Am 14.November brechen wir Richtung Hoher Atlas auf. Zuerst
müssen wir aber noch die letzten Ausläufer des mittleren Atlas
überwinden. Es scheint die Sonne. Der Tag Pause hat uns gut
getan. Wir rollen flott dahin. Am Horizont tauchen die ersten
Berge auf. Die Gegend hier wirkt ganz anders als die Landschaft
vor Khenifra. Brauntöne dominieren im Farbspektrum. Bald zweigen
wir von der Nationalstraße die nördlich des Atlasgebirges nach
Marrakech führen würde ab. Wenig Autos sind unterwegs. Die
Straßen sind stellenweise richtig steil - wir ... sind
schweißgetränkt.
Noch im Mittleren Atlas
Wir passieren einen Schranken. Im Winter ist
diese Straße wegen der Schneemassen nicht selten wochenlang gesperrt. Auf der Karte
ist der Abschnitt als "gefährliche Wegstrecke"
eingezeichnet. Der Asphalt ist oft aufgebrochen, im Bereich von
Furten sind Teile der Fahrbahn weggeschwemmt. Wir machen kurze
Pausen. Sobald wir stehen bleiben, können wir uns sicher sein,
daß innerhalb von Minuten ein Einheimischer vorbeikommt. So
abgelegen kann die Stelle gar nicht sein, daß nicht von
irgendwoher jemand aus dem Wald kommt, hinter einem Stein
auftaucht, mit einem Fahrrad vorbeiradelt ... you name it. Man ist
so gut wie nie allein. Als wir nach einem längeren Anstieg
anhalten sind wir froh endlich einen ruhigen Platz gefunden zu
haben. Ich fotografiere, da bemerke ich schon im Sucher, die in
weiß gehüllte Gestalt bei der letzen Kurve. Wäre zu schön
gewesen. Bald gesellt sich ein zweiter Marokkaner dazu, dann
taucht ein dritter auf. Ein recht lustiges Gespräch entwickelt
sich. Aber richtig ausruhen können wir uns nicht. Eine Einladung
auf einen Tee müssen wir wegen der fortgeschrittenen Zeit
ausschlagen.
Die "Peace
Marokko" - Gang
Steil geht es weiter. Bei einem schäbigen
Straßencafe im Bereich einer Kreuzung, wo Sammeltaxis und LKWs
Waren und Fahrgäste tauschen, stärken wir uns in
"Ruhe". Das Angstarrt - werden sind wir mittlerweile ja
gewohnt. Unser angepeiltes Ziel werden wir wohl nicht mehr
erreichen. Irgendwie haben wir uns schon damit abgefunden, daß
wir irgendwo "versteckt" übernachten werden müssen.
Hier gibt es nur kleine Dörfer.
Berbergastfreundschaft
Als wir an ein paar Berbern
vorbeikommen, spricht mich die eine Frau an. Ich verstehe sie kaum,
kann nur ahnen was sie mir mitteilen will. Sie deutet mir wohin wir wollen. Ich sage ihr unser Ziel
(obwohl mir schon selber klar ist, daß wir es nicht schaffen
werden). Das sei viel zu weit, deutet sie, und wir sollen doch mit
ihnen kommen. Wir könnten bei ihnen schlafen und morgen
weiterfahren. Nathalie überlegt noch während sie neben der
Berberfrau vorbeifährt - ich bin sofort sehr angetan von der
Idee. Sie ist mit zwei weiteren jungen Frauen unterwegs. Ein Mann
reitet auf einem Muli voran. Alles wirkt sehr vertrauensvoll. Wir
hätten eine sichere Unterkunft und die morgige Etappe läßt sich
dann ruhig ohne Hast und Eile angehen. So schließen wir uns der
"Karawane" an.
Taouly
Wir zweigen von der Straße auf eine Piste ab
und erreichen bald das Dorf Taouly. Auf der Karte ist es nicht
eingezeichnet, dafür ist es zu klein. Eine Heerschar an Kindern
begleitet uns zum Haus unserer Gastgeber. Wir entladen die Räder.
