Gerade hat das letzte Licht des Tages die Gipfel am Horizont in
ein glühendes Rot getaucht. Mit dem Verschwinden der Sonne wird
es gleich merklich kälter. Stille. Es ist fast Vollmond.
Das blasse Licht wird vom Schnee reflektiert.
Die umliegenden Berge wachen bedrohlich über die Hütte am
Talboden. Wir haben gerade zu Abend gegessen und trinken
Tee.
"Die Bedingungen sind schwierig im Moment.
Einige Stücke sind sehr steil. Es ist sehr gefährlich !",
sagt ein einheimischer Guide zu einer Gruppe interessierter
Gipfelaspiranten und deutet dabei an, daß der Pickel wie ein
Steileisgerät eingesetzt werden muß. Ungläubig lausche ich den
Erläuterungen. Ich bin skeptisch. Kann der Anstieg wirklich so
anspruchsvoll sein ? Zuletzt hat es vor etwa drei Wochen geschneit
- seitdem herrscht durchwegs Sonnenschein. Der Schnee hat sich
setzen können. Eigentlich müßten wir sehr gute Bedingungen
vorfinden.
Erste Etappe: Mit dem Rad von Marrakech (450
Hm) nach Asni (1235 Hm)
Am 30.Dezember sind wir gegen 11 Uhr am Vormittag aufgebrochen.
Marrakech liegt auf ca. 450 m Seehöhe. Unser Ziel der Jbel
Toubkal, der höchste Berg Marokkos und mit 4167 m auch gleich der
höchste Gipfel von ganz Nordafrika. Es herrscht wie immer viel
Verkehr auf den Straßen im Zentrum. Mittlerweile sind wir aber
das Chaos gewohnt und haben uns dementsprechend angepaßt. Wir
steuern unsere Gefährte sicher durch den Großstadtdschungel. In
der Nähe des Flughafens fragen wir einen Polizisten nach dem
richtigen Abzweig. "Beim nächsten Kreisverkehr rechts
!" Zügig geht es dahin. Eigentlich verläuft die Strecke
immer Richtung Süden - die schneebedeckten Gipfel des Hohen Atlas
immer vor Augen. So toll das Panorama auch ist, so mühsam ist der
Asphalt der Landstraße. Holprig ist gar kein Ausdruck für das
Fahrgefühl auf den unzähligen Löchern, Querrillen und sonstigen
Defekten. Und dann müssen wir uns auch noch äußerst rechts
halten. Die Straße ist nicht sehr breit und Autos haben hier
unangefochten Vorrang.
Eine Brücke der alten
Bergstraße
Die Straße verläuft zu Beginn mit nur leichter Steigung gerade
auf die Berge zu. Erst am Fuße des Hohen Atlas wird sie steiler.
Wir folgen dem Verlauf eines Flusses, der sich mäanderförmig
seinen Weg tief ins Gestein gegraben hat - über Brücken, durch
immer enger werdende Schluchten, in dann sich wieder weitende
Täler. Immer wieder fällt der Blick auf die bis zu über 4000 m
hohen, schneebedeckten Bergriesen.
Talimpressionen
Die Straße schmiegt sich
hoch oben an den linken Hang
Kurzfristig verschwindet
die Vegetation ...
... um am Fuße der
Schneeriesen wieder zu "erblühen"
In einem Dorf hat uns ein junger Bursche entdeckt. "Monsieur
! Monsieur ! Dirham !", schreit er, während er uns
nachläuft. "La !!" (arabisch "Nein") antworte
ich und wir fahren weiter. Da fliegt auch schon ein Stein und
trifft Nathalies Rad am Rahmen. Es reicht ! Ich bleibe stehen,
Nathalie hält mein Rad. Hinter der nächsten Straßenecke ist er
verschwunden. Ich laufe ihm nach. Doch er ist weg. Ein paar
einheimische Frauen sehen mich wütend dastehen. Ich deute ihnen
was passiert ist und frage auf Französisch "Wo ist der
kleine Junge ?" Sie entschuldigen sich, sagen mir aber nicht
wohin er gelaufen ist. Es ist vielleicht besser, daß ich ihn
nicht in die Finger bekomme. Somit kehre ich zurück zu Nathalie.
Wir setzen die Fahrt fort.
