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B a s e c a m p P h i l o s o p h i e N e w s Ü b e r  u n s R e i s e n  &  E x p e d i t i o n e n P h o t o g r a p h i e H O C H - F O R M . a t G e d a n k e n

 

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E v e r g l a d e s

12 days of Seakayaking in Alligator Country

 

 

 

 

Mit dem Seekajak durch den Everglades National Park ...

... von Key Largo nach Everglades City 

North Nest Key, Florida Bay

 

                 

Paddling the Everglades ...

... it´s paddling your seakayak over topaz waters across Florida Bay to North Nest Key

...it´s seeing an alligator sunning himself at the banks of shark river

... it´s looking out and seeing nothing but no-see-ums on your tent window

... it´s paddling countless miles into a head wind until your arms ache

... it´s frantically loading your kayak as the mosquitos drive you finish your morning coffee

... it´s running aground onto a mud bar while shortcutting across Broad River Bay

... it´s sitting by a driftwood fire beneath palm trees on Highland Beach

... it´s noticing sharks in the waters of the Gulf of Mexico and realizing that your kayak lies awfully close to the water´s suface

...it´s playfully surfing the waves in your seakayak while being blown by a friendly wind to Middle Cape

... it´s watching the sky darken at Shark Point, while you ram down dinner after  a long day of paddling, then racing to the tent as swamp angels buss all around you.

... it´s watching the red fireball of the sun drop into the Gulf of Mexico from Cape Sable

 

 

 
In Anlehnung an "What It´s Like - Paddling the Everglades" aus "A Paddler´s Guide to Everglades National Park" by Johnny Molloy
 
 

          "The Everglades. Just about everyone has heard of them. But what are the Everglades ? Ask twenty people and you get twenty different answers. Yet most conceptions of the Everglades center around two mental pictures. First picture: Everglades as jungle. This image has tall trees towering over gloomy swamps with snakes hanging from tangled vines. Alligators lurk beneath coffee-colored waters, while strange birds deliver stranger calls that echo across the ooze. Second picture: A limitless plain of verdant grass growing out of water. The sun beats over the harsh bleakness, punctuated only by violent thunderstorms. An occasional bird flaps its wings across an endless horizion. Neither image is entirely incorrect.

... there are eight different ecosystems within the preserve boundaries. But for the Everglades paddler, there are two primary environments: the coastal mangrove swamp and the Gulf of Mexico, also known as the "outside"."

"A Paddler´s Guide to Everglades National Park" by Johnny Molloy     

          "Der River of Grass ist die größte subtropische Wildnis auf dem amerikanischen Festland und der drittgrößte Nationalpark außerhalb Alaskas. Der Park ist als Kulturerbe ausgewiesen, ein internationales Biosphärenreservat und ein Feuchtgebiet von internationaler Bedeutung. Wer den Park nicht selbst besucht hat, wird sich nicht vorstellen können, wie einzigartig er ist ... "

Der National Geographic Traveller "Miami und die Florida Keys"   

 

 

 

 

          Mehr Gründe braucht es nun wirklich nicht, um mit unserem Faltkajak "bewaffnet" dem feucht-trüben, kalten Winterwetter Wiens den Rücken zu kehren und der Sonne entgegen ins wohlig-warme Florida aufzubrechen, mit eigenem Boot tief in diese Wildnis vorzudringen und mit allen Sinnen nach der geheimnisvollen Schönheit der Everglades zu suchen.

22.12.2008   Key Largo (Hilton Beach) > North Nest Key

          Wir stehen am Strand des Hilton Hotels in Key Largo und blicken über die türkis-blauen Wasser der Florida Bay, die heute nur so übersät sind von "white caps" (weiß schäumende, brechende Wellen). Ein ca.  20 - 25 Knoten (ungefähr 36 - 45 km/h) starker Nordwind treibt sie vor sich her. Es ist der 22.Dezember 2008 und wir sind startklar. Gerade haben wir unser Faltkajak zusammengebaut und es mit Essensvorräten für 2 Wochen beladen. Der Page des Hotels hat sich gewundert, das er nicht wie üblich den Parkplatz mit dem Gepäckswagen ansteuern soll, sondern den Strand. Bis fast zum Wasser hat er das schwer beladene Gefährt gezogen. "Danke, den Rest erledigen wir selbst.", und wir verabschieden uns von dem gemütlichen Quartier, das wir uns wegen der guten Lage, was unseren Tourstart betrifft, ausgesucht haben. 

Morgen geht´s los

Blick vom Balkon über die Florida Bay nach Norden

          Die vergangenen 2 Tage ist die Wasseroberfläche spiegelglatt gewesen. Wir stemmen uns gegen den Wind und setzen uns ins Boot. Das sieht nach harter Arbeit aus. Während der ersten Paddelschläge mit unseren hier neu erstandenen "Werner" Paddel (zu Hause kosten die "Dinger" ca. 340 Euro, das Stück (!) - hier haben wir unter (!) 200 Dollar bezahlt, was bei dem momentanen Wechselkurs fast die Hälfte ist :-), ist sofort vollste Konzentration gefordert, damit der Wind uns dieselben nicht gleich wieder entreißt. Langsam kämpfen wir uns Shell Key ("Key" heißt Insel) entgegen. Ca. 1,5 bis maximal 2 Fuß (45 - 60 cm) hohe Wellen prallen in kurzen Abständen hart gegen den Bug. Wir sind nach kurzer Zeit triefend naß. Oft kommen wir nahezu zum Stillstand und müssen dann mühsam erst wieder Reisegeschwindigkeit aufnehmen. Das anpaddeln ist aber der anstrengendste Teil. Ein Pausieren gibt es so und so nicht. Schon die kürzeste Pause treibt uns sofort wieder dem Ausgangspunkt entgegen, also weiter. Mittendrin wird die seichte Bucht dann so niedrig, das Nathalie aussteigt, das Boot an die Hand nimmt und sich zu Fuß dem Wind entgegenstemmt. 

