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Von
den Dolomiten durch die Poebene ...
...
zum Mittelmeer
Reiseverlauf
"Italien 2006" in chronologischer Reihenfolge:
Von
Südtirol über den Apennin bis ans Mittelmeer
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10.Oktober
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"Viva
Italia" ... von den Dolomiten zum Gardasee
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Reisebericht >> |
19.Oktober |
Durch
die Poebene, über den Apennin ... ans Mittelmeer |
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24.Oktober |
Die
letzten Tage in Europa |
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Wo sind
wir |
Unsere
Reiseroute und die aktuelle Position
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Photogallery
________________________________________
Di.
10.Oktober 2006 "Viva
Italia" ... von den Dolomiten bis zum Gardasee
Malcesine, Lago
di Garda - Italien |
Als wir kurz bei Toblach den Blick nach Süden in das Val di
Landro wenden, erkennen wir die "Drei Zinnen" am Horizont. Die
Wolkendecke verdichtet sich immer mehr. Der Wind hat weiter
aufgefrischt. Erste Regentropfen sind nur ein weiteres Zeichen, der
sich schon den ganzen Tag langsam ankündigenden
Wetterverschlechterung. Die Nacht ist stürmisch - am Morgen ist
alles naß.
Burg über Klausen/Chiusa
Von Valdaora geht es am 4.Oktober entlang des Flusses
Rienza weiter Richtung Brixen. Vor der Mündung der Rienza in die
Eisack läßt die Beschilderung des sonst gut bezeichneten Radweges
zu wünschen übrig. Vor einem Schild "nach Sterzing"
bleiben wir verwundert stehen. Sterzing liegt weit nördlich im
Valle Isarco (Eisacktal), ab vom Weg. Wir beschließen über die
Landstraße auszuweichen. Schon bei der Auffahrt donnern einige
LKWs knapp an uns vorbei. Wir fahren äußerst rechts. Es geht
flott dahin. Da nur mehr wenige Kilometer bis Brixen vor uns
liegen, nehmen wir den Spätnachmittagsverkehr als notwendiges
Übel in Kauf. Wir sind ja bald durch. Aufgrund der geschützten Lage
zwischen zwei Hügeln, bemerken wir den Sturm nicht, der an
Intensität noch einmal zugenommen hat. In der Nähe von Schabs
führt eine Brücke über das Eisacktal. Bei der Auffahrt trifft
uns die Gewalt der Luftmassen wie ein Schlag ins Gesicht. Durch
das Eisacktal kanalisiert, ist hier so etwas wie ein gigantisches
Gebläse entstanden. Ich versuche mich gegen den seitlich
einfallenden Wind zu stemmen. Das Gleichgewicht zu halten wird
immer schwieriger. Der Lenker gleicht die Windstösse reflexartig
aus - die
Autos und Lastwägen schießen im Zentimeterabstand links an uns
vorbei. Die Leitplanke zur Rechten streift fast unsere Anhänger.
Mit jedem Meter wird die Kraft des Windes stärker. Ich werde
langsamer, um die Kontrolle über das Gefährt nicht vollends zu
verlieren. Als ich zu Nathalie, die vor mir fährt, hochblicke,
sehe ich sie wackelig, aber entschlossen, dem anderen Ende der
Brücke zustrampeln. Mich verlässt die Zuversicht, mein "long
vehicle" auf der Spur zu halten. Ich bremse und bleibe
stehen. Wegen des ununterbrochen vorbeizischenden Verkehrs, traue
ich mich gar nicht, mich umzudrehen. Vorsichtig steige ich rechts
ab und beginne zu schieben. Mein Rad, schützend zwischen der
rasenden Meute und mir, vermittelt mir ein bisschen das Gefühl,
nicht gänzlich ungeschützt zu sein. Nathalie hat inzwischen
zitternd das Ende der Brücke erreicht. Ich bin froh, daß sie in
Sicherheit ist und setze meinen Weg unbeirrt gehend fort. In den
Rückspiegel schauen, geschweige denn mich umdrehen, traue ich mich
nicht. Was würde es ändern ? Ich nähere mich nur langsam der
anderen Talseite. Als ich zu Nathalie aufschließe endet der
wütende Sturm so plötzlich, wie er angefangen hat. Das
Gebläse donnert hinter uns dem Talboden entgegen, während wir
mehr als glücklich sind, dieses Getöse heil überlebt zu haben. Mit weichen
Knien setzen wir die Fahrt fort. Bis Brixen ist es nicht mehr
weit.
