"The Everglades. Just about everyone
has heard of them. But what are the Everglades ? Ask twenty people
and you get twenty different answers. Yet most conceptions of the
Everglades center around two mental pictures. First picture:
Everglades as jungle. This image has tall trees towering over
gloomy swamps with snakes hanging from tangled vines. Alligators
lurk beneath coffee-colored waters, while strange birds deliver
stranger calls that echo across the ooze. Second picture: A
limitless plain of verdant grass growing out of water. The sun
beats over the harsh bleakness, punctuated only by violent
thunderstorms. An occasional bird flaps its wings across an
endless horizion. Neither image is entirely incorrect.
... there are eight
different ecosystems within the preserve boundaries. But for the
Everglades paddler, there are two primary environments: the
coastal mangrove swamp and the Gulf of Mexico, also known as the
"outside"."
"A
Paddler´s Guide to Everglades National Park" by Johnny
Molloy
"Der River of Grass ist die größte subtropische Wildnis auf
dem amerikanischen Festland und der drittgrößte Nationalpark
außerhalb Alaskas. Der Park ist als Kulturerbe ausgewiesen, ein
internationales Biosphärenreservat und ein Feuchtgebiet von
internationaler Bedeutung. Wer den Park nicht selbst besucht hat,
wird sich nicht vorstellen können, wie einzigartig er ist ...
"
Der National
Geographic Traveller "Miami und die Florida Keys"
Mehr Gründe braucht es nun wirklich nicht, um mit unserem
Faltkajak "bewaffnet" dem feucht-trüben, kalten
Winterwetter Wiens den Rücken zu kehren und der Sonne entgegen
ins wohlig-warme Florida aufzubrechen, mit eigenem Boot tief in
diese Wildnis vorzudringen und mit allen Sinnen nach der
geheimnisvollen Schönheit der Everglades zu suchen.
22.12.2008 Key Largo (Hilton Beach)
> North Nest Key
Wir stehen am Strand des Hilton Hotels in Key Largo und blicken
über die türkis-blauen Wasser der Florida Bay, die heute nur so
übersät sind von "white caps" (weiß schäumende,
brechende Wellen). Ein ca. 20 -
25 Knoten (ungefähr 36 - 45 km/h) starker Nordwind treibt sie vor sich her. Es ist der 22.Dezember 2008 und wir sind startklar. Gerade
haben wir unser Faltkajak zusammengebaut und es mit
Essensvorräten für 2 Wochen beladen. Der Page des Hotels hat
sich gewundert, das er nicht wie üblich den Parkplatz mit dem
Gepäckswagen ansteuern soll, sondern den Strand. Bis fast zum
Wasser hat er das schwer beladene Gefährt gezogen. "Danke,
den Rest erledigen wir selbst.", und wir verabschieden uns
von dem gemütlichen Quartier, das wir uns wegen der guten Lage,
was unseren Tourstart betrifft, ausgesucht haben.
Morgen geht´s
los
Blick vom Balkon
über die Florida Bay nach Norden
Die vergangenen 2 Tage ist die Wasseroberfläche spiegelglatt
gewesen. Wir stemmen uns gegen den Wind und setzen uns ins Boot.
Das sieht nach harter Arbeit aus. Während der ersten
Paddelschläge mit unseren hier neu erstandenen "Werner"
Paddel (zu Hause kosten die "Dinger" ca. 340 Euro, das
Stück (!) - hier haben wir unter (!) 200 Dollar bezahlt, was bei
dem momentanen Wechselkurs fast die Hälfte ist :-), ist sofort
vollste Konzentration gefordert, damit der Wind uns dieselben
nicht gleich wieder entreißt. Langsam kämpfen wir uns Shell Key
("Key" heißt Insel) entgegen. Ca. 1,5 bis maximal 2
Fuß (45 - 60 cm) hohe Wellen prallen in kurzen Abständen hart
gegen den Bug. Wir sind nach kurzer Zeit triefend naß. Oft kommen
wir nahezu zum Stillstand und müssen dann mühsam erst wieder
Reisegeschwindigkeit aufnehmen. Das anpaddeln ist aber der
anstrengendste Teil. Ein Pausieren gibt es so und so nicht. Schon
die kürzeste Pause treibt uns sofort wieder dem Ausgangspunkt
entgegen, also weiter. Mittendrin wird die seichte Bucht
dann so niedrig, das Nathalie aussteigt, das Boot an die Hand nimmt und sich zu Fuß dem Wind entgegenstemmt.
"Kayak
Wading"
Ich habe den Kurs
nach North Nest Key, dem heutigen Etappenziel, vorher berechnet.
Als wir uns kurz nur auf unser Gefühl verlassen, kommen wir auch
prompt mal vom Weg ab. So machen wir einen "Schlenker"
über Whaleback Key (was windtechnisch keine schlechte Wahl
gewesen ist) und gelangen schließlich, deutlich abgekämpft, nach
North Nest Key. Phasenweise habe ich gar nicht geglaubt, das wir
unser Ziel heute überhaupt erreichen werden. Umso größer ist
dann die Freude. Rosa Löffelschnabler, auf den ersten Blick mit
Flamingos zu verwechselnde, elegante Vögel empfangen uns mit
lautem Geschnatter. Pelikane sitzen im Geäst der Mangrovenbäume.
Da taucht ein Steg vor uns auf. Geschafft !
North Nest Key
Wir landen an und
Nathalie findet auch gleich einen windgeschützten Zeltplatz.
Unser Lagerfeuer aus Schwemmholz prasselt in der Abenddämmerung
und wir blicken nach Westen. Morgen wäre unsere längste Etappe.