"Kayak Wading"

          Ich habe den Kurs nach North Nest Key, dem heutigen Etappenziel, vorher berechnet. Als wir uns kurz nur auf unser Gefühl verlassen, kommen wir auch prompt mal vom Weg ab. So machen wir einen "Schlenker" über Whaleback Key (was windtechnisch keine schlechte Wahl gewesen ist) und gelangen schließlich, deutlich abgekämpft, nach North Nest Key. Phasenweise habe ich gar nicht geglaubt, das wir unser Ziel heute überhaupt erreichen werden. Umso größer ist dann die Freude. Rosa Löffelschnabler, auf den ersten Blick mit Flamingos zu verwechselnde, elegante Vögel empfangen uns mit lautem Geschnatter. Pelikane sitzen im Geäst der Mangrovenbäume. Da taucht ein Steg vor uns auf. Geschafft ! 

North Nest Key

Wir landen an und Nathalie findet auch gleich einen windgeschützten Zeltplatz. Unser Lagerfeuer aus Schwemmholz prasselt in der Abenddämmerung und wir blicken nach Westen. Morgen wäre unsere längste Etappe. Bei diesem immer stärker werdenden Sturm ?! Wir werden in der Früh entscheiden wie´s weiter geht. 

"Eau de Toilet"

23.12.2008   North Nest Key (Ruhetag wegen Sturm)

          Das Abhören des Wetterberichts mit dem VHF-Radio bestätigt unseren Entschluss: Wir bleiben ! Das wir schon am zweiten Tag einen Ruhetag einlegen müssen ist mir zwar nicht sehr recht, aber gegen das Wetter kommt man nicht an. Und somit versuche ich per Mobiltelefon, die Ranger Station in Flamingo (ca. 25 km entfernt) zu erreichen. 

Horseshoe Crab - Körperlänge 30 cm, mit Schwanz 50 cm

Im National Park der Everglades ist eine Registrierung jeder Tour unbedingt erforderlich und die Campplätze müssen im vorhinein bekannt gegeben werden. Deshalb ist es notwendig, daß wir, unserer Umdisponierung wegen, das Permit erneuern. Da wir von Key Largo aus gestartet sind (was laut Rangerauskunft, vielleicht vor 5 Jahren das letzte Mal gemacht worden ist), haben wir die Erlaubnis per Telefon eingeholt, was längere Verhandlungen mit einem Supervisor ("Ober-Ranger") erforderlich gemacht hat. Nicht früher als 24 Stunden vor Tourbeginn kann man seine "Wunsch-Campplätze" nennen und dann hoffen, daß diese auch frei sind. Wir haben Glück gehabt und keinen einzigen Platz tauschen müssen. Auch die Änderung heute geht problemlos in Ordnung. 

Die türkis-blauen Wasser der Florida Bay

          So erkunden wir North Nest Key, sichten Haie in der nördlichen Bucht, versuchen uns - ohne Erfolg - mit der Angel am Steg, bekommen von einem Touristenpaar, das mit Boot und Kapitän bei "unserer" Insel anlegt, frisches, kühles Obst serviert (!) ... und werden von einem anderen vorbeifahrenden Bootsbesitzer nach abgängigen Kajakern befragt ?!? 

Kurs 256°

Hoffentlich legt sich der Wind etwas. Am Abend erhellt wieder unser Lagerfeuer den einsamen Strand auf North Nest Key.

24.12.2008     North Nest Key > Shark Point

          Der Wind hat etwas nachgelassen. Mit ca. 15 Knoten (rund 27 km/h) Rückenwind und nur gelegentlich stärkeren Böen verlassen wir das urige Eiland North Nest Key und nehmen Kurs 256° nach Lake Key. 2 Fuß-Wellen von achtern unterstützen unsere rhythmischen Paddelschläge. Bei Lake Key steigen wir kurz aus, um gleich einmal im morastigen Untergrund bis zum Unterschenkel zu versinken. An solche "ungewöhnlichen" Klo-Pausen werden wir uns ab nun gewöhnen müssen ;-) Dann packen wir unseren Schirm aus und segeln weiter. Extra für diesen Zweck haben wir das Teil mitgenommen und es funktioniert perfekt. 

"Kayak Sailing"

Mit ca. 5-6 km/h - was auch unserem Paddeltempo entspricht - gleiten wir Richtung Madeira Point, Kurs 284°. Ca. 8 Kilometer ist die Querung lang. Da die Inseln nur aus Mangroven bestehen, aus dieser Distanz ineinander überzugehen scheinen, und keinerlei markante Punkte auszumachen sind, stellt die Überfahrt auch eine navigationstechnische Herausforderung dar. Neben dem Kompass unterstützt uns auch unser (altbewährtes) GPS, in das ich mit Hilfe der Seekarten gewisse Wegpunkte als Backup eingegeben habe. 

Osprey

          Wegen der oft nur Zentimeter-tiefen riesigen Untiefen, existieren mancherorts markierte Kanäle, die es dann mit einer Tiefe von 1-2 Fuss (30-60 cm) auch kleineren Motorbooten erlauben durch das Inselgewirr zu manövrieren. 