Der
"Rosengarten" thront über Bozen
Das gewundene Eisacktal geht vom Brenner hinunter bis nach Bozen.
Schon seit Jahrhunderten ist es eine der wichtigsten Transversalen
der Alpen. Der ruhige Radweg entlang des Ufers der Eisack ist nach
dem gestrigen Erlebnis genau das richtige für uns. Kurz müssen
wir zwar auf die Landstraße ausweichen, doch bis Bozen geht es
stetig bergab. Die Sonne strahlt uns ins Gesicht. Ein schöner Tag
nach einer zweiten Nacht mit viel Regen. Wir suchen in Bozen
zuerst die lokale Geschäftsstelle von UPS. Das Gestänge für
unser Zelt soll hier lagernd sein. Schnell finden wir die
Lagerhalle und freuen uns über die problemlose Übergabe. Danke
an Outdoor Partner und Cascade Designs für die rasche,
unbürokratische Hilfe ! In Bozen ist unser Alpencross vor einem
Jahr zu Ende gegangen. Wir spazieren durch die Altstadt und
schwelgen in Erinnerungen.
Der Niederschlag der letzten Tage hat die
umliegenden Gipfel bereits mit dem ersten Schnee bedeckt.
Von nun an folgen wir der Etsch (ital. Adige). Das Etschtal ist
breit. An den sonnigen Hängen reifen Weinreben. Am Talgrund
säumen unzählige Äpfelbäume unseren Weg - hier befindet sich
eines der größten Obstanbaugebiete Europas.
Val d´ Adige
Bei Salurn (ital.
Salorno) passieren wir den südlichsten Punkt Südtirols. Genau
hier liegt die Sprachgrenze und die zweisprachigen Ortsschilder
enden abrupt. War im Norden noch Deutsch die
"Muttersprache", so dominiert ab hier das Italienische.
Auf der ebenen Strecke begegnen wir zig Rennradfahrern. Allein
oder im Pulk schießen sie an uns vorbei. Vor Rovereto, nach über
90 km, sprechen wir einen Radsportler an und fragen ihn nach dem Weg ins Zentrum.
Er überlegt kurz und meint dann, wir sollen ihm folgen. Ich bin
als erstes etwas skeptisch ... aber über Umwege, um dem
Abendverkehr auszuweichen führt er uns direkt ins "Centro
storico", die Altstadt, und zwar unmittelbar vor die
Jugendherberge. Wir bedanken uns und bleiben in Rovereto für die
Nacht.
Gut erholt starten wir zur finalen Etappe an den Gardasee. Wie
gestern haben wir auf viel Sonne gehofft. Aber, nur kurz läßt
sie sich blicken. Bei der Überquerung des Paso San Giovanni
Richtung Lago di Garda beginnt es zu regnen.
Der erste Blick auf
den Gardasee ist trotzdem ein Erlebnis ...
... irgendwie ist wieder ein
Zwischenziel erreicht. In Torbole essen wir eine Pizza. Wie
bestellt, ist uns danach auch der Wettergott wieder hold.
Die
Sonne verscheucht die letzen Wolken.
Wir treffen am späten
Nachmittag, nach einer entspannenden Fahrt entlang des Seeufers,
in Malcesine ein. Der malerische Ort am Fuße des Monte Baldo, dem
höchsten, der den See umrahmenden Berge, hat schon Johann Wolfgang
von Goethe begeistert. Er ließ sich damals hier nieder um das
Kastell abzumalen und wurde als vermeintlicher
österreichischer Spion verhaftet.
Der Campingplatz im Zentrum hat an diesem
Morgen zugesperrt. Wir finden ein kleines Zimmer mit Küche und
traumhaften Ausblick vom Balkon, direkt beim See. Alles wäre
wunderbar, wenn nicht Nathalie, die schon den ganzen Tag über ein
leichtes Unwohlsein geklagt hat, plötzlich starkes Fieber
bekommen hätte. Innerhalb kürzester Zeit bietet sie alle Zeichen
einer "ausgewachsenen" Lebensmittelvergiftung. Zum
Glück ist schon am nächsten Tag eine deutliche Besserung zu
sehen.