Bei diesem immer stärker werdenden Sturm ?! Wir werden in der
Früh entscheiden wie´s weiter geht.
"Eau de
Toilet"
23.12.2008 North Nest
Key (Ruhetag wegen Sturm)
Das Abhören des Wetterberichts mit dem VHF-Radio bestätigt
unseren Entschluss: Wir bleiben ! Das wir schon am zweiten Tag
einen Ruhetag einlegen müssen ist mir zwar nicht sehr recht, aber
gegen das Wetter kommt man nicht an. Und somit versuche ich per
Mobiltelefon, die Ranger Station in Flamingo (ca. 25 km entfernt)
zu erreichen.
Horseshoe
Crab - Körperlänge 30 cm, mit Schwanz
50 cm
Im National Park der Everglades ist eine
Registrierung jeder Tour unbedingt erforderlich und die
Campplätze müssen im vorhinein bekannt gegeben werden. Deshalb ist es
notwendig, daß wir, unserer Umdisponierung wegen, das Permit erneuern. Da wir von Key Largo
aus gestartet sind (was laut Rangerauskunft, vielleicht vor 5
Jahren das letzte Mal gemacht worden ist), haben wir die Erlaubnis
per Telefon eingeholt, was längere Verhandlungen mit einem
Supervisor ("Ober-Ranger") erforderlich gemacht hat.
Nicht früher als 24 Stunden vor Tourbeginn kann man seine
"Wunsch-Campplätze" nennen und dann hoffen, daß diese
auch frei sind. Wir haben Glück gehabt und keinen einzigen Platz
tauschen müssen. Auch die Änderung heute geht problemlos in
Ordnung.
Die
türkis-blauen Wasser der Florida Bay
So erkunden wir North Nest Key, sichten Haie in
der nördlichen Bucht, versuchen uns - ohne Erfolg - mit der Angel
am Steg, bekommen von einem Touristenpaar, das mit Boot und
Kapitän bei "unserer" Insel anlegt, frisches, kühles
Obst serviert (!) ... und werden von einem anderen vorbeifahrenden
Bootsbesitzer nach abgängigen Kajakern befragt ?!?
Kurs 256°
Hoffentlich
legt sich der Wind etwas. Am Abend erhellt wieder unser Lagerfeuer
den einsamen Strand auf North Nest Key.
24.12.2008 North Nest
Key > Shark Point
Der Wind hat etwas nachgelassen. Mit ca. 15
Knoten (rund 27 km/h) Rückenwind und nur gelegentlich stärkeren
Böen verlassen wir das urige Eiland North Nest Key und nehmen
Kurs 256° nach Lake Key. 2 Fuß-Wellen von achtern unterstützen
unsere rhythmischen Paddelschläge. Bei Lake Key steigen wir kurz
aus, um gleich einmal im morastigen Untergrund bis zum
Unterschenkel zu versinken. An solche "ungewöhnlichen"
Klo-Pausen werden wir uns ab nun gewöhnen müssen ;-) Dann packen
wir unseren Schirm aus und segeln weiter. Extra für diesen Zweck
haben wir das Teil mitgenommen und es funktioniert perfekt.
"Kayak
Sailing"
Mit
ca. 5-6 km/h - was auch unserem Paddeltempo entspricht - gleiten
wir Richtung Madeira Point, Kurs 284°. Ca. 8 Kilometer ist die
Querung lang. Da die Inseln nur aus Mangroven bestehen, aus dieser
Distanz ineinander überzugehen scheinen, und keinerlei markante
Punkte auszumachen sind, stellt die Überfahrt auch eine
navigationstechnische Herausforderung dar. Neben dem Kompass
unterstützt uns auch unser (altbewährtes) GPS, in das ich mit Hilfe der Seekarten gewisse
Wegpunkte als Backup eingegeben habe.
Osprey
Wegen der oft nur
Zentimeter-tiefen riesigen Untiefen, existieren mancherorts
markierte Kanäle, die es dann mit einer Tiefe von 1-2 Fuss (30-60
cm) auch kleineren Motorbooten erlauben durch das Inselgewirr zu
manövrieren.
Marker im
Wasser begrenzen einen "Channel"
Wir folgen einem der Kanäle und gelangen über den
südlichen Rand der Madeira Bay via Crocodile Dragover auf einer
Diretissima zum Mosquito Point. Trotz unseres extrem geringen
Tiefgangs, der uns solche Direktverbindungen erst möglich macht,
bleiben wir dennoch an einer Stelle "stecken". Wieder
einmal stapft Nathalie mit dem Kajak an der Leine über morastiges
Terrain. Gegen 15 Uhr 45 erreichen wir dann Shark Point. Unser
Etappenziel. Von den 17 nautischen Meilen (ca. 30,6 km) sind wir
gut 2 Drittel gesegelt :-)
Die Anlegestelle - eine kaum 3 m breite
Öffnung im Mangrovendickicht - zu diesem eigentlich
nicht mehr gebräuchlichen Campplatz finden wir nach kurzem
Suchen. Knietief versinken wir in stinkendem Matsch, bevor wir von
Horden von Mosquitos heimgesucht werden. Urig ist es zweifellos.
"Eaten alive" ... Nathalie kassiert an diesem Abend den
Großteil der Mosquito Bisse der gesamten Tour. Und das erstickend
feucht-tropische Klima nachts im Zelt, lässt mich vor Schweiß
klebend nur schlecht einschlafen. Fröhliche Weihnachten ;-)
25.12.2008 Shark Point
> East Clubhouse Beach
Das Wetter ist wie bisher auch ... durchwachsen. Im Gegensatz zu
gelegentlichen Schauern untertags, öffnet der Himmel seine
Pforten heute genau zu dem Zeitpunkt, als wir gerade noch nicht im
Boot sitzen. Diese Art "Muntermacher" in der Früh
brauch´ ich gar nicht. Der kurze Ärger ist
aber schnell verflogen, als wir endlich durch das, zum Glück
durch die Ebbe nur wenig längere "Mudflat" (den
"Matschstrand"), der "Insel der Quälgeister"
endlich den Rücken kehren und Richtung Joe Kemp Key paddeln.