Marker im Wasser begrenzen einen "Channel"

Wir folgen einem der Kanäle und gelangen über den südlichen Rand der Madeira Bay via Crocodile Dragover auf einer Diretissima zum Mosquito Point. Trotz unseres extrem geringen Tiefgangs, der uns solche Direktverbindungen erst möglich macht, bleiben wir dennoch an einer Stelle "stecken". Wieder einmal stapft Nathalie mit dem Kajak an der Leine über morastiges Terrain. Gegen 15 Uhr 45 erreichen wir dann Shark Point. Unser Etappenziel. Von den 17 nautischen Meilen (ca. 30,6 km) sind wir gut 2 Drittel gesegelt :-)

          Die Anlegestelle - eine kaum 3 m breite Öffnung im Mangrovendickicht - zu diesem eigentlich nicht mehr gebräuchlichen Campplatz finden wir nach kurzem Suchen. Knietief versinken wir in stinkendem Matsch, bevor wir von Horden von Mosquitos heimgesucht werden. Urig ist es zweifellos. "Eaten alive" ... Nathalie kassiert an diesem Abend den Großteil der Mosquito Bisse der gesamten Tour. Und das erstickend feucht-tropische Klima nachts im Zelt, lässt mich vor Schweiß klebend nur schlecht einschlafen. Fröhliche Weihnachten ;-)

25.12.2008     Shark Point > East Clubhouse Beach

          Das Wetter ist wie bisher auch ... durchwachsen. Im Gegensatz zu gelegentlichen Schauern untertags, öffnet der Himmel seine Pforten heute genau zu dem Zeitpunkt, als wir gerade noch nicht im Boot sitzen. Diese Art "Muntermacher" in der Früh brauch´ ich gar nicht. Der kurze Ärger ist aber schnell verflogen, als wir endlich durch das, zum Glück durch die Ebbe nur wenig längere "Mudflat" (den "Matschstrand"), der "Insel der Quälgeister" endlich den Rücken kehren und Richtung Joe Kemp Key paddeln. Johnny Molloy schreibt in "A Paddler´s Guide to Everglades National Park": "... Mosquitoes can rule the scene here. This may be the buggiest backcountry campsite in the Everglades, ..., guaranteeing solitude for you and the mosquitoes." Dem können wir nur beipflichten.

          Ab Joe Kemp Key spannen wir wieder unseren "Segelschirm" auf und lassen uns von den noch immer vorherrschenden Süd-Ost Winden Richtung Flamingo treiben. Es regnet in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen, aber nie sehr lange. Ein markierter Kanal macht das Navigieren einfach. Flamingo ist eine kleine Ansiedlung am südlichen Ende der Everglades. Ein recht großes Motel thront nach seiner Zerstörung durch einen Hurrikan nur mehr als verlassene, zum Teil verfallene Ruine am Ufer. Ein kleiner Marina (Hafen), ein sehr kleiner Shop mit dem wirklich nur allernötigsten, was man so zum "Überleben" braucht und ein Parkplatz sind die Eckpunkte dieses einzigen Ortes innerhalb der Parkgrenzen. Wir wollen hauptsächlich unsere Wasservorräte auffüllen. Zu Essen haben wir genug. Vielleicht ein kleiner Snack oder ein kaltes Getränk (!!), das wäre schon toll :-)

          Einen "kurzen" Abstecher vor der Hafeneinfahrt büßen wir mit einer kleinen Gehstrecke - wieder einmal nämlich sind die Untiefen sogar für unser Boot zu seicht. Um nicht zu tief zu versinken, entwickelt Nathalie eine ganz "eigene" Gehtechnik ... mit Erfolg. Schließlich biegen wir in den geschützten Hafenbereich ein und suchen einen Anlegeplatz für unser Kayak. Wir spazieren, mit Schwimmwesten und Spritzdecken noch immer "am Mann", zu den Rangern, um unser Permit in Papierform abzuholen. Ein paar Details, die wir noch gerne zu der "Nightmare Route" gewußt hätten, kann uns die Rangerin nicht beantworten. Wichtig ist nur, daß wir eh einen Kontakt angegeben haben, für den Fall, daß wir es nicht schaffen. Passt ;-) Wir werden uns das vor Ort ansehen. 

An der Bootsrampe in Flamingo

          Im dürftig ausgestatteten Marina-Shop kaufen wir nur das ersehnte kalte Getränk und ein paar Leckereien. Dann füllen wir unsere Wasserbeutel mit insgesamt 56 Litern (!!!) auf und verstauen alles ziemlich gut im Boot. Das sollte bis zum Tourende reichen. Süßwasser wird man nämlich in den Everglades vergeblich suchen. Bevor wir wieder ablegen, sehen wir uns noch den Startpunkt des "Wilderness Waterways" an. Dieser 99 Meilen - Wasserweg ist auch für Motorboote befahrbar, und viele Kanuten machen sich hier auf den Weg durch die Glades nach Norden. Ein fast 4,5 Meter langer Alligator liegt neben einem kleineren Weibchen auf der Uferböschung in der Sonne. Wir staunen über die beachtliche Größe der urigen Echsen und sind schon gespannt, was uns noch alles so begegnen wird. Unsere Route führt uns weg von dem recht "ausgetretenen" Wilderness Waterway und zuerst um das berühmt-berüchtigte Cape Sable. Dorthin brechen wir jetzt auf und nehmen die letzten paar Kilometer nach East Clubhouse Beach in Angriff. Den Wind von Achtern spürend, können wir der "Segel-Versuchung" nicht widerstehen und bestaunen die dichte Vegetation am Ufer ruhig im Boot sitzend und dem Gesang der vielen Vögel lauschend. 

