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Oregon

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 6.August 2007     Von Sanddünen, Leuchttürmen und Walen

 Brookings, Oregon, USA   

 

"It isn´t the desire to be closer to death that attracts them - 

it´s the desire to be closer to life."

Arctic Dreams & Nightmares
National Geographic, January 2007
 
 
 
 
Cape Kiwanda
 
Von Wellen geformte gigantische Sandsteinskulpturen

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Whale Watching

           5.August 2007 - Kurz nach der Mündung des Pistol River ins Meer sind wir rechts von der Straße in einen Trampelpfad eingebogen, den sich die Natur langsam wieder zurückerobert. Wir schieben die Räder durchs Dickicht und gelangen zu einer Lichtung, mit genialem Blick über die zerklüftete Küste Oregons. Es ist bereits später Nachmittag. Hier schlagen wir unser erstes "wildes" Camp in den USA auf. Für heute haben wir genug vom Radeln. Die Sonne brennt vom Himmel. Erstmals spüren wir an diesem Tag ihre volle Kraft, da die Büsche, die uns vor "unerwünschten" Blicken von der Landstraße schützen, auch den heftigen Nordwester vom Leib halten, der uns während der Fahrt ein liebgewonnener Begleiter geworden ist. Morgen werden wir die zweite Staatsgrenze überqueren. Damit ist dann Kalifornien erreicht. Und Oregon werden wir den Rücken zukehren. 

          Wir sammeln Brombeeren, die hier im Überfluß gedeihen und blicken von hoch oben auf die unruhige See. Da entdecken wir die Fontäne eines Wales, deren Wassermassen vom Sturm nach Südosten verblasen werden. Der Rücken des gigantischen Meeresbewohners verschwindet mit einer wellenförmigen Bewegung in den Tiefen des Pazifik. 

Gigant der Meere beim Abtauchen

Ein zweiter taucht auf. Und das Schauspiel wiederholt sich. Während der nächsten Stunde bestaunen wir die mächtigen Riesen an der Grenze zu ihrem, uns so fremden Lebensraum. Es ist nicht das erste Mal, dass wir hier in Oregon Wale zu Gesicht bekommen. Wenn auch nur weit entfernt vom Ufer, so ist jede Beobachtung ein Geschenk der Natur. Das sind die Momente, die uns für immer im Gedächtnis bleiben werden. 

Aber gehen wir zurück zum 25.Juli:

Oregon - unser zweiter Bundesstaat

"Forbidden" Single Trail im Ecola State Park

          In der Besucherinfo hinter der Staatsgrenze fragen wir nach einer Karte Oregons. Der übereifrige, ältere Herr hinter dem Tresen überschüttet uns mit, seiner Meinung nach essentiellen Infos: Der Ort Cannon Beach hat einen der am meisten fotografierten Strände des Landes und vom benachbarten Ecola State Park gibt es die beste Sicht auf den Ozean auf ausgesetzten Pfaden - "... und ich meine AUuuuSGESETZT !" In Tillamook dürfen wir ja nicht die "weltberühmte" Käsefabrik auslassen, die verkaufen außerdem das BESTE Eis der Welt - "... und ich meine das BEeeeeSTE !" Dann gibt es noch das größte Holzhaus - "... und ich meine ...." - "Nein, nicht doch vielleicht das größte der Welt ?!? ;-) , das jetzt ein Flugzeugmuseum beherbergt. In Depoe Bay geht er mit seiner Frau immer einen Kaffee trinken, wenn er die Küste "hinunterfährt", ... So, wir sollten dann einmal losfahren. Und suchen schnell das Weite. Wir wollen die Strecke mit eigenen Augen erleben und erfahren (...das wiederum mit den Beinen ;-) Was ist schon eine Sehenswürdigkeit ? Was ist des Sehens würdig ? Die Schönheit liegt im Auge des Betrachters - und Käsefabriken und Luftfahrtmuseen sind nicht ganz das was wir suchen.