Johnny Molloy schreibt in "A Paddler´s Guide to Everglades
National Park": "... Mosquitoes can rule the scene here.
This may be the buggiest backcountry campsite in the Everglades,
..., guaranteeing solitude for you and the mosquitoes." Dem
können wir nur beipflichten.
Ab Joe Kemp Key spannen wir wieder unseren "Segelschirm"
auf und lassen uns von den noch immer vorherrschenden Süd-Ost Winden
Richtung Flamingo treiben. Es regnet in mehr oder weniger
regelmäßigen Abständen, aber nie sehr lange. Ein markierter
Kanal macht das Navigieren einfach. Flamingo ist eine kleine
Ansiedlung am südlichen Ende der Everglades. Ein recht großes
Motel thront nach seiner Zerstörung durch einen Hurrikan nur mehr
als verlassene, zum Teil verfallene Ruine am Ufer. Ein kleiner
Marina (Hafen), ein sehr kleiner Shop mit dem wirklich nur
allernötigsten, was man so zum "Überleben" braucht und
ein Parkplatz sind die Eckpunkte dieses einzigen Ortes innerhalb
der Parkgrenzen. Wir wollen hauptsächlich unsere Wasservorräte
auffüllen. Zu Essen haben wir genug. Vielleicht ein kleiner Snack
oder ein kaltes Getränk (!!), das wäre schon toll :-)
Einen "kurzen" Abstecher vor der
Hafeneinfahrt büßen wir mit einer kleinen Gehstrecke - wieder
einmal nämlich sind die Untiefen sogar für unser Boot zu seicht.
Um nicht zu tief zu versinken, entwickelt Nathalie eine ganz
"eigene" Gehtechnik ... mit Erfolg. Schließlich biegen
wir in den geschützten Hafenbereich ein und suchen einen
Anlegeplatz für unser Kayak. Wir spazieren, mit Schwimmwesten und
Spritzdecken noch immer "am Mann", zu den Rangern, um
unser Permit in Papierform abzuholen. Ein paar Details, die wir
noch gerne zu der "Nightmare Route" gewußt hätten,
kann uns die Rangerin nicht beantworten. Wichtig ist nur, daß wir
eh einen Kontakt angegeben haben, für den Fall, daß wir es nicht
schaffen. Passt ;-) Wir werden uns das vor Ort ansehen.
An der
Bootsrampe in Flamingo
Im dürftig ausgestatteten Marina-Shop kaufen
wir nur das ersehnte kalte Getränk und ein paar Leckereien. Dann
füllen wir unsere Wasserbeutel mit insgesamt 56 Litern (!!!) auf
und verstauen alles ziemlich gut im Boot. Das sollte bis zum
Tourende reichen. Süßwasser wird man nämlich in den Everglades
vergeblich suchen. Bevor wir wieder ablegen, sehen wir uns noch
den Startpunkt des "Wilderness Waterways" an. Dieser 99
Meilen - Wasserweg ist auch für Motorboote befahrbar, und viele
Kanuten machen sich hier auf den Weg durch die Glades nach
Norden. Ein fast 4,5 Meter langer Alligator liegt neben einem
kleineren Weibchen auf der Uferböschung in der Sonne. Wir staunen
über die beachtliche Größe der urigen Echsen und sind schon
gespannt, was uns noch alles so begegnen wird. Unsere Route führt
uns weg von dem recht "ausgetretenen" Wilderness
Waterway und zuerst um das berühmt-berüchtigte Cape Sable.
Dorthin brechen wir jetzt auf und nehmen die letzten paar
Kilometer nach East Clubhouse Beach in Angriff. Den Wind von
Achtern spürend, können wir der "Segel-Versuchung"
nicht widerstehen und bestaunen die dichte Vegetation am Ufer
ruhig im Boot sitzend und dem Gesang der vielen Vögel
lauschend.
Nachdem wir unser Camp aufgeschlagen haben, besucht uns ein
Kayaker ("I tell ya, man!"), der am Cape ein paar Tage
zum Angeln bleiben will und erzählt uns folgende
"Schauergeschichte" in breitem Südstaaten-Akzent: 2
Kanuten sitzen am ersten Abend ihrer Tour im Freien und bemerken
die Horden an "no-see-ums", nur ca. 1 mm großen,
beißenden Minifliegen, die beginnen, sich an ihnen satt zu essen.
Im Zelt Schutz suchend, entdecken sie, daß das Fliegengitter zu große Maschen hat, und die Biester problemlos ihr
blutiges "Handwerk" fortsetzen. Sie zünden eine "Mozzies"-vergiftende
"Rauchbombe", die nur für die Verwendung unter freiem
Himmel gedacht ist, direkt im Zelt und sitzen die ganze lange
Nacht wach, um in der Früh, beim ersten Morgengrauen, die
Flucht nach Hause anzutreten. Was für eine monumentale
Lagerfeuergeschichte. Noch sind wir nur wenigen "no-see-ums"
begegnet, aber die Vorfreude steigt damit ins unermessliche ;-)
26.12.2008 East
Clubhouse Beach > Middle Cape
Am Morgen ist harte Arbeit angesagt. Die Ebbe ist sehr weit
draußen, und das heißt ... schleppen. Zuerst das Boot, dann das
Gepäck und die Unmenge an Wasser. Das Faltkayak können wir nicht
über das mit scharfen Muscheln übersäte "Mudflat"
ziehen. Außerdem versinken wir schon so stellenweise bis zum Knie
im Schlamm. Also gehen wir halt hin und her, und hin und her,...
