H o m e

B a s e c a m p P h i l o s o p h i e N e w s Ü b e r  u n s R e i s e n  &  E x p e d i t i o n e n P h o t o g r a p h i e H O C H - F O R M . a t G e d a n k e n

 

N a v i g a t o r

        

      

 TIPPS zum Surfen

   - "Zurück" in der Explorerleiste:

       Zurück zur vorher besuchten Seite

   - Back to Basecamp:

       Zum Inhaltsverzeichnis 

   - Nach oben:

       Zur thematisch übergeordneten Seite 

   - Reisen & Expeditionen:

       Überblick aller Reiseberichte

 

Nach oben

Kontakt & Anfragen

über unser Gästebuch

Guestbook

 

 

Sport - Reise - Höhenmedizin uvm.

 

 

Beratung - Diagnostik - Training

 

Mehr Infos auf www.HOCH-FORM.at >>

 

 

 

16 Monaten mit Mountainbikes 

von Wien bis nach Australien

Alle Infos zu unserer Radweltreise

"Ärzte radeln für Ärzte ohne Grenzen" >>

 

 

 

Sponsoren

Anmerkung: Nur Produktsponsoring (Teile der Ausrüstung). Finanziert wurden alle Projekte ausschließlich mit eigenen Mitteln!

 

Projekte 

mit Sponsorbeteiligung:

 

- Around the World 2 -

Mit Mountainbikes

von Wien nach Australien

2006 - 2008

 

- Around the World 1 -

Mit einem Faltkajak

im Gepäck um die Welt

2002 - 2003

 

 

Canada

 

 6.Juli 2007     Seakayaking in Desolation Sound around West Redonda Island

Paddeling along the We(s)t Coast

 Lund, British Columbia, Kanada   

 

"True wisdom is only found far away from people, out in the great solitude, and it is not found in play but only through suffering. Solitude and suffering open the human mind, and therefore a shaman must seek his wisdom there."

Knud Rasmussen
 
Recorded by the Greenland ethnographer during his Fifth Thule Expedition from Greenland to Siberia, 1921 - 1924
 
 
 
Paddeling in Waddington Channel
 
Blick auf die Coastal Mountain Range im Toba Inlet

______________________

          Die Straße endet hier in Lund. Um weiter in die Wildnis Kanadas vorzudringen steigen wir von unseren Rädern auf ein Kajak um. Nur ein Stück nördlich dieser kleinen Siedlung liegt der Desolation Sound Marine Park, der größte British Columbias. Dieser geschützte Bereich umfasst viele Inseln und zerklüftete Küstenbereiche. Noch weiter im Norden liegt West Redonda Island, eine, bis auf einen einzigen Bereich (Refuge Cove), so gut wie unbewohnte Insel. Trifft man im Desolation Sound noch gelegentlich auf andere Kajaker, so verirrt sich in diesen Bereich kaum mehr ein Paddler. 

          Sandstrände wird man hier lange suchen, im Gegenteil, eine schroffe und felsige, oft steile Küstenlinie erwartet uns. Das dichte Buschwerk der immerfeuchten Regenwälder reicht, oft überhängend bis an die Wassergrenze. Bei Ebbe lassen sich am ehesten steinige Anlandebereiche finden, welche aber von scharfkantigen Austernbänken übersät sind, was ein Be- und Entladen des Kajaks im Wasser, oft dem Wind und den Wellen ausgesetzt, notwendig macht. Gezeitenströmungen erfordern gutes Timing bei der Routenplanung. Unbeständiges Wetter ist eine immerwährende Konstante. Aufgrund der Bärengefahr ist Um- und Vorsicht beim Campieren lebenswichtig. Und mit Pumas muss ebenso gerechnet werden.  

          Wildnis pur ! Klingt wie das Paradies. Während Weißkopfseeadler über uns ihre Kreise hoch oben am Firmament ziehen, läßt uns jeder Paddelschlag tiefer in die Ursprünglichkeit des kanadischen Hinterlandes eindringen.