Heute widmen wir uns ganz und gar dem Nichtstun - und zwar
ausgiebig. Ich lese in dem Buch "Im Bann des Giganten"
von Joe Simpson. In dem Kapitel "Mehr als ein Traum"
blättert er in einem Zitatenlexikon:
"Die Jugend ist keine Lebenszeit ... sondern ein
Geisteszustand. Jung zu sein hat nichts mit vollen Wangen, roten
Lippen und elastischen Knien zu tun ... es ist eine Sache des
Willens, der Phantasie, der Vitalität der Gefühle ... der
Frische der tiefen Quellen des Lebens. - unbekannter
Verfasser."
Kurz später folgt ein weiteres Zitat eines
anderen unbekannten Verfassers:
"Niemand altert, indem er eine Reihe von Jahren hinter sich
bringt; man altert nur dadurch, daß man seine Ideale aufgibt. Die
Jahre lassen die Haut verknittern, doch wenn man sich für nichts
mehr begeistern kann, verkümmert die Seele. Sorgen, Zweifel,
Mißtrauen, Angst und Verzweiflung ... das sind die langen, langen
Jahre, die den Kopf beugen und den wachsenden Geist wieder zu
Staub werden lassen. Ob siebzig oder siebzehn, im Herzen eines
jeden Menschen wohnt der unerschöpfliche kindliche Appetit auf
das Wunderbare und die Freude am Leben."
Oder anders ausgedrückt:
Du kannst dein Leben nicht verlängern, noch
verbreitern, nur vertiefen.
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Do.
19.Oktober 2006 Durch
die Poebene, über den Apennin ... ans Mittelmeer
Chiàvari,
Riviera di Levante - Italien |
Die Sonne gibt wirklich ihr Bestes ... all die Tage, die wir am
Gardasee in Malcesine verbracht haben, ist sie uns wohlgesinnt
gewesen. Wir freuen uns, daß sie auch am Tag der Abfahrt weiter
Richtung Süden, dem Ostufer entlang, vom Himmel lacht. Wir haben
uns gut erholt ... Vor der Tür ist ein Tischtennistisch
gestanden. Aus unseren entspannenden "Ping Pong
Spielchen" - wir können beide nicht wirklich
tischtennisspielen - sind mit der Zeit "grandiose
Ballwechsel" geworden. Sogar nachts haben wir, mit
Stirnlampen "bewaffnet", dem Spiel gefrönt.
Wie immer ... blauer
Himmel über dem Kastell in Malcesine
Die Räder laufen nach einer Generalinspektion weiterhin
einwandfrei. Die Straße schlängelt sich zumeist hart am Ufer
entlang. Die Steigungen halten sich sehr in Grenzen, was sich
positiv auf unser Reisetempo auswirkt - flott geht es dahin. Es
ist der 12. Oktober, unser Ziel für heute ist Sirmione, ein Ort
am Südende des Sees. Da der "Stadtcampingplatz" wieder
einmal geschlossen hat ... und "wild" campen im
Ortsbereich nicht möglich ist, nehmen wir uns ein Zimmer.
Auffällig hier ist wieder einmal, dass die Dame in der
Information äußerst unfreundlich ist. Wer nicht von vorhinein
ein teures Quartier nehmen will, wird anscheinend auch nur
"billig" behandelt. Da hat wohl jemand den falschen
Beruf gewählt...
Abendhimmel über Sirmione
Die Altstadt, das "centro storico"
liegt am Ende einer weit in den See hineinragenden Landzunge. Wir
fahren mit unseren Rädern dieses autofreie Städtchen ab. Es ist
schon dunkel und wir haben heute noch kaum etwas gegessen. Eine
Pizza ist da genau das richtige (wenn auch nicht unbedingt vom
ernährungsmedizinischen Standpunkt ;-)
Am Morgen nehmen wir Kurs auf die riesige Poebene. Durch Desenzano, die
größte Stadt am Gardasee, navigieren wir uns gut durch. Die
letzten Hügel, die Nachhut der Alpen, sind schnell überquert.