          Nachdem wir unser Camp aufgeschlagen haben, besucht uns ein Kayaker ("I tell ya, man!"), der am Cape ein paar Tage zum Angeln bleiben will und erzählt uns folgende "Schauergeschichte" in breitem Südstaaten-Akzent: 2 Kanuten sitzen am ersten Abend ihrer Tour im Freien und bemerken die Horden an "no-see-ums", nur ca. 1 mm großen, beißenden Minifliegen, die beginnen, sich an ihnen satt zu essen. Im Zelt Schutz suchend, entdecken sie, daß das Fliegengitter zu große Maschen hat, und die Biester problemlos ihr blutiges "Handwerk" fortsetzen. Sie zünden eine "Mozzies"-vergiftende "Rauchbombe", die nur für die Verwendung unter freiem Himmel gedacht ist, direkt im Zelt und sitzen die ganze lange Nacht wach, um in der Früh, beim ersten Morgengrauen, die Flucht nach Hause anzutreten. Was für eine monumentale Lagerfeuergeschichte. Noch sind wir nur wenigen "no-see-ums" begegnet, aber die Vorfreude steigt damit ins unermessliche ;-)

26.12.2008     East Clubhouse Beach > Middle Cape

          Am Morgen ist harte Arbeit angesagt. Die Ebbe ist sehr weit draußen, und das heißt ... schleppen. Zuerst das Boot, dann das Gepäck und die Unmenge an Wasser. Das Faltkayak können wir nicht über das mit scharfen Muscheln übersäte "Mudflat" ziehen. Außerdem versinken wir schon so stellenweise bis zum Knie im Schlamm. Also gehen wir halt hin und her, und hin und her,... 

East Clubhouse Beach bei Ebbe - Wie oft sind wir schon hin und zurück marschiert ???

          Wir paddeln und segeln bis East Cape, machen eine Pause. Am Weg nach Middle Cape, dem nächsten Kap auf diesem nur aus Stränden bestehendem Küstenabschnitt, packen wir den Schirm dann ein (der mittlerweile schon sehr stark mitgenommen wirkt - wie lange wird der noch halten ?!), und beginnen die nun von schräg hinten kommenden Wellen "abzureiten". Bis zu 4 Fuß (ca. 1,2 m) sind die kraftvollen Wasserberge hoch, und schieben uns zügig über die weite Bucht. Ein perfekter, steil abfallender Strand (was uns ein angenehmes Beladen und Ablegen garantiert) empfängt uns mit eindrucksvoller Kulisse: Wild-romantischer Wald hinter einem weißen (Muschel)Strand, eine Unmenge an Pelikanen und Reihern, sowie Möwen laben sich an riesigen, aus kleinsten Fischen bestehenden Fischschwärmen. Wir sind begeistert und beschließen zu bleiben. (Eigentlich hätten wir bis Northwest Cape weiter fahren "müssen", aber noch besser geht es wohl nicht.) 

Middle Cape - Cape Sable

          Am Abend dann ... Ärger !!! Erstmals "no-see-ums", und zwar zu tausenden !!! ("I tell ya, man !"). Wir bewaffnen uns mit Insektenspray (der anscheinend ein Grundnahrungsmittel der Biester zu sein scheint) und Kopfnetzen (die zwar "dicht" sind, aber etwas störend ... besser als zerbissen ;-) Schließlich geht meine Stirnlampe ein (obwohl die Batterien voll sein sollten ??) und dann geht der Kocher 3 x aus. Die Stimmung ist nicht gerade auf ihrem "Höhepunkt" ... vorsichtig ausgedrückt. Der allabendliche Lagerfeuerausklang versöhnt uns dann wieder etwas, und eine Stunde nach Sonnenuntergang verschwinden dann auch die Plagegeister ... wohin auch immer. Gute Nacht !

27.12.2008     Middle Cape (Ruhetag)

          Viel Sonne - Strandspaziergang - weitere Route planen - lesen - Tagebuch schreiben ... Ein Traumtag ! 

Blick über den Golf von Mexiko

          Noch beim Eintreffen auf Middle Cape gestern haben wir uns gewundert, warum ein Zelt an der wohl windigsten Stelle des gesamten Kaps steht, und die 2 Camper mitten im Sturm sitzen. Nach der gestrigen, abendlichen "no-see-ums"-Tortur liegt der Grund mehr als nur klar auf der Hand: "no-see-ums" mögen Wind ... nicht ! Hier gilt: Umso ausgesetzter der Platz, desto besser. Kurzerhand ziehen wir unser Zelt zig Meter über den Strand, um kurz vor Sonnenuntergang eine etwas "zugigere" Ecke für die Nacht zu finden. Die Nacht wird trotzdem zur Qual. Am Zelteingang sitzen die Biester und warten. Im Zelt töten wir jedes einzelne 1 mm kleine Insekt, bevor wir schlafen gehen. Dann muß ich "aufs Klo" (hätte doch weniger trinken sollen), also raus. Da erwischen sie mich und laben sich an mir ohne Ende. Wieder rein ins Zelt. Wieder alle Viecher, die mit ins Zeltinnere mitgekommen sind, suchen und töten. Kurz Pause. Ein Versuch zu schlafen. Quälender Juckreiz ! Kratzen, auch wenn man´s nicht soll ist ... himmlisch. Dann erneut "Klodrang" !!! Nathalie geht es um nichts besser. What a night ! Wir fiebern dem Sonnenaufgang entgegen.