Sie werden im Stall versperrt. Das Gepäck kommt in den Wohnraum.
Wir bekommen Tee serviert und was zu essen. Immer sitzt wer bei
uns und leistet uns Gesellschaft. Rührend werden wir umsorgt. Wir
müssen essen und essen und trinken ... und es schmeckt wirklich
ausgezeichnet. Es versammeln sich Freunde und Verwandte. Alle
sitzen wir am Boden, gewärmt von dem prasselnden Feuer im Ofen.
Zora, die Berberin, die uns aufgegabelt hat, tut alles,
damit wir uns so wohl wir nur irgend möglich fühlen. Driss, ein
junger Berber aus der Nachbarschaft spricht ein paar Worte
Französisch. So können wir mit ihm als Dolmetscher mehr über
das Leben hier erfahren.
v.l.n.r.: Nathalie, Sihan,
Hüsseyin, Hanan, Zora, Peter
Schließlich werde ich von ihm, und Nathalie
von Zora nach draußen in die Dunkelheit begleitet. Wir wissen
zuerst nicht was sie damit bezwecken, doch schnell löst sich das
Rätsel des "geheimnisvollen" Spaziergangs. Hier in
Taouly gibt es keine Toilette... die umliegenden
"Felder" werden für dieses "Problem" genutzt.
Wobei so in unmittelbarer Gesellschaft kann ich nicht so wirklich
;-) Die Begleitung soll auch so eine Art Schutz sein, denn die
Dorfhunde schlagen sofort an, wenn man in die Dunkelheit geht. Nur
selten gelingt es uns "allein" diesen Weg anzutreten.
Immer will man uns eskortieren. Wir wissen, daß es nur gut
gemeint ist, doch ganz wenig Intimsphäre wollen wir uns doch
behalten.
Extra für uns wird ein Raum (von zweien) mit
Decken ausgelegt. Wir erhalten noch 4 Decken zum Reinkuscheln
(Ofen gibt es in diesem Raum keinen) und schlafen ausgezeichnet.
Wegen uns liegt die ganze Familie gemeinsam im Hauptraum ! In der
Früh erhalten wir ein ausgiebiges Essen: Brot, Palatschinken,
Tee,...
Hoch zu Esel
Dann möchte uns Driss´ Mutter noch bewirten.
Wir wechseln das Haus und frühstücken ein zweites Mal.
Schließlich kommt die Frage auf, ob wir nicht noch eine Nacht
bleiben wollen. Nach kurzer Beratschlagung sagen wir zu - so eine
Gelegenheit kommt wohl nicht mehr so oft. Driss möchte, daß wir
bei ihm schlafen, Zora, die uns aufgegabelt hat, will daß wir
auch diese Nacht bei ihr verbringen. Alle reißen sich um unsere
Gesellschaft. So verbringen wir einen ruhigen Tag im Dorf, werden
herumgeführt - Nathalie werden von Zora all die Arbeiten einer
Berberfrau gezeigt. Sie erfährt wie man das ausgezeichnete Brot
backt, wie man Couscous zubereitet und wie das kleine "Zelthammam"
funktioniert. Wir lernen so einige Worte in der Sprache der Berber
und müssen essen und essen und .... trinken. Wir schlafen wieder
bei Zora.
Als ich Driss frage, was wir ihr für ihre
Gastfreundschaft geben können, meint er nur, daß sie nichts
nehmen würde. Und wirklich ... wir "dürfen" ihr nichts
geben. Sie tut das, weil sie es will. Ganz im Gegenteil: wir
erhalten gleich eine Einladung, nach der Tour auf den Hohen Atlas
wieder bei ihnen vorbeizuschauen. Oder ab sofort gleich jeden
Sommer auf Besuch zu kommen. Wir sind überwältigt, ob so einer
uneigennützigen Hilfsbereitschaft. Der Abschied ist herzlich.
Hüssein, Zoras Mann, begleitet uns auf dem Muli zur Straße.