Die Ebene des Po schließt an das südliche Voralpenland an und
bringt das erste Mal so richtig Eintönigkeit in unseren
Radleralltag. Zuerst fahren wir auf einer sehr stark befahrenen
fast "autobahnartigen" Landstraße mit enormen LKW
Verkehr. Die Straßen sind langgezogen und gerade, die ewig
gleichen Baumalleen reichen bis zum Horizont. Wir weichen auf eine
Nebenstraße aus, der Verkehr wird merklich weniger. Das
fruchtbare Land ist bis in den letzten Winkel erschlossen.
Landwirtschaft und Industrie spielen die Hauptrolle. Feld reiht
sich an Feld, reiht sich an Feld... der Duft von
"Kuhdünger" liegt in der Luft. Dann dringt beißender
Schwefelgestank in unsere Nasen. Abgewechselt wird dieser
von einer Wolke von Industrieabgasen, die sich über die
Landschaft legt. Zu diesen olfaktorischen Genüssen, gesellt sich
eine an Ödheit nicht zu überbietende Monotonie der Gegend. Wir
sind trotzdem zumeist guter Stimmung, denn gerade hier winken uns
viele Autofahrer spontan zu, LKW Fahrer zeigen uns den erhobenen
Daumen ... viele nette Menschen begegnen uns am Weg. "Quanti
kilometri avete fatto ?" (Wieviele Kilometer ... ?) fragt ein
alter Mann von seinem klapprigen Rad als wir an ihm vorbeikommen.
"Novecento.", antwortet Nathalie und lächelt ihm zu. Er
winkt. Und da taucht
plötzlich ein Cafe mitten im Nirgendwo am Wegesrand auf. Wir
kehren ein und gönnen uns ein kurze Pause.
Der Ort Seniga bekommt für uns ein ganz
besondere Bedeutung... hier zeigt der Tachometer den ersten 1000er
an.
Die ersten 1000 Kilometer
!
Darauf stoßen wir mit 2 Dosen Cola an. Coffein und Zucker
geben uns die Energie für die letzen Kilometer. Wir treffen in
Cremona am späten Nachmittag ein. Der Campingplatz liegt ziemlich
nah beim Ufer des Po, nur ca. 2 km außerhalb vom Stadtzentrum.
Der Platz wirkt sehr heruntergekommen. Während wir das Zelt
aufbauen, stürzen sich Hunderte, nach Blut dürstender Gelsen auf
uns. Durch das Gewand finden die Blutsauger ihren Weg. Zahllose
Stiche, vor allem am Gesäß, zeugen von der Odysee.
Ein toter Seitenarm des Po
im Morgennebel
Am Morgen liegt dichter Nebel über dem Land. Eine nahezu
mystische Stimmung begleitet unseren Aufbruch dem Verlauf des Po entlang nach
Westen. Wir nehmen, um schneller voran zu kommen, eine größere
Landstraße. Der Preis für die flotte Fahrt ist reger
Vormittagsverkehr. Der Fahrstil der Italiener ist, vor allem aus
der Sicht eines Radfahrers, ziemlich rücksichtslos. Knappes
Auffahren, Überholen in unübersichtlichsten Kurven, das
Überholen von uns überholenden Fahrzeugen bei Gegenverkehr ...
you name it ! Kollektive Rücksichtslosigkeit in Reinform ...
eigentlich ein Wahnsinn, aber da sie von praktisch Jedermann und
-frau praktiziert wird scheint es nur uns zu stören. Ein "pannenstreifenartiger" Randbereich
ist uns heute ein willkommener Sicherheitspolster am Weg nach
Piacenza. Eigentlich wollen wir nur eine Kleinigkeit zu Mittag
essen. Doch finden wir erst nach langem Suchen ein Restaurant, das
auch offen hat. Meine Stimmung ist schon den ganzen Tag über
nicht sehr gut. Die heute noch ödere Strecke als gestern, der
viele Verkehr, der knurrende Magen,... lustlos und "schlecht
drauf" hat Nathalie heute wohl keine Freude mit mir. Als wir
dann beschließen in Piacenza zu übernachten, gestaltet sich die
Quartiersuche zu einem weiteren Spießrutenlauf. Auch ein
schlechter Tag geht einmal vorüber. Doch meine Stimmung ist am
nächsten Morgen nicht wirklich besser.
