Kasbah bei Skoura
Die Landschaft um Quarzazate - die Weite der Hammada (Steinwüste)
vor der imposanten, schneebedeckten Südseite des hohen Atlas -
ist schon oft als Kulisse in Hollywoodfilmen verwendet worden ...
von "Lawrence of Arabia" bis "Gladiator". Als
wir uns Richtung Norden auf den Weg machen, verstehen wir warum.
Die Straße schlängelt sich durch eine sanfthügelige Gegend, die
einen an vergangene Zeiten erinnert.
"Smoking Camel"
Am Horizont sind die bis zu über 4000 m hohen
Gipfel der längsten Gebirgskette Marrokos in ein weißes Gewand
gehüllt. Da müssen wir drüber ! Wie uns ein anderer Reiseradler
am Weg erzählt, soll der Paß bis vor 2 Tagen gesperrt gewesen
sein. Da passt unser Timing ja ausgezeichnet.
Es ist der 15.Dezember. In 4 Tagen wollen wir Nathalies Mutter vom
Flughafen in Marrakech abholen. Sie will uns für eine Woche
besuchen und Weihnachten mit uns verbringen. Wenn das Wetter
hält, müsste sich das zeitlich gut ausgehen (sogar mit
einberechneten Reservetagen, für unvorhergesehene Vorfälle ;-)
Trotzdem versuchen wir an diesem Tag möglichst weit zu
kommen.
... so weit heute nun
wieder auch nicht ;-)
Wir erreichen ein Flußtal. Der Wasserlauf hat seinen Ursprung im
hohen Atlas. Wir folgen der Straße, die sich am Strom orientiert,
ins Gebirge hinein. Die N9 stellt die Hauptverbindung über diesen
Gebirgszug dar. Trotzdem ist der Verkehr gering. Es ist Freitag,
der Tag ist in islamischen Ländern mit dem Sonntag bei uns
vergleichbar. Die meisten Geschäfte haben geschlossen und auch
auf den Straßen ist merklich weniger los als an anderen Tagen. So
können wir die Gegend genießen, als wir uns langsam höher und
höher schrauben.
Das Gebirgsmassiv um den
Jbel Toubkal 4167 m von der Südseite
In der Touristeninformation in Quarzazate habe ich mich erkundigt,
wo auf der Strecke Quartiere zum Schlafen sind. Es gibt nicht
viele. Die Dörfer an der Strecke sind klein. Als wir am späten
Nachmittag gegen fünf Uhr nachmittags einen Ort, in dem sich ein
Hotel befinden soll, erreichen, finden wir .... nichts. Wir drehen
am Ortsende um und suchen noch einmal ... wieder nichts. So fragen
wir in einem kleinen Restaurant nach. Der Wirt bestätigt unsere
Befürchtung. Hier gibt es kein Quartier für Reisende. Die
nächste Möglichkeit ist "Chez Mimi" in 10 km
Entfernung ... falls es offen hat. Ärgerlich ! Für einen
Autofahrer ist so eine Distanz nicht der Rede wert, doch für uns
können 10 km bergauf auch eine Stunde radeln bedeuten. Und in 15
Minuten geht die Sonne unter. Nun ja. Wir wollen es versuchen,
stellen uns aber sicherheitshalber gleich auf eine Nacht im Zelt
ein. Mit Sonnenuntergang wird es gleich merklich kühler. In der
Abenddämmerung strampeln wir zügig bergauf. Als es endgültig
finster wird suchen wir den Straßenrand nach einer möglichen
Einfahrt zu einem versteckten Zeltplatz ab. Nichts. Es tauchen
Lichter in der Ferne auf. Das könnte der Ort sein, von dem der
Wirt gesprochen hat. Bis dorthin wollen wir noch fahren. Nathalie
sieht das Schild als erste. "Hotel" ! Ein einfachstes
Zimmer, eiskalt ... aber immerhin ein Dach über dem Kopf. Und wir
können sogar mit den Rädern hineinfahren. Nach einem guten
Abendessen schlüpfen wir in unsere Schlafsäcke und dösen weg.
Danke für die Stärkung
am Wegesrand !