East
Clubhouse Beach bei Ebbe - Wie oft sind
wir schon hin und zurück marschiert ???
Wir paddeln und segeln bis East Cape, machen eine Pause. Am Weg
nach Middle Cape, dem nächsten Kap auf diesem nur aus Stränden
bestehendem Küstenabschnitt, packen wir den Schirm dann ein (der
mittlerweile schon sehr stark mitgenommen wirkt - wie lange wird
der noch halten ?!), und beginnen die nun von schräg hinten
kommenden Wellen "abzureiten". Bis zu 4 Fuß (ca. 1,2 m)
sind die kraftvollen Wasserberge hoch, und schieben uns zügig
über die weite Bucht. Ein perfekter, steil abfallender Strand
(was uns ein angenehmes Beladen und Ablegen garantiert) empfängt
uns mit eindrucksvoller Kulisse: Wild-romantischer Wald hinter
einem weißen (Muschel)Strand, eine Unmenge an Pelikanen und
Reihern, sowie Möwen laben sich an riesigen, aus kleinsten
Fischen bestehenden Fischschwärmen. Wir sind begeistert und
beschließen zu bleiben. (Eigentlich hätten wir bis Northwest
Cape weiter fahren "müssen", aber noch besser geht es
wohl nicht.)
Middle
Cape - Cape Sable
Am Abend dann ... Ärger !!! Erstmals "no-see-ums", und
zwar zu tausenden !!! ("I tell ya, man !"). Wir bewaffnen
uns mit Insektenspray (der anscheinend ein Grundnahrungsmittel der
Biester zu sein scheint) und Kopfnetzen (die zwar
"dicht" sind, aber etwas störend ... besser als
zerbissen ;-) Schließlich geht meine Stirnlampe ein (obwohl die
Batterien voll sein sollten ??) und dann geht der Kocher 3 x aus.
Die Stimmung ist nicht gerade auf ihrem "Höhepunkt" ...
vorsichtig ausgedrückt. Der allabendliche Lagerfeuerausklang
versöhnt uns dann wieder etwas, und eine Stunde nach
Sonnenuntergang verschwinden dann auch die Plagegeister ... wohin
auch immer. Gute Nacht !
27.12.2008 Middle Cape
(Ruhetag)
Viel Sonne - Strandspaziergang - weitere Route planen - lesen -
Tagebuch schreiben ... Ein Traumtag !
Blick über
den Golf von Mexiko
Noch beim Eintreffen auf Middle Cape gestern
haben wir uns gewundert, warum ein Zelt an der wohl windigsten
Stelle des gesamten Kaps steht, und die 2 Camper mitten im Sturm
sitzen. Nach der gestrigen, abendlichen "no-see-ums"-Tortur
liegt der Grund mehr als nur klar auf der Hand: "no-see-ums"
mögen Wind ... nicht ! Hier gilt: Umso ausgesetzter der Platz,
desto besser. Kurzerhand ziehen wir unser Zelt zig Meter über den
Strand, um kurz vor Sonnenuntergang eine etwas
"zugigere" Ecke für die Nacht zu finden. Die Nacht wird
trotzdem zur Qual. Am Zelteingang sitzen die Biester und warten.
Im Zelt töten wir jedes einzelne 1 mm kleine Insekt, bevor wir
schlafen gehen. Dann muß ich "aufs Klo" (hätte doch
weniger trinken sollen), also raus. Da erwischen sie mich und
laben sich an mir ohne Ende. Wieder rein ins Zelt. Wieder alle
Viecher, die mit ins Zeltinnere mitgekommen sind, suchen und
töten. Kurz Pause. Ein Versuch zu schlafen. Quälender Juckreiz !
Kratzen, auch wenn man´s nicht soll ist ... himmlisch. Dann
erneut "Klodrang" !!! Nathalie geht es um nichts besser.
What a night ! Wir fiebern dem Sonnenaufgang entgegen.
28.12.2008 Middle Cape
> Oyster Bay Chickee
Wegen der recht langen nächsten Etappe stehen wir um 6 Uhr
morgens auf. Frühstück im Zelt. Dann hinein in die volle Montur:
Jacke, Beinlinge, Neoprenüberschuhe, Handschuhe und Fliegennetz
für den Kopf. In dieser "mozzie"-Rüstung packen wir im
Morgengrauen und sind um 8 Uhr 30 abfahrbereit. Wir verlassen das
Traum Camp, trotz der albtraumartigen letzten Nacht, vollauf
begeistert. Dieses fantastische Fleckchen Erde - oder besser
Strand, war (fast) jeden "no-see-ums" Biss Wert. (Oder
anders gesagt: Um diese einzigartige Landschaft zu erleben, muß
man anscheinend bereit sein, im wahrsten Sinne des Wortes, dafür
zu bluten ;-)
Schon 75 Minuten paddeln, bei einem mittelmäßigen Nordoster,
lässt uns Northwest Cape erreichen. Bereits gestern sind uns 2
Mexikaner in einem kleinen Motorboot aufgefallen, die immer wieder
mal in einiger Entfernung den Strand abgefahren sind. Ihr Aussehen
gleicht eher dem von Statisten in Quentin Tarantino´s "Titty
Twister" aus "From Dusk till Dawn", als dem von
Fischern im Golf von Mexiko. Auch ihr Verhalten ist eigenartig: Sie werfen zwar gelegentlich unmotiviert ihre 2
kleinen Angeln aus, nur um dann wieder in Höllentempo die Ufer zu
patroullieren. Wir wissen nicht ganz, was wir davon halten sollen.