Piacenza bei Nacht
Auf die Fahrt in den Apennin habe ich mich eigentlich gefreut,
doch irgendwie geht mir dieser Verkehr hier einfach unheimlich auf
die Nerven. Es ist Sonntag. Viele Rennradfahrer sind unterwegs.
Vor allem im Pulk grüßen sie uns lautstark und
überschwänglich. Je näher wir den Bergen kommen, desto besser
geht es dann meinem Gemüt. Nathalie hat auch schon gemeint, daß
ich vor allem in der Nähe von Großstädten etwas
"unrund" werde. Hmmm, ... scheint was wahres dran zu
sein ;-)
Fortsetzung folgt ...
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Fr. 20.Oktober 2006 Hotel
Savoia Majestic,
Genua
Jetzt mache ich einen kurzen Zeitsprung und bleibe den weiteren
Verlauf der Reise durch den Apennin ans Meer vorläufig
schuldig.
Wir sitzen im 4-Sterne Hotel Savoia Majestic an der Piazza
Acquaverde mit Blick auf das Kolumbusdenkmal. Morgen geht unsere
Fähre nach Tanger in Marokko. Wie es dazu gekommen ist, berichte
ich das nächste Mal. Wir melden uns wieder aus Nordafrika.
Arrividerci Italia - Ssalamu´lekum Marokko !!!
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Di.
24.Oktober 2006 Die
letzten Tage in Europa ...
Fährschiff
"Ouzoud", Oberdeck - Knapp nördlich der Balearen |
Nachtrag: Fortsetzung der Fahrt durch den
Apennin ...
"Die Welt ist ein Buch, wer nicht reist,
hat nur eine Seite davon gelesen."
Am Horizont tauchen die ersten Hügel auf. Seitdem wir uns vom
Gardasee entfernt haben, ist das Land komplett flach gewesen. Auch
was die Vegetation anbelangt, wird man in der zumeist als
Agrargebiet genutzten Poebene, nicht gerade verwöhnt. Ganz anders
die dichten grünen Wälder des Apennin. Langsam, aber stetig,
schlängeln wir uns höher und höher. Nach einem Capuccino
in Travo müssen wir im weiteren Verlauf auch einige Tunnels
durchqueren. Einmal, Nathalie fährt gerade hinter mir, werden wir
beinahe von einem Autofahrer übersehen. Im letzten Moment schert
er aus und verfehlt uns nur äußerst knapp. Zusätzlich zu den
Reflektoren an den Packtaschen und dem Rücklicht am
Gepäckträger montiere ich noch eine Stirnlampe - das blinkende
Licht soll ab sofort ein zusätzlicher Sicherheitsfaktor sein.
Am Straßenrand in Stein gemeißelt:
"Dio ci protegga dai pericoli della
strada"
Gott soll dich vor der
Gefährlichkeit vor der Straße beschützen
_______________________________________
In Bobbio machen wir kurz Halt. Während wir einen Espresso
Macchiato trinken, kommt ein etwas älterer Italiener an unseren
geparkten Rädern vorbei und beginnt diese zu mustern.
Interessiert begutachtet er jedes Detail. Wirft kurz einen Blick
auf uns und frönt gleich darauf wieder dem Studium unserer
Räder. Ich beobachte sein neugieriges Verhalten und Grüße ihn
kopfnickend. Gerade auf diese Zuwendung von unserer Seite hat er
förmlich gewartet. Auf italienisch spricht er uns an. "Woher
?", "Wohin ?", "Seit wann ?", "Wie
lange insgesamt ?" .... "Alles mit dem Rad ... ?!?