 

Einträge aus dem Expeditionstagebuch:

25.Juni 2007   Lund - Copeland Islands   11,5 km

          Campground, Lund: Sind kurz nach 7 Uhr aufgestanden. Zelt ziemlich nass. Zum Glück kommt die Sonne langsam hinter den Wolken hervor. Breiten alles aus. Als wir von Nancy´s Bakery zurückkommen (Frühstück mit leckersten Cinnamon Buns = Zimtschnecken), ist alles trocken. Rollen mit den vollbepackten Rädern (inkl. Essensvorräten für 10 Tage plus Reserverationen) den felsigen Weg zum Hafen hinunter. Bei Powell River Seakayak steht unser Doppelkajak schon bereit. Experimentieren mit den wasserdichten Radtaschen herum ... und sie passen wirklich in das Kajak hinein - wir verwenden 2 der Seitentaschen für das Gewand, sowie meine Anhängertasche (passt in die große Luke in der Mitte) und den gelben, kleinen Sack mit Zelt, Tarp, Kocher und Geschirr (außen am Boot, zwar nicht optimal, wegen höherem Schwerpunkt und Windanfälligkeit, aber der Stauraum innen ist bereits aufgebraucht !) 

Vom Rad direkt ins Kajak

          Ca. 2 Std. sind wir mit dem Packen beschäftigt. Unser Faltkajak bietet etwas mehr Platz, doch die Geduld hat sich ausgezahlt. Das restliche Gepäck und die Räder mir den Anhängern lassen wir im Kajakshop. 

Startklar

          Um 12:50 legen wir ab. Entlang des felsigen Ufers verlassen wir Lund: Kurs Richtung Norden zu den Copeland Islands. Leider macht mir eine Sehnenscheidenentzündung zu schaffen, die ich mir anscheinend vorgestern, beim Kajaktraining mit Ray zugezogen habe. Auf der Streckseite des linken Unterarms vorne, knapp über dem Handgelenk breitet sich eine schmerzhafte Schwellung aus. Doch wir gehen es gemächlich an. Die heutige, geplante Tagesetappe ist nicht allzu lang. Leider bemerken wir nach ca. 2,5 km (oder besser zum Glück jetzt und nicht später), dass wir die Gezeitentabelle vergessen haben. Wir müssen noch einmal zurück. Nathalie tauscht auch gleich ihr Paddel gegen ein längeres  und besorgt noch einen Schwamm (gehört eigentlich in jedes Kajak zum Aufsaugen kleinerer Wassermengen). 

          Dann unser zweiter Start. Der Copeland Islands Marine Park besteht aus vielen kleinen und größeren Inseln. Wir gleiten lautlos dahin, beobachten Seevögel und Weißkopfseeadler. Schließlich werden wir auf der drittgrößten Insel fündig, was den Zeltplatz für die Nacht anbelangt.

First Camp, Copeland Islands

Eine geschützte Bucht mit Lagerfeuerstelle, umgeben von einem urigen Wald. Kurzer Erholungsspaziergang, Yachten in Bucht auf anderer Seite. Zum Essen: Thailändisches grünes Curry mit Gemüse und Reis. Scharf !!! Gemütlicher Ausklang auf dem steinigen Strand. Heute Glück mit dem Wetter gehabt - meist sonnig gewesen.

 

25.Juni 2007   Copeland Islands - Curme Islands   16,8 km

          00:30  Wir schrecken aus dem Schlaf hoch ... "Irgendetwas" stürmt durch das Dickicht - polternd, Äste knacken, es hört sich riesig an - nahe an unserem Zelt vorbei. Einige Meter weiter scheint "es" stehen geblieben zu sein. Das Ungetüm schnaubt und keucht für kurze Zeit. Dann Stille. Wir lauschen in die Nacht hinaus. Ein Bär ? Ein Puma ? Auf dieser kleinen Insel haben wir nicht mit einem größeren "Raubtier" gerechnet. (Wobei ein Bär problemlos hierher schwimmen könnte. Von Ray haben wir das Schauermärchen erzählt bekommen, dass Kajaker einen Grizzley gesehen haben, der mit Hilfe eines Baumstammes die gesamte Distanz bis nach Vancouver Island vom Festland zurückgelegt haben soll !)  

Essensvorräte sind im Kajak 15 m entfernt. Es ist umgedreht und die Lucken sind zu. Sollte nicht durchriechen ;-) (Ist aber sicher nicht "bärendicht".) Die Ecke des Eilandes in die das Tier verschwunden ist, ist nicht sehr groß. Wird es zurückkommen ? Und wenn ja, wann ?! Wir haben die Messer griffbereit ... und müssen beide auch noch aufs Klo ! (Ja, die viele Flüssigkeit am Abend rächt sich jetzt ;-) Also raus in die Dunkelheit. Nichts ist zu erkennen. Kurz nachdem wir wieder im Zelt sind, kracht es auf der anderen Seite. It´s back !!! Wieder recht flott. Dann herrscht wieder Stille. Lange können wir nicht einschlafen. Was, wenn es doch ein Bär gewesen ist ?!