Ein Boot scheinen sie ein Stück des Weges zu eskortieren. Wir
versuchen Sie möglichst NICHT zu beachten, während wir uns in
diesen Momenten viel zu langsam weiter nach Norden vorarbeiten.
Drogenschmuggler ? Menschenhändler ? In einer Flußmündung
versteckt, stehen dann auch noch 2 oder 3 Boote, genau können
(und wollen) wir das nicht erkennen. Mehrere Personen scheinen
über etwas zu verhandeln. Oder unterhalten sich nur ein paar
Fischer - Kumpels ?? Es wird Zeit, das wir diesen Abschnitt hinter
uns lassen. Unermüdlich paddeln wir ohne jegliche Pausen immer
weiter. Außer diesen zwielichtigen Personen ist keine
Menschenseele zu sehen. Sicherheitshalber habe ich sogar das VHF
Radio bereitgelegt, um im Fall der Fälle noch rasch einen Notruf
abgeben zu können. Aber was genau da vor sich gegangen ist,
werden wir wohl nie erfahren. Denn irgendwann ist von den
"Mexikaner" nichts mehr zu sehen. Strange !
Von
unzähligen Hurrikans gezeichneter Küstenabschnitt
Die Landschaft hat sich von kilometerlangen Stränden über
riesige tote Wälder (Hurrikanschäden) wieder zu dichten
Mangrovenwäldern hin verändert. Bis zur Mündung des Little
Shark Rivers frischt der Wind ordentlich auf. Eine magische
Begegnung mit einem riesigen Delfin, der bis auf eine paar Meter
an unser Kayak herankommt, gibt uns Kraft für das daraufhin
folgende Gegenwind-paddeln "flußaufwärts". Wir
verlassen die Küste und dringen in den mangrovenbewehrten
Flußirrgarten der Everglades ein. Unser Ziel ist Oyster Bay
Chickee.
"Chickee" bedeutet "Haus ohne Wände", und
Indianer, die diese Regionen Floridas zu allererst besiedelten,
waren die "Erfinder" und Namensgeber dieser Art
Plattform auf Stelzen, die auf allen Seiten offen, nur durch ein
Dach vor Regen geschützt ist.
Oyster Bay
Chickee
Um kurz vor 14 Uhr biegen wir um eine kleine
Insel herum und erreichen unser Nachtlager. Das Entladen des
Bootes ist über die Leiter auf den Steg zuerst nicht ganz
einfach. Nachdem wir alles von Bord gebracht haben, befestigen wir
das Kajak an der windabgewandten Seite des Chickees, damit es
nicht an den teilweise mit scharfen Muscheln bewachsenen Pfosten
scheuert. Wir errichten das Camp und essen zeitig, um die "mozzie"
(Insekten)-freie Zeit und die letzten Sonnenstrahlen auszunützen.
Kaum beginnt es zu dämmern, lassen sich dann auch pünktlich die ersten
Plagegeister blicken. Wir sind mit langem Gewand und
"Fliegengitter" am Kopf schon gerüstet, wollen aber
eigentlich bald ins Zelt verschwinden. Zwei Delfine blasen
lautstark Luft aus, während sie die Ränder der Bucht nach
Nahrung erkunden. Wir lauschen der Stille.
Unsere Plattform ist durch einen Steg mit einer zweiten verbunden,
auf der schon bei unserer Ankunft ein Zelt gestanden ist. Jede
Menge Benzinkanister und Vorratsboxen stehen daneben. Es scheinen
Fischer mit einem Motorboot zu sein, die dann kurz vor Einbruch
der Finsternis um die Ecke tuckern. Sie sehen uns während des
Anlegens in unserem "Mosquito-Kampfgewand" und einer
fragt wie es um die Biester so steht. "Sind schon einige
unterwegs", antworte ich. "Keine Sorge, gleich herrscht
hier Ruhe", teilt man uns mit. Dann beginnt ein eindrucksvolles Schauspiel: Wie ein "Mozzie-SWAT Team",
eine "no-see-ums"-Guerilla Einheit gehen die drei
Kumpels die Sache an. Einer springt von Bord, mit einer Riesendose
(Hardcore) Insektenspray bewaffnet und vernebelt die nächste
Umgebung - das ist die erste Maßnahme um sich frei bewegen zu
können. Während sich die Nebelschwaden lichten zündet ein
zweiter "Kämpfer" mit kleinen Propangaskartuschen
betriebene Geräte, die ein Blättchen erwärmen, das Dämpfe an
die Umgebung abgibt, und endgültig für "Ruhe" sorgen wird
(Thermacells). Schließlich werden Citronella-Kerzen entflammt, die neben
des angenehmen Lichts, ein "Todfeind" der Mosquitos und
Co. sein sollen. Auftrag erledigt. Das Camp ist
"insektenfrei" :-) Wir sind beeindruckt.