Nathalie gibt ihr bestes, um all die Fragen zu beantworten. Zwar
hat sie Italienisch gelernt, doch schon lange nicht mehr
gesprochen. Sein Interesse ist nicht bloß leeres Gerede. Gespannt
lauscht er Nathalies Worten - und hilft ihr, falls sie einmal
nicht die richtigen findet. Ich kann ihn zwar ganz gut verstehen,
aber mir wäre es unmöglich, auch nur irgendeine Antwort zu
geben. "Faszinierend !", auch von ihm sei so eine Reise
immer ein Traum gewesen ... doch nur im "Delirium". Er
spricht von Hingabe und Leidenschaft ... "So eine Reise lehrt
einen auch einiges fürs Leben. Man lernt durch die Dinge, die
vielleicht nicht gleich so laufen, wie man gerne hätte, eine
gewisse Gelassenheit." Ich sitze gespannt daneben und denke
nur "... wahre Worte !" Als wir weiter fahren, fühle
ich mich gleich ruhiger... hat mich dieser Mann etwa gestern und
heute morgen beobachtet ??? Da ist es ja nicht weit her gewesen
mit meiner Gelassenheit ;-)
Sind wir bis jetzt dem Flußlauf der Trébbia gefolgt, so radeln
wir ab Corte Brugnatella entlang des Aveto. Tief ist die Schneise,
die der Wasserlauf in das Tal schneidet. Die Straße windet sich
in rhythmischen Serpentinen immer weiter in das Herz des Apennin.
Wir passieren immer wieder Dörfer, die sich um malerische Kirchen
platzieren. Gegen Abend finden wir einen Abzweig von der Straße,
der uns direkt zum Fluß bringt. Hier wollen wir die heutige Nacht
verbringen.
"Tanz mit dem
Feuer"
Wir waschen uns im eiskalten Wasser und machen uns dann
einmal etwas zu essen. Erst mit Einbruch der Dunkelheit stellen
wir das Zelt auf. Die Nacht wird ruhig. Der Himmel ist
sternenklar, als wir uns ins Zelt zurückziehen. Am Morgen hängt
Nebel über dem Tal. Ich mache ein Lagerfeuer und wärme Wasser
für den Kaffee.
Ohne Morgenkaffe geht gar
nichts
Gut gestärkt besteigen wir bei frischen 6 °C am
frühen Vormittag die Räder. Bis auf fast 900 Hm schrauben wir
uns kontinuierlich hinauf. Das angenehme am Fahren im Apennin ist,
das es zwischendurch immer ein paar kleinere Abfahrten gibt. Nach
der letzten Paßhöhe jedoch, geht es dann endgültig nur mehr
bergab. Diese Abfahrt hinunter bis zum Meer, mit weit über 20 km
zählt zu den besten der gesamten bisherigen Tour. Schließlich
landen wir in Chiavari an der Ligurischen See. Wir sind am Meer.
Der Strand von Chiavari
Auf Sand schieben wir unsere Gefährte bis fast ans Wasser ... am
16.Oktober erreichen wir nach 30 Tagen das Mittelmeer. Daraufhin
gehen wir sofort ins Wasser. Wieder ist ein Zwischenziel erreicht.
Wie ich ja schon verraten habe, haben wir uns hier entschlossen,
nicht mehr bis nach Südfrankreich zu fahren, sondern schon die
Fähre in Genua zu nehmen. Mehrere Gründe haben uns dazu bewogen.
Zum einen ist uns das eventuelle Problem des (nicht so
unwahrscheinlichen) Schneefalls im Hohen Atlas bei der
Ausarbeitung der möglichen Routen wieder bewußt geworden. Eine
Weiterreise nach Marseille würde einen um mindestens 2 Wochen
späteren Start in Marokko bedeuten. 2 Wochen können im
Hochgebirge, und das ist der Atlas mit Bergen über 4000 m
zweifelsohne, einen bedeutenden Unterschied machen. Was die
Entscheidung auch noch um einiges erleichtert hat, ist der Faktor
Verkehr. Auf der folgenden, letzten Etappe nach Genua, ist die
Richtigkeit unserer Entscheidung dahingehend noch einmal kräftig
bestätigt worden. Es kann in Marokko kaum gefährlicher werden
;-) Außerdem freuen wir uns schon sehr auf Marokko, und mit dem
Erreichen des Meeres ergibt sich mit einer (dadurch auch
längeren) Fährfahrt die Gelegenheit, das Leben an Bord mehr
auszukosten.