          8:00  Der Wecker läutet. Sind anscheinend doch irgendwann eingeschlafen. Keine Spuren des nächtlichen Störenfriedes. Machen Lagerfeuer. Die letzten 2 Cinnamon Buns gibt´s zum Frühstück. Bis wir alles gepackt haben ist es 11 Uhr. Bei Ebbe legen wir ab. Dadurch sind die viele Seesterne, lila- und rosafarbene, nun über dem Meeresspiegel in allen Ritzen der felsigen Küste zum Greifen nahe. 

"Intertidal Life" - Leben zwischen Ebbe und Flut

Heute längere Etappe. Eine kompakte Wolkendecke hängt über dem Meer. Die See ist relativ ruhig. Querung der Thulin Passage zum Festland der Malaspina Peninsula. Bei Sarah Point passieren wir den Startpunkt des Sunshine Coast Trails (ein 180 km Fernwanderweg, nur über Wasserweg erreichbar). Die Wolkendecke wird dunkler, es beginnt zu regnen. Nicht sehr viel, weiter kaum Wellen. Auch auf Zephine Head nehmen wir direkten Kurs. Dann entscheiden wir uns Mink Island ebenfalls direkt anzufahren. Die Bedingungen sind gut. Somit steht auch dieser Crossing (Querung) nichts im Wege. Um die Südseite herum erreichen wir schließlich die kleine Gruppe der Curme Islands. 

Ankunft bei Ebbe

         Malerisch gelegen, stellen sie ein gutes Basecamp für die Erkundung des Desolation Sounds dar. Wir finden einen optimalen Lagerplatz: Auf einer Anhöhe steht unser Zelt, das Tarp abseits als Außenbereich. 

Campaufbau

Gegen Abend lockert die Wolkendecke auf. Angenehme Temperatur. Morgen bleibt das Camp stehen. Tagestrip geplant. Hören noch Wetterbericht am VHF (Funkgerät)

Anmerkung: Mehrere Seeadler (Bald Eagle) auf Nachbarinsel

 

27.Juni 2007   Curme Islands - Tenedos Bay - Curme Islands   10,4 km

What a beautiful day

          8:00 Wollten eigentlich länger schlafen, aber die Sonne brennt auf das Zelt und die Temperaturen im Inneren sind nicht auszuhalten. Stehen auf ! Strahlender Tag. Extreme Ebbe. Besuchen Nachbarinseln über gezeitenabhängige Landbrücke. Danach Frühstück: Toast am Lagerfeuer. 

          Tagestrip zu Tenedos Bay, vorbei an Robbenkolonie. Kurzer Marsch zu Unwin Lake,  stocken außerdem noch die Wasservorräte auf (filtern 10 l). 

Wasserfiltern bei Tenedos Bay

          Krähen haben Müsliriegel aus Kajak gestohlen und Klopapier  zerfetzt (war, in Plastiksack verschlossen, hinter Sitz deponiert). Ärgerlich, aber kein großes Malheur. Paddeln gegen Flut zurück, etwas Klapotis (Kreuzsee) bei ausgesetzter Überfahrt. 

"Schräge Enten"

Nach Rückkehr springen wir nackt in die Fluten ! Ausklang bei abendlichen Lagerfeuer.

Anmerkung: Zustand der Sehnenscheidenentzündung stabil, leider nicht besser, nehme 2x täglich entzündungshemmende Tablette.

Mount Denman

 

28.Juni 2007   Curme Islands - Roscoe Bay   8,4 km

          In der Nacht Regen. Wetter am Morgen: bewölkt, zeitweise Schauer. Können in kurzer Trockenperiode gleich nach dem Aufstehen sogar Zelt im Wind trocknen. Als alles verpackt ist, erneut Regen. 

