige Angelegenheit. Wegen der großen Ebbe lange
Wege bis zum Wasser.
Verabschieden uns von dem idyllischen
Campplatz auf Curme Islands und den Seeadlern auf der Nachbarinsel
und paddeln Richtung Otter Island. Es beginnt erneut zu regnen.
Umrunden Otter Island und nehmen dann Kurs auf Melville Island.
Starker Regen. Abstecher zu Pringle Rock, eine kleine Felsinsel
mit Seelöwenkolonie. Zig
Seelöwenköpfe beäugen uns neugierig aus dem Wasser.
Sealion
Wollen den
Rest nicht aufschrecken, fahren deshalb nicht ganz heran. Viele folgen
uns ein Stück des Weges. Regen wird noch stärker. Kurs Richtung
Marlebone Point auf West Redonda Island. Bei Überfahrt über
Homfray Channel ruhige Verhältnisse, kaum Wellen. Wegen der
Wassertropfen auf der Meeresoberfläche entsteht das Gefühl einer
Fahrt auf einem Nagelbrett ! Einfahrt in Roscoe Bay. Ein paar
Yachten im Schutz der Bucht.
Roscoe Bay
Möglicher Lagerplatz von einer
Gruppe französicher Kajaker besetzt. Weichen auf kleines Wiesenstück nahe eines Baches ca. 300 m vorher aus. Schöner
Platz. Aber alles ist triefend naß. Wetter kurz besser Campaufbau
im Trockenen. Hängen nasse Kleidung zum Trocknen auf. Essen
unterhalb des Flutniveaus des Wassers abseits des Zeltplatzes (auf
West Redonda gibt es Bären ! Und das Wasser wischt alle Spuren
weg.). Hängen dann Essen entfernt, bärensicher in
ca. 5 m Höhe auf. (Beim ersten Versuch ist morscher Baum unter
der Last zusammengebrochen !!) Dann Fahrt zu Mündung des
Abflusses aus dem "Black Lake", dem schwarzen See.
Rainforest
Sonne
kommt bei kurzer Wanderung hervor. Zurück beim Zelt bald wieder
Regen. Gehen schlafen. Tarp über Zelt gibt etwas mehr Schutz. Es
regnet fast die ganze Nacht durch.
29.Juni 2007
Roscoe Bay - Walsh Cove 16,4 km
In der Früh kurz Sonnenschein - über den schneebedeckten Bergen im Osten allerdings schon dunkle Wolkendecke. Essenssack
hängt noch an dem Baum ca. 50 Meter von uns entfernt. Versuchen
alles zu trocknen (Trocknen entwickelt sich zu einer Art
Lieblingsbeschäftigung ;-). Als wir Kajak bepacken ... Regen. Heute passen
Packsäcke kaum ins Boot. Dann fällt mir auch noch das
Notfallmesser ins Wasser. Kann es nicht mehr finden. Ärgerlich !
Seesterne
Big Star
Kaum sitzen wir im Kajak entleeren sich heftigste Regenfälle über
uns. Nach Ausfahrt aus Roscoe Bay paddeln wir im Waddingten
Channel nach Norden. Heute geht es immer dem Ufer entlang.
Lichtblicke im Dauerregen
Mit der
Flut, die von Süden nach Norden in den Kanal strömt, fahren wir
zügig dahin. Nach Elworthy Island finden wir ein "Hausboot - Cafe"
mitten im Nirgendwo am Ufer. Kaufen 4 Cinnamon - Buns. Werden uns
direkt ins Kajak geliefert.