Wir zeltenn in Chiavari auf einem Campingplatz
direkt beim Meer. Der Nobelort Portofino ist nur gut 20
km entfernt. Hier ist alles nicht so touristisch, es ist eher
"normaler italienischer Alltag". Wir erholen uns: Frühstück an der
Hafenpromenade, mittags werfen wir unseren Kocher an und bereiten
ein leckeres Essen an der Küste mit Blick auf die Halbinsel von
Portofino. Wir entdecken bei einer Fahrt durch die Stadt
(natürlich mit unseren Rädern ;-) in einem Reisebüro einen
Hinweis auf eine Fähre nach Tanger. Die "Ouzoud" der
Fährgesellschaft Comanav läuft am 21.Oktober in Genua aus. Wir
hätten somit noch 2 Tage Zeit. Die nächste würde erst 1 Woche
später ablegen. Eigentlich kann sich das alles ganz gut
ausgehen... so beschließen wir, nach kurzem Hin und Her, uns ein
Quartier in Genua zu suchen - per Internet. Für die letzte Nacht
in Europa, wollen wir uns "etwas Luxus" gönnen. So wählen wir das
4-Sterne Hotel Savoia Majestic in der Nähe des Fährhafens aus.
Man gönnt sich ja sonst nichts ... ;-)
Am letzen Tag in Chiavari
schlägt das Wetter um, unser Zelt geht am Campingplatz fast
unter, als der Himmel seine Pforten öffnet, und stärkste
Regengüsse alles unter Wasser stellen. Lange versuchen wir durch
das Graben von Wassergräben und Tricks mit dem Tarp (Plane), die
"Fluten" von uns fern zu halten. Im Prinzip könnten wir
es aussitzen, da wir aber morgen nach Genua radeln und dann in die
Fähre steigen, wollen wir nicht alles komplett naß einpacken, es
wäre keine Zeit mehr zum Trocknen. So übersiedeln wir für diese
eine Nacht in ein sehr, sehr schäbiges winziges Bungalow. Über
die Nacht wird alles Trocken.
Das schlechte Wetter hält
aber weiter an - Himmel über Chiavari
Die Fahrt nach Genua hat es in sich. Die Küstenstraße windet
sich auf den fast 50 km unermüdlich auf und ab. So werden es fast
800 Hm, die unser Höhenmesser am Ende des Tages anzeigen wird.
Wieder regnet es teilweise kräftig. Die Vororte Genuas sind noch
weit vom Zentrum entfernt. Der Verkehr wird dichter. Die Straßen
mehrspurig. Manchmal können wir auf eine Busspur ausweichen, dann
müssen wir wieder tief in das Verkehrsgewirr eintauchen. Die
Stadt ist auf den ersten Blick häßlich ... gerade die
Außenbezirke sind im Stil von Barackenbauten errichtet.
Plattenbauweise in Reinkultur. Irgendwann ist unser Hotel dann
ausgeschildert. Wir biegen von der Straße am Hafen rechts
Richtung Bahnhof ab und kurz darauf erreichen wir unsere Bleibe. Den
ganzen Tag haben wir kaum etwas gegessen. Der Hunger treibt uns
nach der Dusche ins Zentrum. Durch die engen, verwinkelten Gassen
parallel zum Hafen schlängeln wir uns durch Genua bei Nacht. Hier
zeigt die Stadt ihr anderes Gesicht. Kleine Lokale, hell
erleuchtet und finstere Ecken, durch die man alleine nicht
unbedingt gehen mag, wechseln sich ab. Das Hafenviertel ist wohl
der verruchteste Teil der Stadt. Hier fühlt man sich teilweise in
frühere Zeiten zurückversetzt. Auch die andere Seite, die vielen
Palazzos, fasziniert. Die Stadt Christoph Kolumbus' zeigt ihr
reizvollstes Gesicht.
Am nächsten Morgen sind wir bereit für die Abfahrt. Wir rollen
in prächtigstem Regenwetter Richtung Hafen. Die Zufahrt zum
Fährbereich ist verwirrend beschriftet, wir fahren im Kreis.
Fährterminal
Schließlich finden wir den Weg. Bei der Ticketkontrolle hat sich
eine kurze Autoschlange gebildet. Wir schlängeln uns vorbei und
werden von den zwei Kontrolleuren angesprochen, ob wir Mediziner
seien. Wir sind verwundert, haben aber unser Schild an der
Fronttasche, welches auf "Medecines sans frontieres - Ärzte
ohne Grenzen" hinweist ganz vergessen. Nach ein paar Scherzen
über die Rückenschmerzen des einen "Beamten"
verabschieden wir uns und fahren in noch stärkerem Regen zur
Fähre.
