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 18.März 2007     Ankunft beim argentinischen Grenzposten

 Lago del Desierto, nördliches Seeufer - Provinz Santa Cruz, Argentinien  

 

"Am Ende wird die Erinnerung an die schönen Momente alle durchgestandenen Strapazen nichtig erscheinen lassen."

 
Gedanken zur bisherigen Strecke
 22.März 2007, an einem stürmischen Abend in El Chalten
 
 
 
Glaciar O´Higgins 
70 m Höhe, 500 m lang - südliches Inlandeis
Bootsfahrt über Lago O´Higgins zum chilenischen Grenzposten
 

______________________

Eisberg voraus !

           Das Boot über den Lago O´Higgins verläßt die Bucht am nördlichen Ende des Sees pünktlich um 8 Uhr 30. Die Räder haben wir achtern an der Reling festgebunden. Im Moment geht kaum Wind. Die Carretera Austral lassen wir nun endgültig hinter uns. Umso weiter wir uns vom Anlegeplatz entfernen, desto mehr vergletscherte Berggipfel tauchen am Horizont auf. Am Fuße dieser Kolosse sind wir der einzigen Verbindung zu diesen entlegenen Flecken Erde gefolgt.  

Bikes auf Abwegen

          Mittlerweile fährt das kleine Boot nur mehr ein Mal wöchentlich Richtung Candelario Mancilla, einer Estancia "kurz" vor der argentinischen Grenze. An Bord befinden sich gerade einmal 8 Passagiere und ca. 25 Schafe. Diese schiffen ihrer neuen Heimat, einer nur über den Wasserweg erreichbaren Farm entgegen. Wir haben die seltene Gelegenheit im Rahmen der Überfahrt einen nicht gerade kurzen Abstecher zum Gletscher O´Higgins machen zu können. Das Wetter läßt diesen Trip nicht allzu oft zu. Die unberechenbaren Winde sind auch heute der einzige Faktor, der uns noch einen Strich durch die Rechnung machen könnte. Erst bei der nach Westen offenen Passage am See, die dann voll in der vorherrschenden Windrichtung verläuft, wird der Kapitän entscheiden, ob die Zufahrt zur Gletscherzunge zu verantworten ist. Wir sind gespannt. 

Stormy Weather - Gut festhalten ist angesagt !

          Der Wind nimmt kontinuierlich an Kraft zu. Kommen wir kurz aus dem Windschatten der mächtigen Felswände, fegen heulende Böen über die Wasseroberfläche. Die Gischt erwischt jeden. So bekommen auch wir eine gehörige Menge an kühlem Naß ab. Die steil in die türkisblauen Tiefen des Sees abfallenden Felswände sind durchzogen von in den verschiedendsten Farben leuchtenden Gesteinsschichten. Sobald die Sonne wieder hinter einen dunklen Wolke verschwindet verblassen auch die Regenbogen, die unsere Augen erfreuen.

          Wir nähern uns dem alles entscheidenden Abzweig. Kaum treten hinter den letzten schützenden Felsmassiven hervor, da trifft uns auch schon die ganze Wucht der patagonischen Stürme. Die Wellen schaukeln das Boot hin und her. Wir rechnen eigentlich nicht mehr damit, das wir den Gletscher zu Gesicht bekommen werden, da teilt uns einer der "Matrosen" mit, daß wir Kurs auf den Rand des Inlandeises nehmen ... der Kaptiän stellt sich der Kraft der Wellen und des Windes. In sicherer Art und Weise steuert er das Boot durch die Böen. Die ersten Eisberge tauchen auf. Fantastisch ! Die eisigen Gebilde gleiten lautlos dahin. Sie sind nur winzige Bruchstücke der mächtigen Gletscherfront, die sich immer höher vor uns aufbaut. 

Ein exklusives Erlebnis

          Bis zu 70 m hoch ragen die stark zerklüfteten, tiefblau bis strahlend weiß schimmernden Eismassen in die Höhe. Das Knarren der Seracs geht im Heulen der Winde unter, die vom Inlandeis herunterfegen. Auch der Glaciar O´Higgins sucht sich seinen Weg von der Hochebene des Campo de Hielo Sur nach unten. Auf über 500 m Länge erstreckt sich der Fluß aus erstarrtem Wasser. Es donnert. Da bricht ein mannshohes Stück Eis in Bootsnähe von einer der bizarren Zacken ab, die sich Richtung Himmel zu strecken scheinen, und stürzt in die Tiefe. Der Gigant kalbt und schickt so wieder einen Eisberg auf die finale Reise zurück in seinen Ursprungszustand. Die durch die Kraft der Sonne vollendet geformten fragilen Gebilde werden langsam wieder zu Wasser. Wir staunen und können unsere Augen nicht von der magischen Naturgewalt lassen, als sich das Boot mühsam seinen Weg zurück Richtung chilenischem Grenzposten bahnt. 