Da bleibt schon ein paar Meter später
ein kleiner Wagen neben uns stehen. "Imlil ?!", fragt
der Fahrer. Ich bejahe. Der Mann hinter dem Steuer heißt Mohammed
und hat eine Auberge, eine Herberge, in Imlil. Sofort reicht er
uns eine Visitenkarte. Ich spreche ihn bezüglich der Besteigung
des Jbel Toubkal an. Ja, er hat auch Steigeisen und Pickel für
uns. Außerdem kann er uns Informationen zur Route geben, auch
wenn wir keinen Guide (Führer) wollen. Na das ist ja ein Angebot. Ich habe
zwar gelesen, daß es in Imlil einen Shop mit Ausrüstungsverleih
geben soll, doch in diesem Fall können wir alles bei Mohammed
erledigen. Und die Räder und das nicht benötigte Gepäck bewart
er sicher auf ...sagt er. Als er davonfährt, überlegen wir uns
die Sache und beschließen, vor Ort (also in Imlil ) zu
entscheiden, ob wir das Angebot annehmen.
Nach etwas über 50 Kilometern und fast 900 Höhenmetern
beschließen wir uns eine Schlafstätte zu suchen. Nach der
längeren Pause in Marrakech sind unsere Beine zwar (theoretisch)
gut erholt, aber irgendwie haben sie sich auch der Belastung
entwöhnt. Wir sind schon etwas müde, als wir in Asni nach einem
Zimmer fragen. Doch das erste Hotel hat geschlossen, im zweiten
Quartier ist alles ausgebucht. Damit haben wir nicht gerechnet.
Wir haben ganz vergessen, daß heute der "Große Ait"
ist, das größte Fest des Jahres im Islam. Bei Jean-Jaques,
einem Franzosen, der mit einer Berberin verheiratet ist, finden
wir schließlich ein Zimmer.
Zweite Etappe: Mit dem Rad von Asni (1235 Hm)
nach Imlil (1750 Hm)
Am nächsten Tag sind es nicht einmal mehr 15 Kilometer bis zu
unserem "Basislager". Das Tal verengt sich immer mehr.
Auf 1750 Hm liegt Imlil. Ein kleines Dorf, das
als Ausgangspunkt für Trekkingtouren ein beliebter Anlaufpunkt
ist. Für den Film "Kundun" wurden extra buddhistische
Mönche eingeflogen. Szenen, die in Tibet spielen sollen, sind hier
gedreht worden.
Am Ende des Dorfes biegen wir an einem Schild rechts auf einen
steilen Weg ein. Schnee liegt an den nordseitigen Hängen, wachsam
müssen wir um eisige Stellen herummanövrieren. In der Herberge
herrscht reges Treiben. Ich hätte nicht mit so vielen jungen
Wanderern gerechnet. Eine Paar aus Südafrika hat den Jbel Toubkal
gestern bestiegen und ist erschöpft aber glücklich. Eine Gruppe
Belgier verbringt Sylvester hier, außerdem sind vier
Engländer zum Wandern da. Schließlich trifft noch eine Familie
aus Frankreich ein.
Unsere Räder werden von allen ausgiebig
inspiziert. Dann die üblichen Fragen: Woher ? Wohin ? Wie lange ?
... Geduldig beantworten wir alle Fragen. Dann übernehmen wir das
Zimmer der beiden Südafrikaner, die abreisen. Ungereinigt. Na ja.
Wir schlafen eh im Schlafsack und werden uns sonst kaum im Zimmer
aufhalten. Es ist so klein, daß gerade noch unsere Ausrüstung
hineinpaßt. Die Räder binden wir im Hof an einen Baum. Der
Vorteil ist, daß wir während unseres Treks das nicht benötigte
Gepäck im Zimmer lassen können - und nicht dafür zahlen.
Immerhin !
Wir probieren Steigeisen an. Auf Anhieb gibt
uns Mohammed passende Exemplare. Zwei Pickel hat er auch noch für
uns. Einen kleinen Bergrucksack gibt er uns
"gratis" dazu. Jetzt müssen wir nur noch etwas Proviant
im Dorf einkaufen.
Der Mond wacht über die
schneefreien Südhänge um Imlil
In Imlil haben aufgrund der Festtage fast alle Läden geschlossen.
