"Am
Ende wird die Erinnerung an die schönen Momente alle
durchgestandenen Strapazen nichtig erscheinen lassen."
Gedanken zur
bisherigen Strecke
22.März
2007, an einem stürmischen Abend in El Chalten
Glaciar
O´Higgins
70 m
Höhe, 500 m lang - südliches Inlandeis
Bootsfahrt
über Lago O´Higgins zum chilenischen Grenzposten
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Eisberg voraus !
Das Boot über den Lago O´Higgins verläßt die Bucht am
nördlichen Ende des Sees pünktlich um 8 Uhr 30. Die Räder haben
wir achtern an der Reling festgebunden. Im Moment geht kaum Wind.
Die Carretera Austral lassen wir nun endgültig hinter uns. Umso
weiter wir uns vom Anlegeplatz entfernen, desto mehr
vergletscherte Berggipfel tauchen am Horizont auf. Am Fuße dieser
Kolosse sind wir der einzigen Verbindung zu diesen entlegenen
Flecken Erde gefolgt.
Bikes auf Abwegen
Mittlerweile fährt das kleine Boot nur mehr ein Mal wöchentlich
Richtung Candelario Mancilla, einer Estancia "kurz" vor der
argentinischen Grenze. An Bord befinden sich gerade einmal 8
Passagiere und ca. 25 Schafe. Diese schiffen ihrer neuen Heimat,
einer nur über den Wasserweg erreichbaren Farm entgegen. Wir
haben die seltene Gelegenheit im Rahmen der Überfahrt einen nicht
gerade kurzen Abstecher zum Gletscher O´Higgins machen zu
können. Das Wetter läßt diesen Trip nicht allzu oft zu. Die
unberechenbaren Winde sind auch heute der einzige Faktor, der uns
noch einen Strich durch die Rechnung machen könnte. Erst bei der
nach Westen offenen Passage am See, die dann voll in der
vorherrschenden Windrichtung verläuft, wird der Kapitän
entscheiden, ob die Zufahrt zur Gletscherzunge zu verantworten
ist. Wir sind gespannt.
Stormy Weather - Gut
festhalten ist angesagt !
Der Wind nimmt kontinuierlich an Kraft zu. Kommen wir kurz aus dem
Windschatten der mächtigen Felswände, fegen heulende Böen über
die Wasseroberfläche. Die Gischt erwischt jeden. So bekommen auch
wir eine gehörige Menge an kühlem Naß ab. Die steil in die
türkisblauen Tiefen des Sees abfallenden Felswände sind
durchzogen von in den verschiedendsten Farben leuchtenden
Gesteinsschichten. Sobald die Sonne wieder hinter einen dunklen
Wolke verschwindet verblassen auch die Regenbogen, die unsere
Augen erfreuen.
Wir nähern uns dem alles entscheidenden Abzweig. Kaum treten
hinter den letzten schützenden Felsmassiven hervor, da trifft uns
auch schon die ganze Wucht der patagonischen Stürme. Die Wellen
schaukeln das Boot hin und her. Wir rechnen eigentlich nicht mehr
damit, das wir den Gletscher zu Gesicht bekommen werden, da teilt
uns einer der "Matrosen" mit, daß wir Kurs auf den Rand
des Inlandeises nehmen ... der Kaptiän stellt sich der Kraft der
Wellen und des Windes. In sicherer Art und Weise steuert er das
Boot durch die Böen. Die ersten Eisberge tauchen auf. Fantastisch
! Die eisigen Gebilde gleiten lautlos dahin. Sie sind nur winzige
Bruchstücke der mächtigen Gletscherfront, die sich immer höher
vor uns aufbaut.
Ein exklusives Erlebnis
Bis zu 70 m hoch ragen die stark zerklüfteten,
tiefblau bis strahlend weiß schimmernden Eismassen in die Höhe.
Das Knarren der Seracs geht im Heulen der Winde unter, die vom
Inlandeis herunterfegen. Auch der Glaciar O´Higgins sucht sich
seinen Weg von der Hochebene des Campo de Hielo Sur nach unten.
Auf über 500 m Länge erstreckt sich der Fluß aus erstarrtem
Wasser. Es donnert. Da bricht ein mannshohes Stück Eis in
Bootsnähe von einer der bizarren Zacken ab, die sich Richtung
Himmel zu strecken scheinen, und stürzt in die Tiefe. Der Gigant
kalbt und schickt so wieder einen Eisberg auf die finale Reise zurück
in seinen Ursprungszustand. Die durch die Kraft der Sonne
vollendet geformten fragilen Gebilde werden langsam wieder zu
Wasser. Wir staunen und können unsere Augen nicht von der
magischen Naturgewalt lassen, als sich das Boot mühsam seinen Weg
zurück Richtung chilenischem Grenzposten bahnt.