Heute ist Souk (Markt) im Nachbarort. Dort will er einen selbst
hergestellten Holzpflug verkaufen. Wir biegen Richtung Süden in
die Berge ab.
Wind am Hochplateau
Da weichen wir lieber aus
Lange Zeit geht es noch bergauf und nur wenig bergab. Dann folgt
ein Plateau, auf dem wir dem Wind ungeschützt ausgesetzt sind. Am
Horizont sind die hohen Berge des "Haute Atlas" zu
sehen. Die mächtigsten tragen bereits eine dünne Schneedecke.
Wolken ziehen gemächlich über den Himmel. Nur 30 km sind es bis
Arhbala - unserem "vorgeschobenem Basislager". Von hier
wollen wir in einer langen Etappe morgen den Atlas
"erobern". Wenn es der Wettergott zuläßt. Denn als wir
in diesem wohl schmutzigsten Ort der ganzen bisherigen
Marokkofahrt ankommen, beginnt es leicht zu regnen. Überall
Mist, es stinkt, die Häuser sind dreckig, die Menschen beäugen
uns skeptisch. Ein Hotel soll es hier geben. Und wir finden es ...
nicht ! Ich frage den Besitzer eines kleinen Lebensmittelladens.
Das Gerücht stimmt. Wir sind einfach nur vorbeigefahren. Das
Zimmer kostet 70 Dirham - das sind ca. 6,3 Euro... insgesamt, für
uns beide. Da stört es uns auch wenig, daß die warme Dusche im
Klo am Gang nur entweder brennend heißes oder eiskaltes Wasser
versprüht. In der Nacht regnet es fast die ganze Zeit. Ob wir da
wohl morgen den Schritt oder besser Tritt in die größeren Höhen
wagen können ?!? Der "Patron" der Unterkunft sagt uns,
daß die Straße bis nach Imilchil im Atlas durchgehend
asphaltiert sei. Das haben wir nicht gewußt, wir haben uns auf
eine längere Pistenfahrt eingestellt. Auf unserer (eigentlich
recht aktuellen) Karte ist von solch guten Straßenverhältnissen
nicht die Rede. Das erleichtert uns die Entscheidung: Da der Regen
aufgehört hat, machen wir uns auf den Weg.
Die höchste Gebirgskette ist alle Mühen
Wert
Endlich im Hohen Atlas
Die Sonne bahnt sich ihren Weg durch die Wolkendecke. Wir sind
froh, daß wir losgefahren sind. Zuerst kommt eine Abfahrt, dann
geht es bergauf, bergab dahin. Schroffe Berge, gefolgt von weiten
Tälern. Berge bis zum Horizont. Nicht so wild wie manche
Alpenszenerie, doch auf nicht minder beeindruckende Art weit und
mächtig. Entlang eine Flußtales geht es lange immer wieder an
Dörfern vorbei. Was auffällig ist, die Kinder sind hier noch
fordernder als "normalerweise". Wegen der Steigungen
können wir nicht "davonfahren". So sind wir der
"laufenden Bedrohung" oft hunderte Meter lang
ausgesetzt. Immer wieder wird der Anhänger befummelt - gerade,
daß sie uns nicht in den Lenker greifen. Auch das andere
"Übel" die wildgewordenen Hunde sind wieder los. Ein
besonders aggressives Exemplar, welches mir einen halben Kilometer
lang nachstellt und gar nicht mehr ablassen will, hat jetzt aber
Pech gehabt. Es reicht mir !!! Links die Kinder die einen fast
umwerfen, rechts die Gefahr gebissen zu werden... aus !!! Ich
zücke den Pfefferspray, den ich griffbereit für solche Fälle am
Rahmen montiert habe, ziele und ... verfehle das Monster knapp.
Trotzdem, etwas dürfte er schon abbekommen haben, denn sofort
herrscht Ruhe. Er zieht den Schwanz ein und sitzt apathisch da.