Ein junger Berber erkennt anscheinend unseren suchenden Blick und
sperrt geschwind seine kleine Lebensmittelbude auf. Wir finden
allerlei leckere Naschereien. Ein paar hartgesottene
Souvenierverkäufer wollen uns noch ein paar Steine oder Ketten
andrehen. Wir verneinen dankend.
Zeitig gehen wir schlafen. Die Sonne ist schon
lange Weg und die Temperatur dementsprechend rapide gesunken. Wir
haben keine Heizung und freuen uns, wie schon so oft, auf unsere
Schlafsäcke.
Dritte Etappe: Wintertrek von Imlil
(1750 Hm) zur C.A.F. Hütte (3207 Hm)
Sylvester
haben wir verschlafen. Zur vereinbarten Frühstückszeit, um 8
Uhr, ist keiner der Angestellten Mohammeds zu sehen. Da wollen wir
nicht einmal zeitig aufbrechen, und dann ist trotzdem nichts
hergerichtet. Ein verschlafener Marokkaner kommt über den Hof
geschlichen und räumt langsam das Geschirr vom Vortag weg.
"Petit dejeuner ?", kommt eine zögerliche Frage.
"Ja, wäre nicht schlecht, wenn wir frühstücken könnten
!" Später kommt dann Mohammed und verliert ein paar Worte
über den Wegverlauf. Diese Details wissen wir aber schon von den
Südafrikanern von gestern. (Übrigens: Wir haben gleich eine
Einladung nach Südafrika bekommen, wenn es irgendwie möglich
wäre sollten wir den Reiseverlauf so ändern, daß wir sie
besuchen können. Mal sehen ... ;-)
Erst nach 9 Uhr gehen wir los. Hinter dem Haus windet sich die
Straße in Serpentinen den Hang hinauf. Wir folgen ihr bis nach
Aroumd, dem nächsten Ort. Von hier geht es quer über ein
ausgetrocknetes Flußbett auf die andere Uferseite, von wo ein
Muli-Pfad deutlich erkennbar das Tal nach hinten führt.
Der Muli-Pfad vor
Sidi-Chamharouch
Ein fast zahnloser Berber verkauft in einer
kleinen Steinhütte Getränke. Wir trinken ein Cola. Er begleitet
uns ein Stück des Weges und spricht in kaum verständlichem
Französich-Englisch Kauderwelsch auf uns ein. Dann sind wir
wieder allein. Wir kommen gut voran. Der Pfad ist teilweise
vereist. Bei Sidi-Chamharouch, einer Ansammlung von einigen
Steinhäusern, beobachten wir zwei englische Touristen, wie sie
stellenweise auf dem Gesäß den Weg hinunterrutschen. Kurz nach
ihnen kommen drei Mulis den selben Pfad herab. Vollbepackt mit
Rucksäcken und Reisetaschen. Eine britische Agentur bietet hier
Wanderungen an. Die Teilnehmer tragen, wenn überhaupt nur einen
Tagesrucksack. Der Rest wird ihnen per Esel nachgebracht. Die
armen Tiere müssen auf den eisigen, steinigen Wegen
Schwerstarbeit leisten. Und werden von den marokkanischen Führern
nicht geschont.
Die schwere Kamera als
"Frontgepäck", darauf die Karte
Wir überwinden die schwierigen Stellen recht flott und setzen
unseren Weg fort. Der Rest der englischen Truppe pausiert am
Wegesrand. Wir wechseln ein paar Worte und steigen höher. Die
Nordseite der Berge trägt schon eine recht dicke Schneedecke.
Vereiste Wasserfälle liegen in schattigen Höhen. Ein paar
Spanier tragen ihre Tourenschi talwärts.
Oberhalb der Schneegrenze
Gerade Sylvester haben viele Bergbegeisterte
auf der Hütte des französischen Alpenvereins auf 3207 Metern
Seehöhe verbracht. Wir sind froh, daß wir es wenigstens etwas
ruhiger haben werden. Ungefähr eine Stunde bevor wir die Hütte
erreichen, taucht sie nahe des Endes des Tales auf. Links ist der
Hang zu erkennen, der von dort Richtung Gipfel führen wird. Wir
erreichen die Unterkunft vor 16 Uhr am Nachmittag.