28.12.2008     Middle Cape > Oyster Bay Chickee

          Wegen der recht langen nächsten Etappe stehen wir um 6 Uhr morgens auf. Frühstück im Zelt. Dann hinein in die volle Montur: Jacke, Beinlinge, Neoprenüberschuhe, Handschuhe und Fliegennetz für den Kopf. In dieser "mozzie"-Rüstung packen wir im Morgengrauen und sind um 8 Uhr 30 abfahrbereit. Wir verlassen das Traum Camp, trotz der albtraumartigen letzten Nacht, vollauf begeistert. Dieses fantastische Fleckchen Erde - oder besser Strand, war (fast) jeden "no-see-ums" Biss Wert. (Oder anders gesagt: Um diese einzigartige Landschaft zu erleben, muß man anscheinend bereit sein, im wahrsten Sinne des Wortes, dafür zu bluten ;-)

          Schon 75 Minuten paddeln, bei einem mittelmäßigen Nordoster, lässt uns Northwest Cape erreichen. Bereits gestern sind uns 2 Mexikaner in einem kleinen Motorboot aufgefallen, die immer wieder mal in einiger Entfernung den Strand abgefahren sind. Ihr Aussehen gleicht eher dem von Statisten in Quentin Tarantino´s "Titty Twister" aus "From Dusk till Dawn", als dem von Fischern im Golf von Mexiko. Auch ihr Verhalten ist eigenartig: Sie werfen zwar gelegentlich unmotiviert ihre 2 kleinen Angeln aus, nur um dann wieder in Höllentempo die Ufer zu patroullieren. Wir wissen nicht ganz, was wir davon halten sollen. Ein Boot scheinen sie ein Stück des Weges zu eskortieren. Wir versuchen Sie möglichst NICHT zu beachten, während wir uns in diesen Momenten viel zu langsam weiter nach Norden vorarbeiten. Drogenschmuggler ? Menschenhändler ? In einer Flußmündung versteckt, stehen dann auch noch 2 oder 3 Boote, genau können (und wollen) wir das nicht erkennen. Mehrere Personen scheinen über etwas zu verhandeln. Oder unterhalten sich nur ein paar Fischer - Kumpels ?? Es wird Zeit, das wir diesen Abschnitt hinter uns lassen. Unermüdlich paddeln wir ohne jegliche Pausen immer weiter. Außer diesen zwielichtigen Personen ist keine Menschenseele zu sehen. Sicherheitshalber habe ich sogar das VHF Radio bereitgelegt, um im Fall der Fälle noch rasch einen Notruf abgeben zu können. Aber was genau da vor sich gegangen ist, werden wir wohl nie erfahren. Denn irgendwann ist von den "Mexikaner" nichts mehr zu sehen. Strange !

Von unzähligen Hurrikans gezeichneter Küstenabschnitt

          Die Landschaft hat sich von kilometerlangen Stränden über riesige tote Wälder (Hurrikanschäden) wieder zu dichten Mangrovenwäldern hin verändert. Bis zur Mündung des Little Shark Rivers frischt der Wind ordentlich auf. Eine magische Begegnung mit einem riesigen Delfin, der bis auf eine paar Meter an unser Kayak herankommt, gibt uns Kraft für das daraufhin folgende Gegenwind-paddeln "flußaufwärts". Wir verlassen die Küste und dringen in den mangrovenbewehrten Flußirrgarten der Everglades ein. Unser Ziel ist Oyster Bay Chickee. 

          "Chickee" bedeutet "Haus ohne Wände", und Indianer, die diese Regionen Floridas zu allererst besiedelten, waren die "Erfinder" und Namensgeber dieser Art Plattform auf Stelzen, die auf allen Seiten offen, nur durch ein Dach vor Regen geschützt ist. 

Oyster Bay Chickee

          Um kurz vor 14 Uhr biegen wir um eine kleine Insel herum und erreichen unser Nachtlager. Das Entladen des Bootes ist über die Leiter auf den Steg zuerst nicht ganz einfach. Nachdem wir alles von Bord gebracht haben, befestigen wir das Kajak an der windabgewandten Seite des Chickees, damit es nicht an den teilweise mit scharfen Muscheln bewachsenen Pfosten scheuert. Wir errichten das Camp und essen zeitig, um die "mozzie" (Insekten)-freie Zeit und die letzten Sonnenstrahlen auszunützen. Kaum beginnt es zu dämmern, lassen sich dann auch pünktlich die ersten Plagegeister blicken. Wir sind mit langem Gewand und "Fliegengitter" am Kopf schon gerüstet, wollen aber eigentlich bald ins Zelt verschwinden. Zwei Delfine blasen lautstark Luft aus, während sie die Ränder der Bucht nach Nahrung erkunden. Wir lauschen der Stille.

          Unsere Plattform ist durch einen Steg mit einer zweiten verbunden, auf der schon bei unserer Ankunft ein Zelt gestanden ist. Jede Menge Benzinkanister und Vorratsboxen stehen daneben. Es scheinen Fischer mit einem Motorboot zu sein, die dann kurz vor Einbruch der Finsternis um die Ecke tuckern. Sie sehen uns während des Anlegens in unserem "Mosquito-Kampfgewand" und einer fragt wie es um die Biester so steht. "Sind schon einige unterwegs", antworte ich. "Keine Sorge, gleich herrscht hier Ruhe", teilt man uns mit. Dann beginnt ein eindrucksvolles Schauspiel: Wie ein "Mozzie-SWAT Team", eine "no-see-ums"-Guerilla Einheit gehen die drei Kumpels die Sache an. Einer springt von Bord, mit einer Riesendose (Hardcore) Insektenspray bewaffnet und vernebelt die nächste Umgebung - das ist die erste Maßnahme um sich frei bewegen zu können. Während sich die Nebelschwaden lichten zündet ein zweiter "Kämpfer" mit kleinen Propangaskartuschen betriebene Geräte, die ein Blättchen erwärmen, das Dämpfe an die Umgebung abgibt, und endgültig für "Ruhe" sorgen wird (Thermacells). Schließlich werden Citronella-Kerzen entflammt, die neben des angenehmen Lichts, ein "Todfeind" der Mosquitos und Co. sein sollen. Auftrag erledigt. Das Camp ist "insektenfrei" :-) Wir sind beeindruckt.

