"The
difficulties you meet will resolve themselves as you advance.
Proceed,
and light will dawn, and shine with increasing clearness on your
path."
John Rohn
Hike the Bike
Zentrales
Hochplateau
______________________
Die Ungewißheit bleibt ...
Nach dem Ruhetag in Deloraine am 3.November, habe ich geglaubt,
mein linkes Knie hat sich wieder vollständig erholt. Ein paar
Meter im Sattel reichen aus, und ich merke, daß ich mich einer
Illusion hingegeben habe. Die völlige Schmerzlosigkeit des
Vortages weicht, einer sich mit jedem Tritt wiederholenden,
störenden Mißempfindung im äußeren Gelenkbereich. Wenn ich
schon jetzt, zu Beginn der Etappe nicht schmerzfrei bin, wie geht
es mir dann nach stundenlangem Treten ? Wenn wir nur auf Straßen
unterwegs wären, könnte ich noch versuchen, immer einen runden
Tritt beizubehalten - auf steilen Offroad-Passagen über Wurzeln
und Steine ist das aber einfach nicht möglich. Hmmmh ?!? Wieder
plagt mich die Ungewißheit, ob das ein vorzeitiges Ende für
unser Unternehmen bedeuten könnte.
Constant Reminder
Die steilen Forststraßen, die sich ihren Weg durch den Busch auf
die Cluan Tiers bahnen, fordern dann auch langsam aber stetig ihr
Tribut. Jede Drehung am Pedal sorgt dafür, daß meine Gedanken
nie voll und ganz von dem Problem lassen können.
Der Weg wird schmäler, schließlich ist die Spur durch den Wald
mehr und mehr grasbewachsen. Bis zu einem Meter hohes Buschgras
läßt oft nur wenig Platz zum Durchmanövrieren.
Der
Weg über die Cluan Tiers
Die Natur holt
sich ihr Terrain zurück.
Die Ausläufer des Hochplateaus tauchen
vor uns auf. Zum Greifen nahe scheinen die Vorboten der
"Central Highlands" plötzlich zu sein. Doch noch liegt
eine lange Abfahrt vor uns, die uns zwingt, die höheren Gefilde
wieder zu verlassen. Wir müssen uns entscheiden, ob wir den Ort
Bracknell anfahren dort, quasi als Etappenziel, campen, oder
weiterfahren. Die Originalstrecke führt kurze Zeit später
eine extrem steile Wanderwegsequenz hoch, die laut Wegbeschreibung
sogar für Pferde schwierig zu bewältigen sein soll. Radfahrer
müßten ihr Gefährt über substanzielle Strecken tragen. Als
Alternative bietet sich eine Umfahrung dieses Teils auf einer
ruhigen Landstraße Richtung Hochplateau an. Angesichts der Anhänger
entscheiden wir uns für letztere Variante. Bracknell außen vor
lassend, setzen wir den Weg Richtung Poatina fort.
Das mächtige Hochplateau
ist erreicht
Wir halten nach einer Stelle Ausschau, wo wir unser
Camp für die Nacht aufschlagen könnten. Doch finden wir keine
Möglichkeit. Zäune säumen die Weideflächen zu beiden Seiten
der Straße. Sanfthügelig mäandert sich das Asphaltband in
weitem Bogen am Fuße des Hochplateaus entlang. Uns bleibt nichts
anderes übrig, als bis Poatina durchzufahren. Eine Bleibe soll es
dort geben. So trotze ich den immer öfter auftretenden, wie ein
Blitz einschießenden, stechenden Schmerzen und konzentriere mich
auf einen runden Tritt. Nach fast 80 Kilometern und einem
abschließenden "Zielhügel" (als ob wir nicht schon
genug Höhenmeter zurückgelegt hätten) erreichen wir kurz vor 20
Uhr abends den Ort.
Poatina besteht aus einem Motel mit
angeschlossenem Hostel umgeben von ein paar Wohnhäusern und einem
Golfplatz (?!) - ein sehr beschauliches Nest. Wir nehmen uns ein
Zimmer um 30 AU$ - das entspricht ca. 18 Euro !! Ein Volltreffer.
Müde bereiten wir uns ein Abendessen zu und sind froh, dann
endlich todmüde in ein warmes Bett zu fallen.
Wegen meinem Knie legen wir nach nur einem Fahrtag noch einen Tag
Pause ein. Zwar nehme ich entzündungshemmende Tabletten zur
Beschleunigung der Heilung ein, doch lässt die Wirkung sehr zu
wünschen übrig. Unter anderen Umständen wäre eine längere
Erholungsphase wohl am "schlauesten" - das darf aber
nicht die einzige Möglichkeit sein ... !!! Vielleicht ist morgen alles vorbei ! (... hoffen darf man ja ;-)
Die Fahrt aufs Hochplateau
Ein "Wunder" wäre zu schön gewesen. Nichts desto trotz ... heute geht es
weiter. Wir müssen ja "nur" auf fast 1200 m Seehöhe hochpedalen.
Über 800 Höhenmeter dem Himmel entgegen. Quasi eine "aktive
Erholung" für das lädierte Knie ;-) Wir schrauben uns auf
einer ruhigen Straße langsam hinauf ins seenreichen Plateau.
Auf serpentinenreicher
Strecke ...
Kurve um Kurve bringen uns den noch von Wolken verhüllten
Gipfelbereichen näher. Mir geht es erstaunlich gut. Das bringt
Hoffnung ! Oben wird es merklich kälter, um fast 10°C tiefer ist
die Temperatur in den Highlands.
... arbeiten wir uns in
die wolkenverhangenen "Highlands" vor.