Die Hütte rechts bereits
im Schatten, links der Beginn des Anstiegs zum Gipfel
Sie liegt bereits im Schatten der Berge.
Bewußt sind wir sehr gemächlich unterwegs gewesen, haben viele
Pausen gemacht und Unmengen getrunken. Da wir innerhalb von nur 3
Tagen von 450 Hm auf knapp über 3200 Hm aufgestiegen sind, sind
wir sicher nicht gut akklimatisiert. Wenigstens der langsame
Aufstieg und ein regelmäßiger, ausreichender Flüssigkeitskonsum
sind ein Zugeständnis an die Höhe.
In der Alpenvereinshütte herrscht reges Treiben. Eine weitere
Gruppe Briten wird in den Gebrauch von Steigeisen eingewiesen.
Spanier essen, Franzosen spielen Karten. Es ist gar nicht so
leicht eine zuständige Person zu finden. Der Hüttenwirt sagt uns
schließlich wo wir schlafen können. Bei Minztee lassen wir den
Nachmittag ausklingen.
Refuge Toubkal des Club
Alpine Francais (C.A.F.) im Abendlicht
Abends spielen wir mit zwei Franzosen und zwei
marokkanischen Bergführern "Uno" bevor wir uns in den
Schlafsaal zurückziehen.
Vierte Etappe: C.A.F. Hütte (3207 Hm) -
Summit 4167 m - retour bis Imlil (1750 Hm)
In der Nacht haben mich mittelstarke Kopfschmerzen geplagt.
Die Höhe fordert ihren Tribut. In der Früh fühle ich mich aber
dann wieder recht fit. Die Nacht ist eher unruhig gewesen. Ab 4
Uhr morgens poltert es am Gang. Die britische Gruppe startet sehr
zeitig. Um 5 Uhr wollen sie losgehen. Ab 5 Uhr packen dann 3
Spanier in unserem Schlafsaal ihre Sachen. Wir stehen um 6 Uhr
auf. Wieder einmal ist der Hüttenwirt nicht zu finden. Mühsam
ist sogar das Organisieren einer Kanne heißen Wassers für den
"Morgenkakao".
Bergsteiger am ersten
Anstieg
Wir schultern unsere jetzt etwas leichteren Gipfelrucksäcke
nachdem wir die Steigeisen angelegt haben und machen uns auf den
Weg. Es ist kurz vor Sonnenaufgang. Im Morgengrauen queren wir das
Flußbett oberhalb der Hütte. Über eine kurze Kletterstelle geht
es in das südliche Cwm (Tal geformt durch frühere
Gletscheraktivität) das die westliche Seite des Toubkal
heraufführt.
Die steile Diretissima
Der Schnee ist hart. Die Steigeisen geben
sicheren Halt auf der recht steilen Flanke. Langsam schrauben wir
uns nach oben. Die ersten Sonnenstrahlen treffen auf die
umliegenden Berggipfel. Die in imposantes Morgenlicht getauchten
Felsriesen erfreuen das Auge.
Ein wolkenloser Tag
beginnt
Bis zum Paß Tizi n´Toubkal auf 3940 m gehen wir im Schatten des
Berges. Die Luft wird immer dünner. Wir haben es nicht eilig.
Immer wieder unterbrechen flachere Wegstücke den Anstieg. Wind
kommt auf. Doch die Böen halten nur kurz an. Auf der Paßhöhe
offenbart sich dann ein atemberaubender Blick auf die Südseite
des Massivs. Bis zum Anti-Atlas reicht der Blick. Jetzt ist der
Gipfel nicht mehr weit. Aber das Tempo noch eine Spur langsamer.
Über 4000 m sind wir bereits hoch. Die Sonne der letzten Tage und
der Höhenwind haben stellenweise die unter der Schneedecke
liegenden Geröllfelder freigelegt.
Ich steige vom Tizi
n´Toubkal Richtung Gipfel auf (Links im Bild)
So steigen wir auf gemischtem Gelände den
finalen Gipfelhang hoch. Ein breiter Grat endet in bogenförmigen
Verlauf am höchsten Punkt Marokkos.
Felsabbrüche im Süden -
Blick Richtung Gipfel
Entlang des Gipfelgrates
Ein paar Bergsteiger sind bereits beim Abstieg.