"American Fishermen"

          Was folgt ist ein wohl einmaliger Abend: Tim, der mit seinen Freunden Mark und Dan unterwegs ist, weiß genau wie "Junior", ein Schwarzer, der seinen massigen Körper aus dem zweiten Boot aufs Chickee wuchtet, und sich in breitem Südstaatendialekt vorstellt, wie man eine Nacht in den Everglades eigentlich wirklich verbringen sollte: Der Holzkohlen-Grill wird angeworfen, eine riesige Pfanne herbeigezaubert und erhitzt - eiskalte Getränke werden serviert, Cocktails gemischt. Wir "müssen" auf ihren Campingsesseln sitzen, im rechten Becherhalter ein kaltes Cola, links Vodka mit Eis, über uns der sternenklare, mondlose Nachthimmel, keine Insekten, nur das Schnauben der Delfine ist zu hören. Wir sind eingeladen an ihrem Festessen teilzuhaben: Eine Pfanne mit diversem Dosenessen wird lecker gewürzt serviert, dann noch ein Art Eintopf mit Steakfleisch und Pilzen, und schließlich wird bester, fangfrischer Fisch perfekt paniert in der Pfanne gebruzelt und heiß angerichtet, während der nächste schon am Grill wartet, verspeist zu werden. Fisch ohne Ende. Wir werden gemästet :-) What a day ! 

          Tim macht uns später dann ein Angebot, das uns fast die Sprache verschlägt. Er hat gefragt, was wir nach dem Trip machen - da wir gemeint haben, wir müssen uns irgendwie nach Naples durchschlagen und dann wahrscheinlich den Greyhound Bus nach Miami nehmen, hat er nun folgende Idee: Er will uns persönlich von unserem Endpunkt (wo auch immer der sein mag) abholen (was mindestens 1,5 Stunden Fahrt für ihn in eine Richtung bedeutet !!), und uns dann zu sich nach Hause einladen !!! Er hat ein Haus mit Pool und Garten mit vielen Palmen nördlich von Miami in Coopercity und wir können bei ihm und seiner 22-jährigen Tochter wohnen bis wir abfliegen. Außerdem bringt er uns auch zum Flughafen, das wäre doch viel einfacher für uns. Wahnsinn, was für eine Einladung! Wir sind überwältigt, von der herzlichen Gastfreundschaft. Sollen wir das Angebot annehmen ? Spät in der Nacht verlässt Junior dann Oyster Bay Chickee und fährt zum Campen nach Joe River Chickee. Wir fallen müde ins Zelt und schlafen bald ein.

29.12.2008     Oyster Bay Chickee > Harney River Chickee

          Um 6 Uhr 30 stehen wir auf. Nachdem wir von Tim Doughnuts und Kakao zum Frühstück bekommen haben, bauen wir das Camp ab. Wegen der tiefen Ebbe, haben wir uns überlegt, das Kajak vom Motorboot aus zu beladen und nicht über die zu kurze Leiter des Chickees. Da meint Tim, er könne ja unser Zeug mitnehmen und es beim Harney River Chickee ablegen - wir könnten dann quasi fast leer fahren, was uns um einige schneller machen würde. Warum eigentlich nicht !?

v.r.n.l.: Tim, Mark, Nathalie, Dan und ich (Peter)

Wir verabschieden uns von Tim, Mark, Dan und Junior, der wieder zu uns gestoßen ist, und sehen ihnen nach, wie sie mit ihren vielen Angeln und unserer Ausrüstung losfahren. Wir haben Tims Telefonnummer und Adresse und er hat noch mehrfach bekräftigt, daß wir uns unbedingt melden müssen, damit er uns holen kann. 

          Auch wir fahren los: Um das Gepäck erleichtert paddeln wir zuerst gegen den Ebbstrom weiter nach Nordosten ins Landesinnere, um später gegen die einströmende Flut wieder nach Nordwesten zu steuern. Mühsam. Die Sonne brütet über unseren Köpfen - anstrengend. Wir passieren unseren ersten Alligator, der sich auf einer Schlammbank aufwärmt. 

Unsere erste Begegnung mit einem Alligator

Wir kommen ganz nah an ihn ran - beeindruckend. Später passieren wir ein verletztes Manatee, eine Seekuh, die durch ein Schiffsschraube eine Wunde am Rücken hat - berührend. Viele Alligatorensichtungen folgen. Oft gleiten sie, wenn sie uns bemerken, in das braune Wasser der Everglades und verschwinden in der Tiefe. Sind sie gerade unter unserem Boot - gruselig ;-)

Wir treffen Tim und seine Freunde wieder - während der Fahrt ...

          Als wir Harney River Chickee erreichen sind wir froh unser Gepäck auf der Plattform zu sichten. Wir richten unser Camp ein und haben es diesmal nicht so eilig mit dem Essen zubereiten. Tim hat uns nämlich eine Thermacell Einheit mitgegeben (die Insektenkeule mit der Propangaskartusche), außerdem eine Citronella-Kerze. 

... zum Harney River Chickee

Die "mozzie"-Plage ist wirklich ein belastender Faktor am Abend gewesen: Ab jetzt gibt es kein Vermummen mehr, das wirkungslose Insektenmittel für die Haut können wir uns sparen. Ein wahrlich rettender Geheimtipp für Everglades Paddler ! 