Wir treffen wieder auf einen
Tasmanian Trail Marker und erreichen bald darauf den Great Lake,
den großen See. Ein malerischer, einsamer Campplatz läßt uns
schon am frühen Nachmittag die heutige Etappe beenden.
Traumlager am Great Lake
Wir
bereiten ein Mittagessen zu (ein sonst nie existierendes
Vergnügen - Kekse haben normalerweise zu reichen) und genießen
das Lagerleben in der zweiten, sonnigen Tageshälfte.
Lagerleben
"Highlander"
Das Hochplateau ist nicht wirklich ganz eben - so führt der Weg
zu den Ufern des Nachbarsees, dem Lake Arthur, mal bergauf, dann
bergab, auf kurvigem Verlauf Richtung Südosten. Wir suchen einen
Bushtrack. Finden aber nur eine oftmals überschwemmte,
rudimentär angelegte Matschpassage, die uns zwingt wieder auf die
Straße auszuweichen. Nachdem wir ein verschlossenes Gatter
passiert haben, befahren wir eine Forststraße, die einem
Kanalsystem folgt, das Wasser aus dem Lake Arthur in den Great
Lake pumpt. (Diese wird zur Energiegewinnung in einem Kraftwerk am
Fuße des Hochplateaus genützt.) Als wir in dem kleinen Ort Miena
ankommen, beginnt es zu regnen.
"Ärger im Busch"
Der Marlborough Highway nach Miena ist ein Schotterpiste, die uns
stellenweise sehr an die Befahrung der Carretera Austral in Chile
erinnert. Langsam, aber stetig verlassen wir das Hochplateau und
bahnen uns den Weg in tiefere Regionen. Ein Abstecher in den Busch
artet zu einem immer wilder werdenden Kampf mit umgefallenen
Bäumen und buschigem Grasland aus.
Der erste von unzähligen
Baumstämmen ...
... im immer dichter
werdenden Busch
Wir heben und drücken, ziehen
und schieben unsere Stahlrösser durch unwegsamstes Gelände. Nach
einiger Zeit müssen wir schließlich - fluchend - den Rückweg
antreten. Unpassierbar ! Noch mehr Flüche !! Nach vorne geht gar
nichts mehr - nach hinten die gleiche Qual ... noch einmal !
Aaaaah !!!
Wieder an der Einfahrt in den Trail angelangt,
legen wir eine Pause ein ... getrennt voneinander ! Die Strapazen
haben an den Nerven gezehrt. Etwas Schokolade beruhigt ...
glättet die Wogen. Wieder guter Dinge setzen wir die Fahrt fort.
Gut 500 Höhenmeter tiefer schlagen wir unser Camp am Ufer der Dee
Lagoon auf.
Dee Lagoon Camp
Hinab ins Tal des Derwent Rivers
Forststraßen führen uns schließlich zum Viktoria Valley und den
gleichnamigen Wasserfällen. Von hier aus gehen wir mit gemischten
Gefühlen erneut in den Busch. Unsere Bedenken bewahrheiten sich
aber zum Glück nicht. Diesmal ist der Trail wieder gut befahrbar.
Wir arbeiten uns auf nur mehr ca. 100 m Meereshöhe
hinunter und landen im Örtchen Ouse.
Am Weg nach Ouse
Nur noch ungefähr 3 Etappen trennen uns von Hobart. Nach 4
(durchgefahrenen) Tourtagen wollen wir noch einen finalen Ruhetag
einlegen. Meine hartnäckigen Knieprobleme zeigen eine Tendenz zur
Besserung und diesen Trend würde ich gerne beibehalten. Als wir
uns nach einem Zimmer erkundigen erfahren wir, daß wir um
denselben Preis gleich das ganze Haus bekommen !!! Da können wir
nicht anders ... für 2 Nächte wollen wir die Ruhe in diesem
ruhigen "Landkaff" genießen. Das prasselnde Kaminfeuer
leitet die totale Entspannung ein ...
Wir schließen den Kreis
Frisch gestärkt gehen wir dann den verbleibenden Streckenverlauf
an. Wir überqueren erstmals den Derwent River, der sich seinen
Weg vom Hochplateau - aus der Gegend des Overland Tracks, durch
die wir vor einiger Zeit noch gewandert sind - an die südlichen
Ufer Tasmaniens sucht. Erneut im Busch erwarten uns noch 2 Furten,
über den breiteren Broad River und kurze Zeit später über einen
"small creek", bevor wir kurz vor Ellendale wieder
Asphalt unter den Reifen spüren.
Die Querung des Broad
Rivers ...
... ist im Alleingang
möglich.
Diese letzten Offroad-Passagen sind wahre Leckerbissen. Via
Westerway gelangen wir zurück zum Derwent River und folgen dem
Tal bis zum Dörfchen Bushy Park.
"Man
sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht !"
Nur noch knapp über 50 Kilometer trennen uns
noch von Hobart. Morgen werden wir wohl schon, einen Tag früher
als gedacht, das Ende unserer Tasmanienrundfahrt erreichen.
Das seltene Vergnügen eines uns antreibenden Rückenwindes, ist
der willkommene Begleiter auf der Zieleinfahrt. Mit bis zu über
30 km/h rauschen wir dahin (ebenfalls absolut ungewohnt, da wir
auf den Buschpassagen oft mehr geschlichen, als gefahren sind
;-).
Hobart
Um 13 Uhr, am 12.November, kommen wir an - es ist vollbracht. Nach
1143 Kilometern und 14 897 bewältigten Höhenmetern per Bike
schließt sich der Kreis. We are back in Hobart.
Die
Trennung fällt schwer ...
Z
Blutegel
Der
durstige Geselle hat mich nach der Durchquerung des Broad Rivers
erwischt ;-)
Wo
sind wir Daten und Fakten zum
Projekt >> ,