Ausblick über den Homfray Channel

          Lagerfeuer gelingt trotzdem - Toast mit Marmelade (ab jetzt geht´s an die Müsliration). Suchen dann Schutz vor dem Regen unter dem Tarp. Brechen erst sehr spät auf, ca. 12 Uhr. Beim Beladen des Kajaks 30 cm Wellen aus Nordost. Wackelige Angelegenheit. Wegen der großen Ebbe lange Wege bis zum Wasser. 

Verabschieden uns von dem idyllischen Campplatz auf Curme Islands und den Seeadlern auf der Nachbarinsel und paddeln Richtung Otter Island. Es beginnt erneut zu regnen. Umrunden Otter Island und nehmen dann Kurs auf Melville Island. Starker Regen. Abstecher zu Pringle Rock, eine kleine Felsinsel mit Seelöwenkolonie. Zig Seelöwenköpfe beäugen uns neugierig aus dem Wasser. 

Sealion

Wollen den Rest  nicht aufschrecken, fahren deshalb nicht ganz heran. Viele folgen uns ein Stück des Weges. Regen wird noch stärker. Kurs Richtung Marlebone Point auf West Redonda Island. Bei Überfahrt über Homfray Channel ruhige Verhältnisse, kaum Wellen. Wegen der Wassertropfen auf der Meeresoberfläche entsteht das Gefühl einer Fahrt auf einem Nagelbrett ! Einfahrt in Roscoe Bay. Ein paar Yachten im Schutz der Bucht. 

Roscoe Bay

          Möglicher Lagerplatz von einer Gruppe französicher Kajaker besetzt. Weichen auf kleines Wiesenstück nahe eines Baches ca. 300 m vorher aus. Schöner Platz. Aber alles ist triefend naß. Wetter kurz besser Campaufbau im Trockenen. Hängen nasse Kleidung zum Trocknen auf. Essen unterhalb des Flutniveaus des Wassers abseits des Zeltplatzes (auf West Redonda gibt es Bären ! Und das Wasser wischt alle Spuren weg.). Hängen dann Essen entfernt, bärensicher in ca. 5 m Höhe auf. (Beim ersten Versuch ist morscher Baum unter der Last zusammengebrochen !!) Dann Fahrt zu Mündung des Abflusses aus dem "Black Lake", dem schwarzen See. 

Rainforest

Sonne kommt bei kurzer Wanderung hervor. Zurück beim Zelt bald wieder Regen. Gehen schlafen. Tarp über Zelt gibt etwas mehr Schutz. Es regnet fast die ganze Nacht durch.

 

29.Juni 2007   Roscoe Bay - Walsh Cove   16,4 km

          In der Früh kurz Sonnenschein - über den schneebedeckten Bergen im Osten allerdings schon dunkle Wolkendecke. Essenssack hängt noch an dem Baum ca. 50 Meter von uns entfernt. Versuchen alles zu trocknen (Trocknen entwickelt sich zu einer Art Lieblingsbeschäftigung ;-). Als wir Kajak bepacken ... Regen. Heute passen Packsäcke kaum ins Boot. Dann fällt mir auch noch das Notfallmesser ins Wasser. Kann es nicht mehr finden. Ärgerlich ! 

Seesterne

Big Star

          Kaum sitzen wir im Kajak entleeren sich heftigste Regenfälle über uns. Nach Ausfahrt aus Roscoe Bay paddeln wir im Waddingten Channel nach Norden. Heute geht es immer dem Ufer entlang. 

Lichtblicke im Dauerregen

          Mit der Flut, die von Süden nach Norden in den Kanal strömt, fahren wir zügig dahin. Nach Elworthy Island finden wir ein "Hausboot - Cafe" mitten im Nirgendwo am Ufer. Kaufen 4 Cinnamon - Buns. Werden uns direkt ins Kajak geliefert. 

Hätten das Cafe-Boot fast übersehen

(Die Besitzer sind erst im Mai vom nördlichen Ende von Vancouver Island hierher "übersiedelt" - der viele Küstennebel und die kälteren Temperaturen haben sie in diese "wärmeren" Gefilde verschlagen.  Verkaufen Snacks und Getränke an vorbeikommende Segler ... und natürlich auch Kajaker ;-)  