Hätten das Cafe-Boot fast
übersehen
(Die Besitzer sind erst im Mai vom
nördlichen Ende von Vancouver Island hierher
"übersiedelt" - der viele Küstennebel und die
kälteren Temperaturen haben sie in diese "wärmeren"
Gefilde verschlagen. Verkaufen Snacks und Getränke an
vorbeikommende Segler ... und natürlich auch Kajaker ;-)
Kurz vor dem Wolkenbruch
Kaum legen wir ab geht dann ein
Unwetter ungeahnten Ausmaßes los. Die Sicht verringert sich auf
bis unter 20 m. Sturzflutartige Regenfälle ergießen sich über
uns. Die See ist weiß. Hinter uns ist die komplette Bergkulisse
hinter einer Wolkenwand verdeckt. Dann nimmt die Intensität
weiter zu. Außerdem kommt Wind auf. Von Achtern, aus Süden,
treiben uns heftige Böen vor sich her. Das Ufer ist nicht mehr zu
erkennen. Wir wissen den Kurs, das bereitet uns weniger Sorgen,
nur der stärker werdende Wind macht uns nicht froh. Das Wasser
dringt in alle Ritzen ein. Wir sind trotz der Spritzdecken und
Regenjacken völlig durchnässt. Endlich wird die Intensität des
Unwetters etwas geringer. Der Regen geht weiter, aber die Sicht
ist wieder etwas besser. Wir erkennen Doctor Bay in der Distanz.
Bis Walsh Cove, dem heutigen Etappenziel ist es nicht mehr weit.
Vor der Bucht liegen ein paar kleine Inseln. Wir finden einen
geeigneten Campplatz (der wegen der Ebbe wieder einmal nur mühsam
erreichbar ist). Ausgekühlt und naß errichten wir das Tarp,
ziehen uns trockene Sachen über und bauen das Zelt auf. Die
schlimmste Wetterkapriolen haben wir überstanden. Der Regen
begleitet uns aber bis tief in die Nacht hinein.
30.Juni 2007
Walsh Cove 0 km
Rest Day
Überraschend freundlicher Tagesanbruch. Nach 5 Tagen paddeln ist
heute Ruhetag geplant. Schließlich kommt die Sonne heraus. Im
Anschluß an kurzen Spaziergang auf Nachbarinseln liegen wir ausgiebig auf den
Isomatten vor dem Zelt, kochen Kaiserschmarren, backen Fladenbrot
und lesen. Ein Hoch soll laut Wetterbericht ab Morgen für noch
weniger Wolken sorgen. Mal sehen !
Anmerkung: Gefühl einer leichten Besserung
meiner Tendovaginitis am linken Unterarm.
1.Juli
2007 Walsh Cove - Deer Passage Camp
16,0 km
Recht frisch in der Früh., dann aber mit den
ersten Sonnenstrahlen (!) recht warm. Etwas Wind, der uns gerade
zu Beginn, auf den letzten Metern im Waddington Channel,
entgegenbläst. Toller Ausblick auf die schneebedeckten Gipfel der
Coastal Range im Toba Inlet (fjordartiger Meeresarm) etwas weiter nördlich.
Blick ins Toba Inlet
Ab Dean Point
Kurs Richtung Westen, dem Nordufer von West Redonda Island
entlang. Wind hat nachgelassen. Immer wieder tauchen
Seehundeköpfe auf. Sind heute früh aufgestanden, um mit dem
Ebbstrom zu fahren. Kurze Pause bei Fluß, um Trinkwasservorrat
aufzufüllen. Dann weiter. Einfahrt in Deer Passage Richtung
Südwesten. Finden kleines flaches Wiesenstück auf
hervorspringendem Landpunkt. (Eine Seltenheit ! Meist ist Küste
steil, felsig, Baumbewuchs bis zum Wasser, oft überhängend)
Toller Platz für die Nacht. Schlange (schwarz-gelb, ca. 70 cm)
wohnt in Gestrüpp vor Zelt. Taufen sie "Claudia" ;-)
Darf ich vorstellen ...
Claudia
Laufen ihr immer wieder über den Weg. Im Süden ziehen schon die
ersten dunklen Wolken auf. Herannahendes Tief macht sich, früher
als erhofft, bereits bemerkbar. (Zwischenhoch war nur kleines Gastspiel :-(
Sicherheitshalber Tarp aufgebaut. Nachts beginnt es zur
Abwechslung zu regnen.
High Tech in der Wildnis -
Sichern der Fotos am Laptop
... übrigens: Claudia
wohnt im Buschwerk links im Bild
Anmerkung: Fischotter bei Abfahrt im Wasser
entdeckt.
2.Juli 2007
Deer Passage Camp - Cassel Falls, Teakerne Arm
20,8 km
Nach nasser Nacht folgt ebensolcher Morgen.