"American
Fishermen"
Was folgt ist ein wohl einmaliger Abend: Tim, der mit seinen
Freunden Mark und Dan unterwegs ist, weiß genau wie
"Junior", ein Schwarzer, der seinen massigen Körper aus
dem zweiten Boot aufs Chickee wuchtet, und sich in breitem
Südstaatendialekt vorstellt, wie man eine Nacht in den Everglades
eigentlich wirklich verbringen sollte: Der Holzkohlen-Grill wird
angeworfen, eine riesige Pfanne herbeigezaubert und erhitzt -
eiskalte Getränke werden serviert, Cocktails gemischt. Wir
"müssen" auf ihren Campingsesseln sitzen, im rechten
Becherhalter ein kaltes Cola, links Vodka mit Eis, über uns der
sternenklare, mondlose Nachthimmel, keine Insekten, nur das
Schnauben der Delfine ist zu hören. Wir sind eingeladen an ihrem
Festessen teilzuhaben: Eine Pfanne mit diversem Dosenessen wird
lecker gewürzt serviert, dann noch ein Art Eintopf mit
Steakfleisch und Pilzen, und schließlich wird bester,
fangfrischer Fisch perfekt paniert in der Pfanne gebruzelt und
heiß angerichtet, während der nächste schon am Grill wartet,
verspeist zu werden. Fisch ohne Ende. Wir werden gemästet :-)
What a day !
Tim macht uns später dann ein Angebot, das uns
fast die Sprache verschlägt. Er hat gefragt, was wir nach dem
Trip machen - da wir gemeint haben, wir müssen uns irgendwie nach
Naples durchschlagen und dann wahrscheinlich den Greyhound Bus
nach Miami nehmen, hat er nun folgende Idee: Er will uns
persönlich von unserem Endpunkt (wo auch immer der sein mag)
abholen (was mindestens 1,5 Stunden Fahrt für ihn in eine
Richtung bedeutet !!), und uns dann zu sich nach Hause einladen
!!! Er hat ein Haus mit Pool und Garten mit vielen Palmen
nördlich von Miami in Coopercity und wir können bei ihm und
seiner 22-jährigen Tochter wohnen bis wir abfliegen. Außerdem
bringt er uns auch zum Flughafen, das wäre doch viel
einfacher für uns. Wahnsinn, was für eine Einladung! Wir sind
überwältigt, von der herzlichen Gastfreundschaft. Sollen wir das
Angebot annehmen ? Spät in der Nacht verlässt Junior dann Oyster
Bay Chickee und fährt zum Campen nach Joe River Chickee. Wir
fallen müde ins Zelt und schlafen bald ein.
29.12.2008 Oyster
Bay Chickee > Harney River Chickee
Um 6 Uhr 30 stehen wir auf. Nachdem wir von Tim Doughnuts und Kakao
zum Frühstück bekommen haben, bauen wir das Camp ab. Wegen der tiefen Ebbe, haben wir uns überlegt, das
Kajak vom Motorboot aus
zu beladen und nicht über die zu kurze Leiter des Chickees. Da
meint Tim, er könne ja unser Zeug mitnehmen und es beim Harney
River Chickee ablegen - wir könnten dann quasi fast leer fahren,
was uns um einige schneller machen würde. Warum eigentlich nicht
!?
v.r.n.l.: Tim,
Mark, Nathalie, Dan und ich (Peter)
Wir verabschieden uns von Tim, Mark, Dan
und Junior, der wieder zu uns gestoßen ist, und sehen ihnen nach,
wie sie mit ihren vielen Angeln und unserer Ausrüstung losfahren.
Wir haben Tims Telefonnummer und Adresse und er hat noch mehrfach bekräftigt, daß wir uns unbedingt melden müssen, damit er uns
holen kann.
Auch wir fahren los: Um das Gepäck erleichtert paddeln wir zuerst
gegen den Ebbstrom weiter nach Nordosten ins Landesinnere, um
später gegen die einströmende Flut wieder nach Nordwesten zu
steuern. Mühsam. Die Sonne brütet über unseren Köpfen -
anstrengend. Wir passieren unseren ersten Alligator, der sich auf
einer Schlammbank aufwärmt.
Unsere erste
Begegnung mit einem Alligator
Wir kommen ganz nah an ihn ran - beeindruckend.
Später passieren wir ein verletztes Manatee, eine Seekuh, die
durch ein Schiffsschraube eine Wunde am Rücken hat - berührend.
Viele Alligatorensichtungen folgen. Oft gleiten sie, wenn sie uns
bemerken, in das braune Wasser der Everglades und verschwinden in
der Tiefe. Sind sie gerade unter unserem Boot - gruselig ;-)
Wir treffen
Tim und seine Freunde wieder - während der Fahrt ...
Als wir Harney River Chickee erreichen sind wir froh unser Gepäck
auf der Plattform zu sichten. Wir richten unser Camp ein und haben
es diesmal nicht so eilig mit dem Essen zubereiten. Tim hat uns
nämlich eine Thermacell Einheit mitgegeben (die Insektenkeule mit
der Propangaskartusche), außerdem eine Citronella-Kerze.
... zum Harney
River Chickee
Die "mozzie"-Plage ist wirklich ein
belastender Faktor am Abend gewesen: Ab jetzt gibt es kein
Vermummen mehr, das wirkungslose Insektenmittel für die Haut
können wir uns sparen. Ein wahrlich rettender Geheimtipp für
Everglades Paddler !
30.12.2008 Harney
River Chickee > Highland Beach
Heute steht die Befahrung der vielversprechenden (was den Namen
anbelangt) "Nightmare-Route" an. Diese sehr schmale,
seichte, teilweise überwachsene Passage durch die dichten
Mangrovenwälder hat ihren Namen vielleicht daher, daß dort ein
Steckenbleiben bei Ebbe schnell albtraumartige Ausmaße annehmen
kann, vor allem wenn riesige Insektenschwärme einen bei
lebendigen Leibe zu verspeisen beginnen ;-)
Das Beladen des Kajaks über die Leiter vom Chickee verläuft
überraschend problemlos. Zwei Waschbären schwimmen von einem
Ufer zum anderen. Wir sehen einige Alligatoren, eine Unmenge an
Vögeln. Der Fluß windet sich und wird immer enger - der Broad
Creek ist quasi der Zubringer zur Nightmare Strecke, und soll
eigentlich von der Wassertiefe kein Problem darstellen. Umso mehr
wundern wir uns, daß wir immer öfter direkten Kontakt mit
Astwerk und Mangrovenwurzeln unter dem Boot haben. Wir schieben
und drücken uns den immer schmäler werdenden Flußarm entlang.