"Prost !"

 

Mit dem Rad auf Wanderpfaden

          In Candelario Mancilla satteln wir unsere Räder und fahren,... also eigentlich schieben wir mehr die schweren Gefährte, die letzten, steilen Meter zur Estancia. Der Weg nach Argentinien ist "interessant". Die ersten 15 km bis zum Grenzschild geht es entlang eines breiten Weges. Dieser chilenische Teil des länderverbindenden Pfades ist in gutem Zustand. Ab dann folgt ein ungefähr 6 km langer, gerade mal schulterbreiter Wanderweg. Ein Pferdetrail, der wohl mit den Anhängern und dem ganzen Gepäck nur sehr mühsam zu überwinden wäre. So besprechen wir mit Ricardo, dem Besitzer der Farm, die Details für den Gepäckstransport. Wir wollen die Anhänger auf seine Packpferde verladen und nur mit dem allernötigsten ausgerüstet den argentinischen "Single-Trail" so oft wie möglich befahren ... "Mountainbike-Style". 

          Die ganze Nacht über gehen wieder einmal stärkste Regenfälle auf das eh schon viel zu durchnässte Land nieder. Die alte "Bäuerin" meint das somit keine Möglichkeit besteht, heute die Pferde zu satteln. Wir stellen uns auf einen Ruhetag ein. Als Ricardo auftaucht, weiß er von nichts. Er hat gut geschlafen, vom Unwetter nichts mitbekommen und will bald aufbrechen. Also schnell doch alles für den "Boarder Cross" vorbereiten. 

Ricardo verpackt die Anhänger sorgfältig ...

... und verteilt die Lasten gleichmäßig

 

 

 

 

          Der chilenische Grenzposten hier im Nirgendwo liegt gleich ums Eck. Die Formalitäten sind schnell erledigt. Wir sind schon jetzt triefend naß, aber noch guter Dinge... und legen los. Mit nur einer Packtasche, der Fronttasche und einem Rucksack radeln wir so frei wie schon lange nicht mehr. Die trübe Aussicht auf den sich hinter dicken Regenwolken und Nebelbänken befindlichen Horizont ist schade. Dieses abgelegene Fleckchen Erde würden wir gerne in seiner vollen Pracht sehen und erfahren, so bleibt der Blick viel zu bald schon an dunklen Schwaden hängen. Der steile Anstieg ist trotzdem anstrengend und wegen der Nässe nicht durchgehend befahrbar. Der grobe Schotter und sandige Passagen erschweren das Fortkommen. Gerade einmal einen Traktor gibt es hier. Keine Autos, keine sonstigen Fortbewegungsmittel, außer Pferde. Und für die ist das Terrain ideal. Wie gerne würden wir auch reiten, aber wegen der sperrigen Räder ist das nicht möglich. 

Wir treffen die Packpferde im Wald

          Da taucht auf einmal ein Schild auf. Die Grenze ist erreicht. Mitten im Wald ... "Bienvenidos a la Republica Argentina". Die Sonne auf der Landesfahne Argentiniens beeindruckt den heutigen Dauerregen anscheinend auch im Nachbarland Chiles nicht. Bis zum Grenzposten am nördlichen Ende des Lago del Desierto sind es noch in etwa 6 km. 

Und von nun an radeln wir auf Wanderpfaden. 

          Was folgt ist oft nur schiebend zu überwinden. Tiefe Schlammlacken, umgestürzte Bäume, durchnässte Moorpassagen, rutschige, verwurzelte Steilstücke, ... aber zum Glück auch enge, kurvige "Singletrail"- Abschnitte, die, wenn auch nur voll konzentriert, zu befahren sind. 

 

"Boarder Crossing" - Impressionen

 

Gute Piste in Chile

 

 

"Wackelige Angelegenheit"

 

 

"Back on Track ..."

Nathalie nach einem Sturz in schwierigstem Gelände

 

 

"Aufi muaß i ... des is gwiß"

 

 

Einer von unzähligen ...

 

 

Der nächste Fluß

 

 

Herbstlicher Single-Trail

 

          Den Lago del Desierto erreichen wir dann wieder schiebend, besser bergab bremsend, auf einem über einen halben Meter tief eingegrabenen, engen, steil abfallenden Wegstück. Triefend naß, aber froh am "Ziel" zu sein, machen wir die Tür zum argentinischen Grenzposten auf. Geschafft !

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       Iceberg  "Impressions from Glaciar O´Higgins "
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