Ich bin ob der Wirkung sehr erstaunt und erfreut. Neben einer
Tollwutimpfung kann ich dieses Tool nur jedem Marokkoradler
empfehlen. Aber nicht der Versuchung nachgeben, und es an den
(auch noch so lästigen) Kindern ausprobieren ;-)
Die Luft wird dünn
Die Landschaft wird wirklich monumental. Die Straßenführung ist
spektakulär. Tolle Ausblicke, kleine Schluchten, Furten... aber
alles in relativ gutem Zustand. So lassen sich die Kilometer recht
"angenehm" abradeln. Gegen Ende soll es noch einmal sehr
steil werden. Und wirklich. Einige Kilometer lang führen enge
Serpentinen in schwindelerregende Höhen. Zwei marokkanische
Jugendliche haben wir mit dem Rad eingeholt. Einer wird uns noch
lange begleiten. Wieder wird unser Rad "bewundert". Nur
zur Sicherheit habe ich den "Spray" wieder in der Hand.
Auf über 2300 Hm schrauben wir uns hinauf. Die Luft wird dünn.
Fast 1500 Hm haben wir auf dieser über 70 km langen Etappe
zurückgelegt ! Hier oben erwartet uns eine mondarige Lanschaft.
Kahle Hügel, eisiger Wind... die Sonne steht tief und taucht die
Landschaft in magisches Licht.
Am Ziel - Lac de Tislit
Als wir unser Ziel einen See, Lac
de Tislit, erreichen, kommen wir aus dem staunen nicht mehr
heraus. Da Zusammenspiel aus Licht und Szenerie hätte man nicht
besser inszenieren können. Um den See gibt es nahezu nichts. Nur
eine Unterkunft im Stile einer Kasbah steht am Ufer. Herzlich werden
wir von den marokkanischen "Hüttenwirten" empfangen.
Sofort wird ein Couscous serviert... aufs Haus ! Und langsam
versinkt die Sonne hinter den Gipfeln der Umgebung.
Plateau des Lacs
Um die grandiose Szenerie länger auf uns wirken zu lassen bleiben
wir noch einen Tag an diesem ruhigen Ort. Mit den Bikes
unternehmen wir einen Kurztrip zu dem nur knapp über 9 km
entfernten Nachbarsee Lac de Isli. Kahles Hochplateau,
Halbnomaden, die ihre Schafherden hüten, umgeben von über 3000 m
hohen Gipfeln. Faszinierend ! Und unsere Räder haben auf der
urigen Piste ihre Freude.
What a Day for a Daytrip
Spät gestern am Abend ist ein deutsches Ehepaar
miti ihrem Geländewagen eingetroffen. Sie sind die Piste von
Midelt, einem Ort weiter im Osten heraufgefahren. Wir haben
ursprünglich überlegt gehabt eben über diesen Track
hochzufahren. Den Erzählungen nach dürfte die Stecke aber in
sehr schlechtem Zustand sein. Und laut Jürgen, sind Horden von
Kindern über sie und ihren Wagen in den Dörfern hergefallen. Wir
haben bis jetzt immer geglaubt, daß kann nur uns langsamen
Radfahrern passieren. Dem ist nicht so ... überall halten sie
sich an, springen auf die Trittbretter, versuchen zu stehlen, was
nicht richtig befestigt ist. Bergauf mit unseren Rädern wäre das
sicher ein Wahnsinn gewesen. So schlimme Begegnungen haben wir nun
auch wieder nicht gehabt. "Im Hohen Atlas ist es am
schlimmsten !"meint Jürgen. Wir sind gespannt, wie es
weitergeht.
Von Überschwemmungen
gezeichnet
Lange haben wir überlegt, wie wir weiter fahren sollen.