Dort werden wir an der Autoschlange auf ein Gebäude
verwiesen. Eine recht beachtliche Menschentraube hat sich
gebildet. Zuerst wissen wir nicht worum es da geht. Ein Mann meint,
hier sei die Paßkontrolle. Nun gut. Nathalie bleibt bei den
Rädern ... im Regen, nur geschützt durch ein kleines Vordach.
Ich schnappe mir die Pässe und stelle mich zu der Menge. Es gibt
kein ersichtliches System. Alles steht vor einer Tür. Ich bin der
einzige Nicht-Marokkaner im Gewühl. Da bemerke ich, daß alle um
mich kleine Zettel ausfüllen.... "Moment, brauche ich den
auch ..?!?", denke ich. Ich gebe meinen Platz auf und eile zu
Nathalie. Und wirklich, die Beamten am Eingang haben mir vorhin
zwei Zettel in die Hand gedrückt, denen ich keine Aufmerksamkeit
geschenkt habe. Ich stehe diesmal noch weiter hinten und fülle
die Kärtchen aus, fälsche kurzerhand Nathalies Unterschrift um
nicht noch einmal Zeit zu verlieren. Dann heißt es warten. Um
mich arabische Konversation, selten etwa Französisch. Körper an
Körper wird geschoben, nachgerückt, Lücken aufgefüllt. Ich
denke an meine Worte "an der Grenze zu Italien war der
Übertritt bemerkenswert unspektakulär" - das hier ist ein
ziemliches Kontrastprogramm. Ich finde gefallen an der Prozedur.
Es braucht halt seine Zeit. Als ich endlich zu den italienischen
Grenzbeamten in ein 3x3 m großes, weißes kahles Zimmer mit nur
einem Tisch und 2 Sesseln hinein kann, geht dann alles ganz
schnell. Nett werden beide Pässe kontrolliert. Ich frage, ob es
notwendig ist, daß Nathalie auch kommt... zum Glück nicht.
Nathalie winkt Genua zum
Abschied zu
Wir verstauen die Pässe wieder und fahren zur
Fähre. Vorbei an all den wartenden Autos schieben wir unsere
Räder in den Bauch des Schiffs. Gleich werden wir von allen
gemustert. Wir haben die einzigen muskelbetriebenen Gefährte. An
den Rand sollen wir sie stellen. Wir finden nur Rohre vor, an
denen ich die zuvor vom Gepäck befreiten Räder zu befestigen
beginne. Ein Arbeiter kommt mir zu Hilfe. Gerade bei Turbulenzen
am Meer wäre es nicht gut, wenn ein locker verschnürtes Fahrrad,
oder einer der Anhänger, ein Eigenleben entwickeln würde. Wir
binden, wickeln, verschnüren ... alles scheint gut fixiert zu
sein. Da kommt ein großgewachsener Mann auf uns zu. Er trägt
eine Uniform und gibt sich als Schiffsarzt zu erkennen. Er habe
gehört, wir seien auch Ärzte, und stellt sofort 2 Mann vom
Personal ab, um uns beim Gepäcktragen zu helfen. Wir staunen.
Außerdem, würde er sich gerne mit uns unterhalten. Wir verabreden
uns für später, nach der Abfahrt. Woher hat er wieder gewußt,
daß wir Ärzte sind ?? Vielleicht die Ticketkontrolleure vom
Eingang ?! Egal. Wir freuen uns über den herzlichen Empfang und
werden in die Kabine eskortiert. "Klein ... und nicht gerade
sehr fein" umschreibt es vielleicht am besten. Aber immerhin
hat unsere Kajüte ein Fenster. Wir sehen backbord beim Schiff
hinaus. Mit einiger Verspätung laufen wir um ca. 15 Uhr aus dem
Hafen von Genua aus. Mit dem Ablegen wird das Wetter plötzlich besser. Der Himmel beginnt seine Pforten endlich zu
schließen. Blaue Flecken werden zwischen den Wolken sichtbar.
Blick Richtung Afrika
Wir
stehen an Deck und sehen zu, wie wir uns langsam vom Festland
entfernen. Wir haben beide das Gefühl, daß, unsere Entscheidung
jetzt schon Europa zu verlassen, die richtige ist. Es ist Zeit
einen neuen Kontinent zu entdecken.
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