30.12.2008     Harney River Chickee > Highland Beach

          Heute steht die Befahrung der vielversprechenden (was den Namen anbelangt) "Nightmare-Route" an. Diese sehr schmale, seichte, teilweise überwachsene Passage durch die dichten Mangrovenwälder hat ihren Namen vielleicht daher, daß dort ein Steckenbleiben bei Ebbe schnell albtraumartige Ausmaße annehmen kann, vor allem wenn riesige Insektenschwärme einen bei lebendigen Leibe zu verspeisen beginnen ;-)

          Das Beladen des Kajaks über die Leiter vom Chickee verläuft überraschend problemlos. Zwei Waschbären schwimmen von einem Ufer zum anderen. Wir sehen einige Alligatoren, eine Unmenge an Vögeln. Der Fluß windet sich und wird immer enger - der Broad Creek ist quasi der Zubringer zur Nightmare Strecke, und soll eigentlich von der Wassertiefe kein Problem darstellen. Umso mehr wundern wir uns, daß wir immer öfter direkten Kontakt mit Astwerk und Mangrovenwurzeln unter dem Boot haben. Wir schieben und drücken uns den immer schmäler werdenden Flußarm entlang. Die Paddel haben wir mittlerweile geteilt und verwenden sie einseitig - "Kanu-Style". 

Unter überhängenden Mangroven im immer enger werdenden Broad Creek

Plötzlich versperrt uns ein ca. 30 cm über Wasserniveau hinausragendes Hindernis aus Ästen den Weg. Verdammt ! Hier ist wohl Schluß ! Wir sitzen fest. Und hier soll es KEINE Probleme mit der Wassertiefe geben ?? 

          Zuerst warten wir ... und überlegen. Die Flut hat langsam eingesetzt, der Wasserspiegel steigt aber noch nicht wirklich sichtbar. Es kann noch Stunden dauern, bis wir über das Hindernis gleiten können. Ich gebe mit unserem ebenfalls von Tim stammenden "Hardcore"-Insektenspray ein paar "Warnschüsse" ab, daß die Mosquitos ja auf keine schlechte Idee kommen ;-) Nach einer halben Stunde wird es uns zu blöd. Enger und überwachsener kann es auf der "Nightmare" Route auch nicht mehr werden. Wir haben unseren "Nightmare" wohl hier erreicht - was nur heißen soll, mehr Dickicht geht eigentlich eh nicht, somit werden wir kurzerhand die Pläne ändern und umdrehen. Über den North Harney River gibt es eine Verbindung zum Golf von Mexiko und dort werden wir "draußen" nach Norden hochfahren, um Highland Beach zu erreichen. Die Etappe wird dadurch zwar etwas länger, aber wir erreichen so auf jeden Fall sicher unser Etappenziel. Wer weiß, ob wir später nicht noch einmal hängen bleiben würden. Wir schaffen es an einer breiteren Stelle das Boot zu wenden und treten den Rückweg an. Schließlich kämpfen wir uns später gegen kräftigen (Nord)Wind, Wellen und Strömung Richtung Highland Beach vor. Der fantastische Palmenstrand entschädigt für all die Anstrengungen. 

Highland Beach

31.12.2008     Highland Beach > New Turkey Key

          Da der Strand sehr, sehr weit  flach abfällt und bei Ebbe somit ein Ablegen unmöglich sein kann, haben wir den Wecker auf 5 Uhr Früh gestellt ! Wir wollen so zeitig wie möglich aufbrechen, um noch einige Zeit vor der maximalen Ebbe möglichst weit draußen zu sein. Wir essen eine Kleinigkeit im Zelt und packen dann zusammen. Wie immer brauchen wir so ca. 2 Stunden bis wir die Paddel ins flache Wasser tauchen und loslegen. Bald geht die Sonne auf. Eine magische Morgenstimmung nahezu ohne Wind zieht uns in ihren Bann. 

          Nach Sonnenaufgang nimmt dann der Wind kontinuierlich zu. Wegen riesigen, extrem flachen Stellen, die nicht einmal wir mit unserem geringen Tiefgang paddelnd überwinden können, müssen wir weit aufs Meer hinaus fahren. Manche Stellen legen wir gehend zurück, indem wir das Boot zwischen uns ziehen, Nathalie nennt das "kayak wading" :-) Pausen legen wir knöcheltief im Matsch stehend ein - was "Klopausen" (auf der "kleinen" Seite) anbelangt, so haben wir auch schon die perfekte Technik direkt "onboard", besser "über Bord" entwickelt  ;-)

Paddling the Gulf of Mexico

          Unser eigentliches Ziel wäre Mormon Key gewesen, da uns aber eine sehr kleine Insel, New Turkey Key, extrem begeistert, beschließen wir hier zu bleiben. Das einzige Problem könnte sein, daß wir Besuch von denjenigen bekommen, die sich hier offiziell bei den Rangern angemeldet haben. Es kommen dann wirklich noch 5 Kanus mit insgesamt 10 Leuten, diese verziehen sich aber an eine andere Stelle der Mini-Insel, so feiern wir den heutigen Sylvesterabend quasi doch allein. 

New Turkey Key

          Um 18 Uhr stoßen wir auf das neue Jahr an, das zu dieser Zeit soeben Wien erreicht hat. Prosit !!! Bei einem Lagerfeuer im Windschatten unseres Kajaks bereiten wir Palatschinken (Pfannkuchen) zu und völlern bis uns fast schlecht wird. 

Happy New Year 2009 !

Bis auf den regelmäßigen Ruf der Greifvögel, die in einem exponierten Baum direkt neben unserem Lagerplatz ihre Nest gebaut haben, und im strammen Wind diverse Flugmanöver vollziehen, herrscht Stille (mal abgesehen von den immer wieder vorbeipfeifenden Windböen) und wir verbringen einen ruhigen Jahreswechsel auf einer genialen, wilden Insel.