"Prost !"
Mit dem Rad auf Wanderpfaden
In Candelario Mancilla satteln wir unsere Räder und fahren,...
also eigentlich schieben wir mehr die schweren Gefährte, die
letzten, steilen Meter zur Estancia. Der Weg nach Argentinien ist
"interessant". Die ersten 15 km bis zum Grenzschild geht
es entlang eines breiten Weges. Dieser chilenische Teil des
länderverbindenden Pfades ist in gutem Zustand. Ab dann folgt ein
ungefähr 6 km langer, gerade mal schulterbreiter Wanderweg. Ein
Pferdetrail, der wohl mit den Anhängern und dem ganzen Gepäck
nur sehr mühsam zu überwinden wäre. So besprechen wir mit
Ricardo, dem Besitzer der Farm, die Details für den
Gepäckstransport. Wir wollen die Anhänger auf seine Packpferde
verladen und nur mit dem allernötigsten ausgerüstet den
argentinischen "Single-Trail" so oft wie möglich
befahren ... "Mountainbike-Style".
Die ganze Nacht über gehen wieder einmal stärkste Regenfälle
auf das eh schon viel zu durchnässte Land nieder. Die alte
"Bäuerin" meint das somit keine Möglichkeit besteht,
heute die Pferde zu satteln. Wir stellen uns auf einen Ruhetag
ein. Als Ricardo auftaucht, weiß er von nichts. Er hat gut
geschlafen, vom Unwetter nichts mitbekommen und will bald
aufbrechen. Also schnell doch alles für den "Boarder
Cross" vorbereiten.
Ricardo verpackt die Anhänger sorgfältig ...
... und verteilt die Lasten gleichmäßig
Der chilenische Grenzposten hier im Nirgendwo liegt gleich ums
Eck. Die Formalitäten sind schnell erledigt. Wir sind schon jetzt
triefend naß, aber noch guter Dinge... und legen los. Mit nur
einer Packtasche, der Fronttasche und einem Rucksack radeln wir so
frei wie schon lange nicht mehr. Die trübe Aussicht auf den sich
hinter dicken Regenwolken und Nebelbänken befindlichen Horizont
ist schade. Dieses abgelegene Fleckchen Erde würden wir gerne in
seiner vollen Pracht sehen und erfahren, so bleibt der Blick viel
zu bald schon an dunklen Schwaden hängen. Der steile Anstieg ist
trotzdem anstrengend und wegen der Nässe nicht durchgehend
befahrbar. Der grobe Schotter und sandige Passagen erschweren das
Fortkommen. Gerade einmal einen Traktor gibt es hier. Keine Autos,
keine sonstigen Fortbewegungsmittel, außer Pferde. Und für die
ist das Terrain ideal. Wie gerne würden wir auch reiten, aber
wegen der sperrigen Räder ist das nicht möglich.
Wir treffen die Packpferde
im Wald
Da taucht auf einmal ein Schild auf. Die Grenze ist erreicht.
Mitten im Wald ... "Bienvenidos a la Republica Argentina".
Die Sonne auf der Landesfahne Argentiniens beeindruckt den
heutigen Dauerregen anscheinend auch im Nachbarland Chiles nicht.
Bis zum Grenzposten am nördlichen Ende des Lago del Desierto sind
es noch in etwa 6 km.
Und von nun an radeln wir auf Wanderpfaden.
Was folgt ist oft nur schiebend zu überwinden. Tiefe
Schlammlacken, umgestürzte Bäume, durchnässte Moorpassagen,
rutschige, verwurzelte Steilstücke, ... aber zum Glück auch
enge, kurvige "Singletrail"- Abschnitte, die, wenn auch
nur voll konzentriert, zu befahren sind.
"Boarder
Crossing" - Impressionen
Gute
Piste in Chile
|
"Wackelige
Angelegenheit"
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"Back
on Track ..."
Nathalie
nach einem Sturz in schwierigstem Gelände
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"Aufi
muaß i ... des is gwiß"
|
Einer
von unzähligen ...
|
Der
nächste Fluß
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Herbstlicher
Single-Trail
|
Den Lago del Desierto erreichen wir dann wieder schiebend, besser
bergab bremsend, auf einem über einen halben Meter tief
eingegrabenen, engen, steil abfallenden Wegstück. Triefend naß, aber
froh am "Ziel" zu sein, machen wir die Tür zum
argentinischen Grenzposten auf. Geschafft !
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