Kurz vor dem Wolkenbruch

          Kaum legen wir ab geht dann ein Unwetter ungeahnten Ausmaßes los. Die Sicht verringert sich auf bis unter 20 m. Sturzflutartige Regenfälle ergießen sich über uns. Die See ist weiß. Hinter uns ist die komplette Bergkulisse hinter einer Wolkenwand verdeckt. Dann nimmt die Intensität weiter zu. Außerdem kommt Wind auf. Von Achtern, aus Süden, treiben uns heftige Böen vor sich her. Das Ufer ist nicht mehr zu erkennen. Wir wissen den Kurs, das bereitet uns weniger Sorgen, nur der stärker werdende Wind macht uns nicht froh. Das Wasser dringt in alle Ritzen ein. Wir sind trotz der Spritzdecken und Regenjacken völlig durchnässt. Endlich wird die Intensität des Unwetters etwas geringer. Der Regen geht weiter, aber die Sicht ist wieder etwas besser. Wir erkennen Doctor Bay in der Distanz. Bis Walsh Cove, dem heutigen Etappenziel ist es nicht mehr weit. Vor der Bucht liegen ein paar kleine Inseln. Wir finden einen geeigneten Campplatz (der wegen der Ebbe wieder einmal nur mühsam erreichbar ist). Ausgekühlt und naß errichten wir das Tarp, ziehen uns trockene Sachen über und bauen das Zelt auf. Die schlimmste Wetterkapriolen haben wir überstanden. Der Regen begleitet uns aber bis tief in die Nacht hinein.

 

30.Juni 2007   Walsh Cove   0 km

Rest Day

          Überraschend freundlicher Tagesanbruch. Nach 5 Tagen paddeln ist heute Ruhetag geplant. Schließlich kommt die Sonne heraus. Im Anschluß an kurzen Spaziergang auf Nachbarinseln liegen wir ausgiebig auf den Isomatten vor dem Zelt, kochen Kaiserschmarren, backen Fladenbrot und lesen. Ein Hoch soll laut Wetterbericht ab Morgen für noch weniger Wolken sorgen. Mal sehen !

Anmerkung: Gefühl einer leichten Besserung meiner Tendovaginitis am linken Unterarm.

 

1.Juli 2007   Walsh Cove - Deer Passage Camp   16,0 km

          Recht frisch in der Früh., dann aber mit den ersten Sonnenstrahlen (!) recht warm. Etwas Wind, der uns gerade zu Beginn, auf den letzten Metern im Waddington Channel, entgegenbläst. Toller Ausblick auf die schneebedeckten Gipfel der Coastal Range im Toba Inlet (fjordartiger Meeresarm) etwas weiter nördlich. 

Blick ins Toba Inlet

          Ab Dean Point Kurs Richtung Westen, dem Nordufer von West Redonda Island entlang. Wind hat nachgelassen. Immer wieder tauchen Seehundeköpfe auf. Sind heute früh aufgestanden, um mit dem Ebbstrom zu fahren. Kurze Pause bei Fluß, um Trinkwasservorrat aufzufüllen. Dann weiter. Einfahrt in Deer Passage Richtung Südwesten. Finden kleines flaches Wiesenstück auf hervorspringendem Landpunkt. (Eine Seltenheit ! Meist ist Küste steil, felsig, Baumbewuchs bis zum Wasser, oft überhängend) Toller Platz für die Nacht. Schlange (schwarz-gelb, ca. 70 cm) wohnt in Gestrüpp vor Zelt. Taufen sie "Claudia" ;-) 

Darf ich vorstellen ... Claudia

Laufen ihr immer wieder über den Weg. Im Süden ziehen schon die ersten dunklen Wolken auf. Herannahendes Tief macht sich, früher als erhofft, bereits bemerkbar. (Zwischenhoch war nur kleines Gastspiel :-( Sicherheitshalber Tarp aufgebaut. Nachts beginnt es zur Abwechslung zu regnen. 

High Tech in der Wildnis - Sichern der Fotos am Laptop

... übrigens: Claudia wohnt im Buschwerk links im Bild

Anmerkung: Fischotter bei Abfahrt im Wasser entdeckt.

 

2.Juli 2007   Deer Passage Camp - Cassel Falls, Teakerne Arm   20,8 km

          Nach nasser Nacht folgt ebensolcher Morgen. Heute Fahrt durch Lewis Channel geplant. Wollen wieder mit Ebbstrom paddeln. Warten unter Tarp die heftigsten Regengüsse ab und verabschieden uns dann von "Claudia". Im Lewis Channel können Wind und Gezeiten für unangenehme Paddelverhältnisse sorgen. Dahingehend aber optimale Bedingungen. Nur die immer wiederkehrenden Schauer stören etwas. Vorbei an kleinem Wasserfall. Ziel: Cassel Falls - großer Wasserfall im Teakerne Arm. 