Heute Fahrt durch Lewis Channel geplant. Wollen wieder mit
Ebbstrom paddeln. Warten unter Tarp die heftigsten Regengüsse ab und
verabschieden uns dann von "Claudia". Im Lewis Channel können Wind
und Gezeiten für unangenehme Paddelverhältnisse sorgen.
Dahingehend aber optimale Bedingungen. Nur die immer
wiederkehrenden Schauer stören etwas. Vorbei an kleinem
Wasserfall. Ziel: Cassel Falls - großer Wasserfall im Teakerne
Arm.
Cassel Falls
Lange Strecke ohne besondere Vorkommnisse. Finden mögliche
Campstelle in ca. 15 m Höhe auf felsigem, bemoostem Terrain.
Heute besonders hartnäckiger Niederschlag - gönnt uns keine
Pause (höchstens für Minuten). Tarp über Zelt. Essen
Expeditionssnacks (geht schnell, nur heißes Wasser drauf, 10
Minuten warten ... und es schmeckt sogar !), wieder unter dem
Flutniveau (bei allen Zeltplätzen auf West Redonda Island beachten wir
die "Bärenregeln" rigoros !). Gehen früh schlafen. Regen drückt auf die Stimmung.
Anmerkung: Hinter Felsvorsprung taucht beim
Vorbeikajaken plötzlich ein Kopf aus dem Wasser auf. Als er sich
dreht erkennen wir einen Seehund, der einen riesigen Oktopus im
Maul hat und mit dieser wehrhaften Beute schwer zu kämpfen hat.
Kurz später ruht ein junger Seeadler auf einem Ast nur ein paar
Meter über uns und beäugt uns seelenruhig - was für ein
Fotomotiv ! Und beim Wasserfall läuft uns ein Mink (Marderart)
über den Weg.
3.Juli 2007
Cassel Falls, Teakerne Arm - Martin Islands 16,8
km
Und er will nicht aufhören, der Regen !!! Starren unter
unserer grünen Plane in die Bucht hinaus. Sieht noch schlimmer
aus als gestern.
Trübe Aussicht nach der
nassesten Nacht
Nach längerem Warten packen wir trotzdem alles
ins Boot, wir müssen weiter. Die Fahrt aus dem Teakerne Arm wird interessant. Wellen
von achtern, backbord (also links, hinten ;-) und Wind aus
diversen Richtungen sorgen für konzentrierte Paddelschläge.
Gegen Ende des Meeresarms bis zu 50 cm Wellenhöhe. Wir sind mit
diesem Antrieb erfreulich schnell wieder im Lewis Channel. Zur
weiteren Freude heitert es nach und nach auf. Die ersten Flecken
blauen Himmels werden sichtbar. Wir entledigen uns der
Regenjacken. Dann berühren die ersten Sonnestrahlen die Haut.
Herrlich ! Bis Refuge Cove ist es nicht mehr weit. Nach 9 Tagen
treffen wir auf den ersten "Yachthafen", zwar sehr
klein, aber "fein" ... mit Lebensmittelladen und Cafe.
Kajak im Hafen von Refuge
Cove
Wir machen
kurz Pause bei Kaffe und Kuchen, kaufen noch ein paar Leckereien
für den Abend und fahren noch ein paar Kilometer bis zu den
Martin Islands. Wieder bietet eine nach Westen ausgerichtete
Landzunge beste Verhältnisse für die letzte Nacht "on
Tour". (Nach Erkundung einiger, weniger geeigneter Plätze.
Aber wer suchet, der findet !) Landen an steiler Felswand an.
Entladen das Boot. Finden dann auf der anderen Seite schräge
Felsrampe und "parken" das Boot um. Wenn der
Wetterbericht stimmt, soll sich dieses Hoch stabilisieren.
Wenn dem so ist, dann gehen die Sonnentage (Tage mit wenigstens
ein bisschen Sonne) mit 5,5 zu 4,5 in Führung. (Das heute können
wir nur als halben Tag zählen ... , denn so naß haben wir das Zelt während
der gesamten Tour nicht eingepackt !) Das finale Lagerfeuer
gelingt besonders gut.
Sunset am letzten Abend
Anmerkung: Überraschen unerwartet ein
Robbenpärchen beim Faulenzen in der Sonne auf einem
Felsvorsprung, als wir wieder einmal um ein unübersichtliches
"Eck" kajaken. Wissen zuerst nicht, ob sie vor uns
flüchten sollen. Starren uns mit ihren riesigen schwarzen
Kulleraugen an ... und ergreifen dann doch die Flucht.