Eigentlich wollen wir über den Ort Agoudal und einen folgenden
Pass über 2700 m über Pisten in die Gorge de Todhra (Schlucht)
fahren. Die Strecke soll aber aufgrund von Regenfällen sehr in
Mitleidenschaft gezogen worden sein. Für Autos ist die Durchfahrt
gesperrt - für Räder eventuell machbar. Vor Wochen sollen 2
Franzosen mit ihrem Auto in der Schlucht durch Wassermassen ums
Leben gekommen sein. Erst während der Fahrt vom Seenplateau
entschließen wir uns den Weg Richtung Osten nach Rich
einzuschagen. Hier sind die Bedingungen gut, und was unsere
Streckenführung anbelangt, ergibt sich so ein richtiger Rundkurs.
Die Schlucht von Todhra wollen wir von Süden her versuchen.
"Bad Road" bei
Imilchil
"Kinderwahnsinn"
Nach Imilchil, einem unspektakulären Ort, in dem einmal jährlich
ein "Heiratsmarkt" stattfindet, wird die Situation in
den Dörfern wirklich noch einmal schlechter. Jürgen hat
anscheinend recht gehabt. Sobald wir den Ortsanfang erreichen,
stürmen aus allen Ecken wildgewordene Kinder auf uns zu. Zum
Glück geht es oft bergab, so können wir schneller
"flüchten". Erstmals in Marokko werden uns auch Steine
nachgeworfen, zwar "nur" auf den Anhänger, aber
immerhin !!! Und das Ärgste ist, sogar die Erwachsenen, die
bisher nie solche Dinge getan haben, schreien uns mit verzehrter
Miene an "Donnez - moi d´argent !" (Geben Sie mir Geld
!) Ungläubig und bestürzt suchen wir das Weite. So grandios die
Umgebung ist, die Dorfdurchfahrten werden zum Spießrutenlauf.
Eigentlich schade !
Außerhalb der Dörfer
fühlen wir uns wohler
Die Faszination der Geschwindigkeit und ihre
Folgen
Nachdem es erst bergab und dann wieder auf fast 2400 Hm bergauf
gegangen ist, kommen wir an eine ewig lange Gerade, die in fast
landebahnartiger Weise in ein Tal läuft. Ich fahre vorne und
lasse das Rad einfach rollen. Schnell steigt meine
Geschwindigkeit... fasziniert schaue ich auf den Tacho, der
Fahrtwind weht mir ins Gesicht. Ich bücke mich stabilisiere das
Rad mit den Beinen. Immer schneller und schneller geht es Richtung
Talboden... Der Tacho zeigt 45 ... 50... 55... mit über 60 km/h
bin ich noch immmer zuversichtlich, daß das gut gehen kann. Alles
paßt ! Mein letzter Blick zeigt 67 km/h (!!!) an, als plötzlich
der Anhänger ganz leicht zu schlenkern beginnt. Minimale
Seitbewegungen... doch die schaukeln sich auf... ich versuche zu
bremsen, ganz vorsichtig, aber jetzt haben die Schwankungen
bereits das Rad erreicht. Zwar werde ich langsamer, doch in diesem
Moment ist mir bereits klar, daß ich für meinen Leichtsinn
bezahlen werde müssen. Wir hoch wird der Preis sein ?!
Schicksalhafte Straße -
kurz vor ...
Dann geht alles sehr schnell... der Anhänger
bricht vollends aus, legt sich quer. Das Rad kippt setilich weg
und ich hebe ab. Es folgt ein harter Aufprall !
Fast in der selben Sekunde springe ich hoch... und
fluche !!! "Wie kann man nur soooo blöd sein !" Da
liegt das Rad. Der Lenker ist um 180 Grad eingeschlagen.... ich
blute am rechten Unterschenkel. Mein linker Oberarm ist
blutverschmiert und meine Handfläche zerschunden. Nebenbei habe
ich noch alle möglichen kleinen Schrammen am anderen Bein und an
der linken Schulter. Nathalie ist sofort bei mir. Hektisch
erkundigt sie sich nach meinem Befinden. Wie es scheint halten
sich die Verletzungen in Grenzen. Wir waschen die Wunden und
desinfizieren sie. Zuerst kommen Pflaster drauf, später ein
Verband auf die Hand. Ich habe wirklich Glück gehabt ! (... und
außerdem nicht einmal einen Helm aufgehabt ! Jaa, ich weiß ....