Cassel Falls

          Lange Strecke ohne besondere Vorkommnisse. Finden mögliche Campstelle in ca. 15 m Höhe auf felsigem, bemoostem Terrain. Heute besonders hartnäckiger Niederschlag - gönnt uns keine Pause (höchstens für Minuten). Tarp über Zelt. Essen Expeditionssnacks (geht schnell, nur heißes Wasser drauf, 10 Minuten warten ... und es schmeckt sogar !), wieder unter dem Flutniveau (bei allen Zeltplätzen auf West Redonda Island beachten wir die "Bärenregeln" rigoros !). Gehen früh schlafen. Regen drückt auf die Stimmung.

Anmerkung: Hinter Felsvorsprung taucht beim Vorbeikajaken plötzlich ein Kopf aus dem Wasser auf. Als er sich dreht erkennen wir einen Seehund, der einen riesigen Oktopus im Maul hat und mit dieser wehrhaften Beute schwer zu kämpfen hat. Kurz später ruht ein junger Seeadler auf einem Ast nur ein paar Meter über uns und beäugt uns seelenruhig - was für ein Fotomotiv ! Und beim Wasserfall läuft uns ein Mink (Marderart) über den Weg.

 

3.Juli 2007   Cassel Falls, Teakerne Arm - Martin Islands   16,8 km

          Und er will nicht aufhören, der Regen !!! Starren unter unserer grünen Plane in die Bucht hinaus. Sieht noch schlimmer aus als gestern. 

Trübe Aussicht nach der nassesten Nacht

          Nach längerem Warten packen wir trotzdem alles ins Boot, wir müssen weiter. Die Fahrt aus dem Teakerne Arm wird interessant. Wellen von achtern, backbord (also links, hinten ;-) und Wind aus diversen Richtungen sorgen für konzentrierte Paddelschläge. Gegen Ende des Meeresarms bis zu 50 cm Wellenhöhe. Wir sind mit diesem Antrieb erfreulich schnell wieder im Lewis Channel. Zur weiteren Freude heitert es nach und nach auf. Die ersten Flecken blauen Himmels werden sichtbar. Wir entledigen uns der Regenjacken. Dann berühren die ersten Sonnestrahlen die Haut. Herrlich ! Bis Refuge Cove ist es nicht mehr weit. Nach 9 Tagen treffen wir auf den ersten "Yachthafen", zwar sehr klein, aber "fein" ... mit Lebensmittelladen und Cafe. 

Kajak im Hafen von Refuge Cove

          Wir machen kurz Pause bei Kaffe und Kuchen, kaufen noch ein paar Leckereien für den Abend und fahren noch ein paar Kilometer bis zu den Martin Islands. Wieder bietet eine nach Westen ausgerichtete Landzunge beste Verhältnisse für die letzte Nacht "on Tour". (Nach Erkundung einiger, weniger geeigneter Plätze. Aber wer suchet, der findet !) Landen an steiler Felswand an. Entladen das Boot. Finden dann auf der anderen Seite schräge Felsrampe und "parken" das Boot um. Wenn der Wetterbericht stimmt, soll sich dieses Hoch stabilisieren. Wenn dem so ist, dann gehen die Sonnentage (Tage mit wenigstens ein bisschen Sonne) mit 5,5 zu 4,5 in Führung. (Das heute können wir nur als halben Tag zählen ... , denn so naß haben wir das Zelt während der gesamten Tour nicht eingepackt !) Das finale Lagerfeuer gelingt besonders gut.

Sunset am letzten Abend

Anmerkung: Überraschen unerwartet ein Robbenpärchen beim Faulenzen in der Sonne auf einem Felsvorsprung, als wir wieder einmal um ein unübersichtliches "Eck" kajaken. Wissen zuerst nicht, ob sie vor uns flüchten sollen. Starren uns mit ihren riesigen schwarzen Kulleraugen an ... und ergreifen dann doch die Flucht.

 

4.Juli 2007   Martin Islands - Lund   18,0 km

          Blauer Himmel ! Frühstück mit Blick Richtung Strait of Georgia. Der bisher schönste Tagesanbruch. 