Die Paddel haben wir mittlerweile geteilt und verwenden sie
einseitig - "Kanu-Style".
Unter
überhängenden Mangroven im immer enger werdenden Broad Creek
Plötzlich versperrt uns ein ca. 30 cm über
Wasserniveau hinausragendes Hindernis aus Ästen den Weg. Verdammt
! Hier ist wohl Schluß ! Wir sitzen fest. Und hier soll es KEINE
Probleme mit der Wassertiefe geben ??
Zuerst warten wir ... und überlegen. Die Flut
hat langsam eingesetzt, der Wasserspiegel steigt aber noch nicht
wirklich sichtbar. Es kann noch Stunden dauern, bis wir über das
Hindernis gleiten können. Ich gebe mit unserem ebenfalls
von Tim stammenden "Hardcore"-Insektenspray ein paar
"Warnschüsse" ab, daß die Mosquitos ja auf keine
schlechte Idee kommen ;-) Nach einer halben Stunde wird es uns zu
blöd. Enger und überwachsener kann es auf der "Nightmare"
Route auch nicht mehr werden. Wir haben unseren "Nightmare"
wohl hier erreicht - was nur heißen soll, mehr Dickicht geht
eigentlich eh nicht, somit werden wir kurzerhand die Pläne
ändern und umdrehen. Über den North Harney River gibt es eine
Verbindung zum Golf von Mexiko und dort werden wir
"draußen" nach Norden hochfahren, um Highland Beach zu
erreichen. Die Etappe wird dadurch zwar etwas länger, aber wir
erreichen so auf jeden Fall sicher unser Etappenziel. Wer weiß,
ob wir später nicht noch einmal hängen bleiben würden. Wir
schaffen es an einer breiteren Stelle das Boot zu wenden und
treten den Rückweg an. Schließlich kämpfen wir uns später
gegen kräftigen (Nord)Wind, Wellen und Strömung Richtung
Highland Beach vor. Der fantastische Palmenstrand entschädigt
für all die Anstrengungen.
Highland Beach
31.12.2008 Highland
Beach > New Turkey Key
Da der Strand sehr, sehr weit flach abfällt und bei Ebbe
somit ein Ablegen unmöglich sein kann, haben wir den Wecker auf 5
Uhr Früh gestellt ! Wir wollen so zeitig wie möglich aufbrechen,
um noch einige Zeit vor der maximalen Ebbe möglichst weit
draußen zu sein. Wir essen eine Kleinigkeit im Zelt und packen
dann zusammen. Wie immer brauchen wir so ca. 2 Stunden bis wir die
Paddel ins flache Wasser tauchen und loslegen. Bald geht die Sonne
auf. Eine magische Morgenstimmung nahezu ohne Wind zieht uns in
ihren Bann.
Nach Sonnenaufgang nimmt dann der Wind kontinuierlich zu. Wegen
riesigen, extrem flachen Stellen, die nicht einmal wir mit unserem
geringen Tiefgang paddelnd überwinden können, müssen wir weit
aufs Meer hinaus fahren. Manche Stellen legen wir gehend zurück,
indem wir das Boot zwischen uns ziehen, Nathalie nennt das "kayak
wading" :-) Pausen legen wir knöcheltief im Matsch stehend
ein - was "Klopausen" (auf der "kleinen" Seite)
anbelangt, so haben wir auch schon die perfekte Technik direkt
"onboard", besser "über Bord"
entwickelt ;-)
Paddling the
Gulf of Mexico
Unser eigentliches Ziel wäre Mormon Key gewesen, da uns aber eine
sehr kleine Insel, New Turkey Key, extrem begeistert, beschließen
wir hier zu bleiben. Das einzige Problem könnte sein, daß wir
Besuch von denjenigen bekommen, die sich hier offiziell
bei den Rangern angemeldet haben. Es kommen dann wirklich noch 5 Kanus mit insgesamt 10 Leuten,
diese verziehen sich aber an eine andere Stelle der Mini-Insel, so
feiern wir den heutigen Sylvesterabend quasi doch allein.
New Turkey Key
Um 18 Uhr stoßen wir auf das neue Jahr an, das
zu dieser Zeit soeben Wien erreicht hat. Prosit !!! Bei einem
Lagerfeuer im Windschatten unseres Kajaks bereiten wir
Palatschinken (Pfannkuchen) zu und völlern bis uns fast schlecht
wird.
Happy New Year
2009 !
Bis auf den regelmäßigen Ruf der Greifvögel,
die in einem exponierten Baum direkt neben unserem Lagerplatz ihre
Nest gebaut haben, und im strammen Wind diverse Flugmanöver
vollziehen, herrscht Stille (mal abgesehen von den immer wieder
vorbeipfeifenden Windböen) und wir verbringen einen ruhigen
Jahreswechsel auf einer genialen, wilden Insel.