4.Juli 2007
Martin Islands - Lund 18,0 km
Blauer Himmel ! Frühstück mit Blick Richtung
Strait of Georgia. Der bisher schönste Tagesanbruch.
What a magical day ...
Wir
schließen den Kreis mit der Querung zu Kinghorn Island und dann
zum Festland bei Sarah Point, welchen wir am Tag 2 passiert haben.
Der Wind bläst zwar nicht wie prognostiziert aus Nordwest (was
hier gutes Wetter bedeutet), sondern aus Südwest, aber was soll´s...
Hauptsache Sonne. Heute paddeln wir meist weit weg vom Ufer,
steuern nach den Copeland Island noch Major Islet an, eine kleine
Felsinsel noch weiter westlich, bei der wir uns eine weitere
Begegnung mit Seehunden oder Robben erhoffen. Aber gerade keine Gruppe
auf der Insel.
Oystercatcher
Doch als Belohnung für die Mühe der zusätzlichen
Meter folgt auf dem Fuße... 2 Delphine springen nur 100 m vor uns
synchron aus dem Wasser. Atemberaubend ! Nach weiteren 4,5
Kilometern und unserer definitiv letzten Crossing (Querung), laufen wir im
Hafen von Lund ein. Es ist 16:45, 15 Minuten vor unserer
angegebenen Rückkehrzeit. Das ist Timing ! (Aber bei den
Wetterverhältnissen haben wir es nicht eilig gehabt ;-)
Gesamtstrecke:
135,1 km - 9 Paddeltage, 1 Ruhetag
Nachwort
Obwohl mit Anfang Juli hier die Hauptsaison beginnt (Ferienzeit),
haben wir nur wenige andere Paddler getroffen, und das nur im
Bereich des Desolation Sounds im Süden, am Anfang der Tour.
Yachten schippern gelegentlich durch die Kanäle, aber sonst sind
wir immer allein gewesen. Die Bärengefahr ist eine
ernstzunehmende Angelegenheit. Auf den größeren Inseln muß mit
Schwarzbären, auf dem Festland auch mit Grizzleys, gerechnet
werden. Aber unser nächtliches Erlebnis auf den Copeland Islands
lässt uns nicht sicher ausschließen, daß es sich nicht
vielleicht doch um einen Bären gehandelt haben könnte. Und, daß
es vielleicht doch auch auf den kleineren Inseln gilt, alles
bärensicher zu verwahren. Das Wetter haben wir von allen Seiten
erlebt. Und ein Sonnentag nach so viel Regen ist ein noch viel
wertvolleres Geschenk. Aber auch die nassen Tage haben immer eine
positive Überraschung für uns bereit gehalten, vor allem was
Tiersichtungen anbelangt. Der Wind hat es zumeist gut mit uns
gemeint. Die Mosquitos ... nicht ! Aber nie hätten wir gedacht,
so viele malerische Campplätze im Einklang mit der Natur zu
finden.
Tiersichtungen:
Tausende Mosquitos, hunderte
Seesterne und Fische und Quallen, zig Seehunde und
Robben, Seeadler, andere Greifvögel und Enten aller Art, viele
Schlangen (neben "Claudia" unserer
"Hausschlange"), einige Seegurken, zwei
Otter und ein Delphinpärchen, einen Mink und einen
Oktopus (im Maul eines Seehundes) und vielleicht einen
... Bären ?!
Wir entschuldigen uns hiermit
ausdrücklich bei allen anderen Tieren, die wir zwar auch noch
gesehen haben, die wir aber aus Platzgründen nicht mehr
namentlich erwähnen können.
Be(a)ware of the bear:
Anzahl der
Bärenbegegnungen in Kanada somit derzeit: 1,5
Der eine Schwarzbär
vom 3.Radtag kurz vor Lund und eben dieser "Vielleicht-ein-Bär-aber-was-soll-es-denn-sonst-gewesen-sein"
Jetzt sind zwei Tage Pause angesagt, dann geht
es weiter Richtung Vancouver Island.
Into the Wild
Wo
sind wir Daten und Fakten zum
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