;_)
Das Rad hat kaum was abgekriegt. Ein leichter
Achter am Vorderrad, mit dem ich vorerst trotzdem weiterfahren
kann, ist momentan das einzige, was mir auffällt. Später werde
ich bemerken, daß es auch das Verriegelungssystem der Federgabel
abgerissen hat. Die Fronttasche ist aufgegangen und alles auf die
Straße gefallen, aber der Camcorder funktioniert noch !!! Der
Laptop im Anhänger ist eine weitere Sorge.... doch auch der hat
in seinem gedämpften Versteck überlebt ! Da ist wirklich mehr
Glück, als Verstand am Werk gewesen.
Nachtlager in einer verlassenen
Schäferhütte
Lehmhütte
Da es fast 140 km vom Lac de Tislit bis nach Rich sind, ist uns
eh´klar gewesen, daß wir das an einem Tag nicht schaffen werden.
Kurz nach dem Sturz habe ich zwar keine Lust gehabt, auch noch im
Freien zu übernachten ... verletzt (ooooh, Selbstmitleid ;_),
doch es geht mir rasch besser. Den Lenker kann ich nicht gut
halten mit links, aber sonst paßt das halbwegs. Auf Dörfer haben
wir die Lust verloren, so halten wir nach einem Zeltplatz Ausschau
! Schließlich finden wir etwas abseits vom Straßenrand in einer
relativ engen Schlucht, von den vorbeifahrenden Autos nicht
richtig einsehbar, ein paar Lehmhütten. Bei näherer Erkungung
sind es Schafställe und eine Schäferhütte. Da nur sehr wenig
Autos vorbeikommen, können wir schnell unsere Sachen den Hang
hinauf schaffen. Als wir mit den Rädern hochlaufen, kommt ein
Auto. Wir werfen uns zu Boden und gehen in Deckung. Keiner hat uns
gesehen !
Nach Einbruch der Dunkelheit verschließen wir den
Eingang mit der Zeltplane und schlafen gut und fest in unseren
Schlafsäcken am Boden ein.
Am nächsten Tag stehen wir vor Tagesanbruch auf.
Um 5 Uhr 30 läutet der Wecker. Um keine Überraschungen zu
erleben, wollen wir mit Sonnenaufgang schon abfahrtbereit sein.
Nach einem kleinen Müsli füllen wir die Wasservorräte im Fluß
auf und fahren los.
Lonesome Biker
Die Fahrt nach Rich ist atemberaubend. Im
Gegensatz zum Anstieg von Norden ist die Gegend viel karger.
Direkt am Fluß oft bewohnt, Felder werden bewirtschaftet, doch
die Bergketten sind kahl. Gesteinsschichten in bizarren
Formationen aufgeworfen. Aufgrund der Länge und der
"gefährlichen" Dörfer ist die Strecke unserer Meinung
nach eine tolle Abfahrt (wenn auch mit einigen Zwischenanstiegen),
aber als Weg nach oben eher nicht so optimal.
Er-Rich in 22 km
Als wir in Rich ankommen geht das spannende Unternehmen
"Atlasüberquerung Ost" zu Ende. In der kleinen Stadt
wurlt es nur so von Menschen. Wir finden ein Quartier. Leider hat
uns ein beide eine Verkühlung erwischt. (Wir haben die
"Berberhüttenwirtin" vom Lac de Tislit in Verdacht, uns
angesteckt zu haben. Dort sind die Nächte im Zimmer nämlich
zusätzlich bitterkalt gewesen !) Nun gut, es kommt wie es kommt !
Wir trinken massenhaft frischgepresste Säfte um die
Vitaminspeicher zu füllen und schnupfen vor uns hin.
Als nächstes geht es Richtung Wüste ... nur noch 3 Etappen sind
wir von den Dünen des Erg Chebbi entfernt.
Wo
sind wir Daten und Fakten zum
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