1.1.2009 New Turkey
Key > Indian Key
Willkommen 2009 ! Der Vielzahl an Inseln wegen wird dieser Teil
der Everglades "Ten Thousand Islands", die 10 000 Inseln,
genannt. Wir paddeln zumeist an der Westseite der äußersten
Inseln vorbei Richtung Norden. Eine gewisse Nähe zu Everglades
City erkennen wir an den uns doch merklich häufiger passierenden
Fischerbooten. Wir überlegen zwar kurz den heutigen Tag (wieder
illegaler Weise ;-) auf Rabbit Key ausklingen zu lassen, dann
entschließen wir uns aber, den uns unterstützenden Wind zu
nützen und weiter zu paddeln. Der seit vielen Tagen nicht mehr
benützte Segelschirm zerlegt sich beim Versuch ihn wieder einmal aufzuklappen
in diverse Einzelteile - das Salzwasser hat alle Metallgelenke
zerstört. Wir fühlen uns fit und peilen eine schmale Passage
nördlich von Kingston Key an. Auf unserer Seekarte ist eine
Campmöglichkeit auf Indian Key, der darauf folgenden Insel
eingezeichnet, die aber anscheinend nicht mehr genutzt wird.
Geheimnisvolle
Lagune auf Indian Key - Ten Thousand Islands
Wir erkunden den Platz ... und wollen hier
unsere letzte Nacht verbringen. Das Zelt werden wir erst bei
Einbruch der Finsternis aufstellen, denn hier treffen wir auf die
ersten Tagestouristen, die von Everglades City aus "Outdoor"-Luft schnuppern möchten. Ja, jetzt ist es wirklich nicht mehr
weit.
In der Nacht haben wir dann noch eine kurze
"Auseinandersetzung" mit einem Waschbären. Fast auf
jedem Strand findet man unendlich viele Fußabdrücke der kleinen
"Racoons". Gerade mit dem Essen und dem Trinkwasser muß
man in den Everglades aufpassen. Um an Frischwasser zu kommen tun
die putzigen Bären fast alles. Mit unserer "Doppelpacksack"-Methode
sind wir gut gefahren. Ein Rascheln hat mit aufgeweckt, und als
ich nachsehe, leuchte ich mit der Stirnlampe einem Waschbären im
Geäst direkt ins Gesicht. Ich verscheuche ihn. Doch einmal
"Blut geleckt", kommt er hartnäckig immer wieder.
Irgendwann ist dann Ruhe. Erst in der Früh bemerke ich dann ein
kleines Loch in einem unserer großen Packsäcke. So werden wir
uns immer an dieses kleine Biest erinnern :-)
2.1.2009 Indian Key
> Everglades City
Um kein "Aufsehen" zu erregen bauen wir gleich am Morgen
das Camp ab. Sicher ist sicher - obwohl dann noch lange keine
Menschenseele zu sehen ist. Anschließend lassen wir uns Zeit,
frühstücken langsam und genießen dabei unser letztes
Lagerfeuer, bevor wir erst gegen 10 Uhr Richtung Everglades City
ablegen.
Bald am Ziel
Ein markierter Channel (Kanal) führt auf den
finalen Kilometern zurück zur Zivilisation. Wir queren
Chokoloskee Bay und paddeln den Barron River flußaufwärts. Wir haben
es geschafft !
Everglades
City
Auf der Suche nach einer Bootsrampe, wo wir
unser Kajak entladen können, fahren wir noch gut 2 km ins
"Stadtgebiet" hinein. Neben einem Fischrestaurant werden
wir fündig. Wir sind am Ziel !
Eine spannende und extrem abwechslungsreiche
Tour geht zu Ende.
Nachdem wir das Boot ausgeladen und mit einem Wasserschlauch
abgespritzt haben, zerlegen wir es und legen die Teile zum
Trocknen auf. Die Ausrüstung wird großteils in die 2 großen
Packsäcke (je 110 Liter) verstaut, dann essen wir "Fish´n
Chips" und trinken eiskaltes Cola ... herrlich ! Tim habe ich
vor ca. 1 Stunde angerufen. Er hat sich sofort auf den Weg gemacht
um uns abzuholen und an die Ostküste Floridas bei Fort
Lauderdale zu bringen. Die Aussicht auf die erste Dusche seit 11
Tagen in "Tim´s Resort" und anschließend einen
Cocktail am Pool ;-) sind fantastisch. Das Telefon läutet, es ist
Tim. In ein paar Minuten wird er da sein.
Übersicht:
Florida 2008/09 -
Von Key Largo nach Everglades City
|
Tag |
Etappe |
von |
nach |
Distanz
(nm) |
22.12.2008 |
1 |
1 |
Key
Largo |
North
Nest Key |
6,75 |
23.12.2008 |
2 |
|
|
North
Nest Key |
0 |
24.12.2008 |
3 |
2 |
North
Nest Key |
Shark
Point |
17 |
25.12.2008 |
4 |
3 |
Shark
Point |
East
Clubhouse Beach |
12,25 |
26.12.2008 |
5 |
4 |
East
Clubhouse Beach |
Middle
Cape |
9,5 |
27.12.2008 |
6 |
|
|
Middle
Cape |
0 |
28.12.2008 |
7 |
5 |
Middle
Cape |
Oyster
Bay Chickee |
16 |
29.12.2008 |
8 |
6 |
Oyster
Bay Chickee |
Harney
River Chickee |
14 |
30.12.2008 |
9 |
7 |
Harney
River Chickee |
Highland
Beach |
11 |
31.12.2008 |
10 |
8 |
Highland
Beach |
New
Turkey Key |
12,25 |
1.1.2009 |
11 |
9 |
New
Turkey Key |
Indian
Key |
15 |
2.1.2009 |
12 |
10 |
Indian
Key |
Everglades
City |
6 |
|
|
|
|
|
119,75
nm |
10 Etappen
> 119,75 nm (Nautische Meilen) entsprechen 215,55 km