What a magical day ...

          Wir schließen den Kreis mit der Querung zu Kinghorn Island und dann zum Festland bei Sarah Point, welchen wir am Tag 2 passiert haben. Der Wind bläst zwar nicht wie prognostiziert aus Nordwest (was hier gutes Wetter bedeutet), sondern aus Südwest, aber was soll´s... Hauptsache Sonne. Heute paddeln wir meist weit weg vom Ufer, steuern nach den Copeland Island noch Major Islet an, eine kleine Felsinsel noch weiter westlich, bei der wir uns eine weitere Begegnung mit Seehunden oder Robben erhoffen. Aber gerade keine Gruppe auf der Insel. 

Oystercatcher

          Doch als Belohnung für die Mühe der zusätzlichen Meter folgt auf dem Fuße... 2 Delphine springen nur 100 m vor uns synchron aus dem Wasser. Atemberaubend ! Nach weiteren 4,5 Kilometern und unserer definitiv letzten Crossing (Querung), laufen wir im Hafen von Lund ein. Es ist 16:45, 15 Minuten vor unserer angegebenen Rückkehrzeit. Das ist Timing ! (Aber bei den Wetterverhältnissen haben wir es nicht eilig gehabt ;-)

Gesamtstrecke:   135,1 km - 9 Paddeltage, 1 Ruhetag

 

Nachwort

          Obwohl mit Anfang Juli hier die Hauptsaison beginnt (Ferienzeit), haben wir nur wenige andere Paddler getroffen, und das nur im Bereich des Desolation Sounds im Süden, am Anfang der Tour. Yachten schippern gelegentlich durch die Kanäle, aber sonst sind wir immer allein gewesen. Die Bärengefahr ist eine ernstzunehmende Angelegenheit. Auf den größeren Inseln muß mit Schwarzbären, auf dem Festland auch mit Grizzleys, gerechnet werden. Aber unser nächtliches Erlebnis auf den Copeland Islands lässt uns nicht sicher ausschließen, daß es sich nicht vielleicht doch um einen Bären gehandelt haben könnte. Und, daß es vielleicht doch auch auf den kleineren Inseln gilt, alles bärensicher zu verwahren. Das Wetter haben wir von allen Seiten erlebt. Und ein Sonnentag nach so viel Regen ist ein noch viel wertvolleres Geschenk. Aber auch die nassen Tage haben immer eine positive Überraschung für uns bereit gehalten, vor allem was Tiersichtungen anbelangt. Der Wind hat es zumeist gut mit uns gemeint. Die Mosquitos ... nicht ! Aber nie hätten wir gedacht, so viele malerische Campplätze im Einklang mit der Natur zu finden. 

 

Tiersichtungen:

Tausende Mosquitos, hunderte Seesterne und Fische und Quallen, zig Seehunde und Robben, Seeadler, andere Greifvögel und Enten aller Art, viele Schlangen (neben "Claudia" unserer "Hausschlange"), einige Seegurken,  zwei Otter und ein Delphinpärchen, einen Mink und einen Oktopus (im Maul eines Seehundes) und vielleicht einen ...  Bären ?!

Wir entschuldigen uns hiermit ausdrücklich bei allen anderen Tieren, die wir zwar auch noch gesehen haben, die wir aber aus Platzgründen nicht mehr namentlich erwähnen können.

 

Be(a)ware of the bear:

Anzahl der Bärenbegegnungen in Kanada somit derzeit: 1,5

Der eine Schwarzbär vom 3.Radtag kurz vor Lund und eben dieser "Vielleicht-ein-Bär-aber-was-soll-es-denn-sonst-gewesen-sein"

 

Jetzt sind zwei Tage Pause angesagt, dann geht es weiter Richtung Vancouver Island.

 

 

 

Into the Wild

 

Wo sind wir  Daten und Fakten zum Projekt   >>  , 

 

 

Tagebuch Canada

 

Seitenanfang Reisetagebuch-Übersicht
 

 

H o m e

B a s e c a m p P h i l o s o p h i e N e w s Ü b e r  u n s R e i s e n  &  E x p e d i t i o n e n P h o t o g r a p h i e H O C H - F O R M . a t G e d a n k e n
© by sea2summit - webdesign. Passionate experiences from sea level to mountain tops. All rights reserved.