Am nächsten Tag ist es nicht mehr weit zum Paß Tizi-n-Tichka auf
2260 m Seehöhe. Die Schneedecke ist nicht sonderlich dick
(vielleicht ist man als Österreicher andere Mengen gewohnt ;-)
doch läßt die weiße Pracht die umliegenden Berge noch
imposanter wirken. Von ein paar Schäfern am Wegesrand werden wir
auf einen Tee und marrokanische "Crepes" eingeladen. Es
sind diese Erlebnisse, die wir so beeindruckend finden. Diese
Schäfer besitzen nicht viel und das wenige teilen sie mit ihnen
unbekannten Reisenden. Mit ein paar Worten in ihrer Sprache,
sorgen wir für vergnügtes Lachen. Sie verstehen kaum
Französisch, somit ist viel Zeichensprache nötig. Es macht Spaß
mit ihnen hier am Boden in dieser monumentalen Landschaft zu
sitzen und das traditionelle Getränk der Nomaden zu
schlürfen.
Tizi-n-Tichka
Bald danach passieren wir die höchste Stelle
der Überfahrt. Dann führt uns ein lange Abfahrt auf die
Nordseite der Berge.
Die Straße schmiegt sich
an den Berg
Da das Wetter stabil bleibt fahren wir langsam
und versuchen alle Details der Umgebung in uns aufzunehmen.
Marrakech - nur noch 111
km
In den tieferen Lagen werden wir von einer
üppigen Vegetation überrascht. Unser Auge ist diese grüne
Pracht nicht mehr gewöhnt. Haben doch wochenlang alle Nuancen von
Braun die Landschaft geprägt.
Dichte Vegetation an der
Nordseite
Kurz vor Marrakech treffen wir einen Radler auf einem alten Bike
mit einer grünen Plastikkiste auf dem Gepäckträger. Henri ist
gerade auf seiner ersten Etappe durch Marroko. Bei einem Sandwich
plaudern wir über das Reisen. Er ist ein
"weltradelerfahrener" Belgier. Erst in diesem Jahr ist
er 6 Monate durch China getourt. Er war schon in Südamerika, in
Nordamerika, Australien, in vielen Ländern Asiens ... mal
kürzere Strecken, dann ganz lange Fahrten. Wir verstehen uns gut
und holen uns Tipps aus erster Hand. Kurz bevor sich unsere Wege
wieder trennen bemerke ich, dass seine linke Bremse kein
Bremskabel beinhaltet. Ich wundere mich. Und als wir dann in
unterschiedliche Richtungen weiterfahren schaue ich ihm noch eine
Weile nach. Da fällt mir auf, dass seine linke Hand bewegungslos
in der Hosentasche liegt. Erst jetzt wird mir bewußt, dass der
Arm (wodurch auch immer) gelähmt zu sein scheint..... Wahnsinn
!!! All die Abenteuer, all die Strapazen ... mit nur einem Arm.
Wir sind wie vor den Kopf gestossen. Und fasziniert. Wenn man
etwas wirklich will, dann kann man es auch tun. Unsere Hochachtung
vor dieser Willenskraft. "Chapeau !" ... wir ziehen den
Hut (oder Helm ;-)
Marrakech
Die Einfahrt nach Marrakech gestaltet sich dann einfacher als
gedacht. Am rechten Fahrstreifen tummeln sich hauptsächlich
Radfahrer, Mopeds und Eselfuhrwerke. Wenn man sonst nur auf
ruhigeren Landstraßen oder Pisten unterwegs ist, so erfordert das
Fahren im Großstadtdschungel wieder größte
Aufmerksamkeit.
Am 19.Dezember holen wir Nathalies Mutter vom Flughafen ab.
Ziemlich genau 3 Monate nach unserer Abfahrt in Wien sehen wir uns
wieder. Eine Woche verbringen wir mit ihr in einem luxuriösen
Riad in der Medina von Marrakech - einem traditionellen Stadthaus,
um einen Innenhof errichtet und mit einer gemütlichen
Dachterrasse ausgestattet.
Jemna-el-Fna
Wir erkunden die verwinkelten Souks der
Altstadt und genießen die Atmosphäre am Jemna-el-Fna, dem Platz
der Gaukler und Heiler, der Geschichtenerzähler und
Schlangenbeschwörer.
Essaouira - ein
Tagesausflug an die Atlantikküste
Wo
sind wir
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