Wir wechseln ein paar Worte und dann sind es plötzlich nur mehr
ein paar Schritte.
Nathalie kurz vor der
Gipfelpyramide
Wir sind am Gipfel - 4167 m über dem
Meeresspiegel. Der höchste Punkt Nordafrikas. Eine spektakuläre
360 ° Sicht eröffnet sich uns. Im Norden die Ebenen um Marrakech,
von Osten nach Westen erstrecken sich die schneebedeckten Gipfel
des Atlasmassivs und im Süden drängt sich der Anti-Atlas
imposant ins Blickfeld.
Jbel Toubkal - 4167 m
Die Gipfelpyramide gehört uns ganz allein. Ein
Vorteil des etwas späteren Starts. Es herrscht Windstille. Die
Sonne wärmt uns. Wir essen eine Kleinigkeit und genießen den
Moment.
Am Ziel
Als wir uns wieder auf den Weg machen, kommen die letzten
Nachzügler der Briten-Gruppe mit einem marokkanischen Guide am
Gipfel an. Wir steigen ab. Für den Aufstieg haben wir 3,5 Stunden
gebraucht. In nicht einmal 1,5 Stunden sind wir wieder bei der
Hütte. Unsere Beine sind dann doch etwas müde. Wir stossen
erschöpft mit Minztee auf den gelungenen Gipfelgang an. Das
süße Gebräu aktiviert wieder die Lebensgeister. Viel Zeit
können wir uns nicht lassen. Noch liegen fast 1500 m im Abstieg
bis nach Imlil vor uns. Den ersten Teil steigen wir wegen der
eisigen Passagen auch hier mit den Steigeisen ab. Dann geht es
ohne weiter.
Der Abstieg
Ein gefährliches Erlebnis überschattet ein wenig den finalen
Marsch. Wir rasten gerade bei einer Wegbiegung, als Mulis den Pfad
entlangkommen. Das erste Tier wird von seinem Führer am Schwanz
gebremst. Wegen der spiegelglatten Stellen finden die
verschwitzten, erschöpften Tiere oft keinen Halt und rutschen
fast den Hang herab. Und eben das passiert mit dem nachfolgenden
Lasttier. Es kann keinen sicheren Tritt finden und gleitet ab.
Nathalie springt auf und versucht es zu halten. Es gelingt ihr das
arme Geschöpf vor dem Absturz zu bewahren und bringt es wieder
auf den richtigen Weg die steile Serpentine hinunter. Irgendwas
irritiert den Gaul aber, er tritt aus und trifft Nathalie direkt
unterhalb des rechten Knies. Ich bin schockiert. Es hat richtig
laut gekracht. Nach einer kurzen Schockphase tritt Nathalie mit
dem Bein auf und es scheint nur eine Prellung zu sein. Noch liegen
500 Hm vor uns. Wird das gut gehen ?
Ich nehme Nathalie den Rucksack ab. Sie kämpft
sich tapfer den Berg hinunter. Der Weg ist noch lange. Als die
Sonne komplett verschwindet, da erleuchtet uns ein magischer
Vollmond den Weg. Gegen 19 Uhr abends treffen wir bei der Herberge
ein. Vollkommen erschöpft.
Fünfte Etappe: Von Imlil (1750 m) zurück
nach Marrakech (450 m)
Am nächsten Morgen schmerzen die Beine. 2500 Hm bergab, das sind
wir derzeit nicht gewohnt. Wir können kaum gehen. Langsam
stolpern wir zum Frühstück. Auch für das Packen der Räder
lassen wir uns Zeit. Spät brechen wir auf. Fast 70 km sind es bis
Marrakech. Zum Glück geht es zumeist bergab. Und die runde
Bewegung des Radfahrens ist sogar für unsere
"leidenden" Beine möglich. In Marrakech werden wir
ihnen die Erholung gönnen, die sie sich verdient haben.
Einen besseren Schlußpunkt für unser Radabenteuer Marokko
hätten wir nicht finden können. Nach unserem Motto: From sea
to summit - Von den Ozeanen zu den Gipfeln der Welt ... vom
Mittelmeer über das Rifgebirge, den mittleren und hohen Atlas bis
zum Rande der Sahara, erneut über das Atlasmassiv nach Marrakech
und schließlich auf den höchsten Berg des Landes.
Wo
sind wir
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