1.1.2009     New Turkey Key > Indian Key

          Willkommen 2009 ! Der Vielzahl an Inseln wegen wird dieser Teil der Everglades "Ten Thousand Islands", die 10 000 Inseln, genannt. Wir paddeln zumeist an der Westseite der äußersten Inseln vorbei Richtung Norden. Eine gewisse Nähe zu Everglades City erkennen wir an den uns doch merklich häufiger passierenden Fischerbooten. Wir überlegen zwar kurz den heutigen Tag (wieder illegaler Weise ;-) auf Rabbit Key ausklingen zu lassen, dann entschließen wir uns aber, den uns unterstützenden Wind zu nützen und weiter zu paddeln. Der seit vielen Tagen nicht mehr benützte Segelschirm zerlegt sich beim Versuch ihn wieder einmal aufzuklappen in diverse Einzelteile - das Salzwasser hat alle Metallgelenke zerstört. Wir fühlen uns fit und peilen eine schmale Passage nördlich von Kingston Key an. Auf unserer Seekarte ist eine Campmöglichkeit auf Indian Key, der darauf folgenden Insel eingezeichnet, die aber anscheinend nicht mehr genutzt wird. 

Geheimnisvolle Lagune auf Indian Key - Ten Thousand Islands

Wir erkunden den Platz ... und wollen hier unsere letzte Nacht verbringen. Das Zelt werden wir erst bei Einbruch der Finsternis aufstellen, denn hier treffen wir auf die ersten Tagestouristen, die von Everglades City aus "Outdoor"-Luft schnuppern möchten. Ja, jetzt ist es wirklich nicht mehr weit.

          In der Nacht haben wir dann noch eine kurze "Auseinandersetzung" mit einem Waschbären. Fast auf jedem Strand findet man unendlich viele Fußabdrücke der kleinen "Racoons". Gerade mit dem Essen und dem Trinkwasser muß man in den Everglades aufpassen. Um an Frischwasser zu kommen tun die putzigen Bären fast alles. Mit unserer "Doppelpacksack"-Methode sind wir gut gefahren. Ein Rascheln hat mit aufgeweckt, und als ich nachsehe, leuchte ich mit der Stirnlampe einem Waschbären im Geäst direkt ins Gesicht. Ich verscheuche ihn. Doch einmal "Blut geleckt", kommt er hartnäckig immer wieder. Irgendwann ist dann Ruhe. Erst in der Früh bemerke ich dann ein kleines Loch in einem unserer großen Packsäcke. So werden wir uns immer an dieses kleine Biest erinnern :-)

2.1.2009     Indian Key > Everglades City

          Um kein "Aufsehen" zu erregen bauen wir gleich am Morgen das Camp ab. Sicher ist sicher - obwohl dann noch lange keine Menschenseele zu sehen ist. Anschließend lassen wir uns Zeit, frühstücken langsam und genießen dabei unser letztes Lagerfeuer, bevor wir erst gegen 10 Uhr Richtung Everglades City ablegen. 

Bald am Ziel

          Ein markierter Channel (Kanal) führt auf den finalen Kilometern zurück zur Zivilisation. Wir queren Chokoloskee Bay und paddeln den Barron River flußaufwärts. Wir haben es geschafft ! 

Everglades City

Auf der Suche nach einer Bootsrampe, wo wir unser Kajak entladen können, fahren wir noch gut 2 km ins "Stadtgebiet" hinein. Neben einem Fischrestaurant werden wir fündig. Wir sind am Ziel !

Eine spannende und extrem abwechslungsreiche Tour geht zu Ende.  

          Nachdem wir das Boot ausgeladen und mit einem Wasserschlauch abgespritzt haben, zerlegen wir es und legen die Teile zum Trocknen auf. Die Ausrüstung wird großteils in die 2 großen Packsäcke (je 110 Liter) verstaut, dann essen wir "Fish´n Chips" und trinken eiskaltes Cola ... herrlich ! Tim habe ich vor ca. 1 Stunde angerufen. Er hat sich sofort auf den Weg gemacht um uns abzuholen und an die Ostküste Floridas bei Fort Lauderdale zu bringen. Die Aussicht auf die erste Dusche seit 11 Tagen in "Tim´s Resort" und anschließend einen Cocktail am Pool ;-) sind fantastisch. Das Telefon läutet, es ist Tim. In ein paar Minuten wird er da sein. 

 

Übersicht: Florida 2008/09     -     Von Key Largo nach Everglades City

 

  Tag Etappe von nach Distanz (nm)
22.12.2008 1 1 Key Largo North Nest Key 6,75  
23.12.2008 2     North Nest Key 0  
24.12.2008 3 2 North Nest Key Shark Point 17  
25.12.2008 4 3 Shark Point East Clubhouse Beach 12,25  
26.12.2008 5 4 East Clubhouse Beach Middle Cape 9,5  
27.12.2008 6     Middle Cape 0  
28.12.2008 7 5 Middle Cape Oyster Bay Chickee 16  
29.12.2008 8 6 Oyster Bay Chickee Harney River Chickee 14  
30.12.2008 9 7 Harney River Chickee Highland Beach 11  
31.12.2008 10 8 Highland Beach New Turkey Key 12,25  
1.1.2009 11 9 New Turkey Key  Indian Key 15  
2.1.2009 12 10 Indian Key  Everglades City 6  
          119,75 nm

10 Etappen > 119,75 nm (Nautische Meilen) entsprechen 215,55 km

 

 

 

 

 

Pelikane in Everglades City

 

       The Glades  "Impressions from Everglades National Park"
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Vorherige Reise:  Mit dem Seekajak um den Åland - Inselarchipel 

 Åland 2008

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 The Circumnavigation of the Åland-Islands

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