Steter Tropfen höhlt den Stein

          Die Küste von Oregon ist nicht minder zerklüftet als die Washingtons. "Seastacks" ragen aus dem Wasser - Felsformationen in den verschiedensten Formen und Größen, die gerne von Vögeln als ungestörte Nistplätze genützt werden. Sie erinnern daran, um wieviel größer die Landmasse früher einmal war. Sie bieten der Brandung die Stirn, sind aber auf kurz oder lang dem Untergang geweiht. Der Kraft der heranrollenden Wellen ist selbst der härteste Stein unterlegen. Der Ozean nagt unermüdlich an der Küste.

Heceta Head Lighthouse 

Einer der am meisten fotografierten Leuchttürme Oregons

          Wie Wächter an der Grenze zwischen der See und dem Festland stehen die vielen Leuchttürme an den Kaps Oregons und tasten mit ihren Leuchtfeuern weit hinaus in die rabenschwarze Tiefe der Nacht. Sie weisen den Seefahrern den Weg und strahlen ein Ruhe aus, die den Beobachter in seinen Bann zieht. 

          Faszinierend sind auch die riesigen Dünen, die sich zig Kilometer weit, an der Zentralküste Oregons ausbreiten. Durchsetzt von "Waldinseln" türmen sie sich von Meeresniveau auf. Die Wurzeln der Bäume geben dem Sand Stabilität, denn unerbärmlich fegt der heulende Wind über die Oberfläche der Dünen und treibt den Sand vor sich her. 

Cannon Beach

          Der Highway 101 schlängelt sich zum einen an den Küstenbergen entlang und windet sich über längere und kürzere Anstiege auf, den Ozean überblickende Aussichtspunkte, um sich dann wieder den Weg auf Meeresniveau zu bahnen. Zum anderen weicht die Streckenführung des öfteren ins Landesinnere aus. Wir durchqueren touristische Küstenorte und noble Wochenendresidenzen, kleine Landkommunen und größere Hafenstädte.

Reisealltag

Urzeitliche Gefahr am Straßenrand

          In Cannon Beach legen wir einen Tag Pause ein, an dem wir doch nicht ganz vom Radeln lassen können - ein schmaler Single Trail - Ausflug an der rauen Küstenlinie mit Blick über Sandstrände und vorgelagerte Felsinseln bringt uns eine erfreuliche Abwechslung zum monotoneren "Straßenalltag". 

Yeeehaaa ... mehr davon würde uns freuen

          Der Käsefabrik in Tillamook statten wir aus Neugierde einen Besuch ab und füllen unsere hungrigen Mägen am "Gratis"-Verkostungsstand. Eine lange Etappe bringt uns dann zum See des Teufels. Es ist schon fast dunkel, als wir dort ankommen und die Nacht verbringen wir auf der "Überlauf"-Wiese eines maßlos überteuerten, kommerziellen Campingplatzes eingezwängt zwischen dem Volleyballfeld, dem Kinderspielplatz und den Zelten der anderen Camper, die wie wir keinen regulären Platz mehr ergattern konnten. Nachdem wir in den vergangenen 9 Tagen täglich im Sattel gesessen sind verbringen wir in Newport einen wirklichen Ruhetag. Ein selbst radelnder Campgroundbesitzer versorgt uns im "Sutton Camp" mit gratis Lagerfeuerholz. Im über einen Meter (!) hohen Bett in einem Motel in Winchester Bay kommen wir uns vor wie die Prinzessin (und der Prinz ;-) auf der Erbse. 

Sandstrand bei Bandon

          Schließlich machen wir in einem Buchgeschäft in Bandon die Bekanntschaft eines ebenfalls seekajakenden Kletterers, der uns nach einer regen Plauderei gleich zu sich nach Calgary einlädt. Mal sehen ob aus der gemeinsamen Kajaktour auf Baffin Island mal was wird ;-) Nach einer weiteren Nacht auf einem Hiker-Biker-Site im Schatten des Humbug Mountain folgt dann das finale "wilde" Camp beim Pistol River. 

Hiker-Biker-Campsites

          Diese Hiker-Biker-Sites sind eine geniale "Erfindung" der State Parks der Westküste der USA. Extra für Wanderer und Radfahrer zur Verfügung gestellte Bereich zum Zelten am Campingplatz. Nur wird nicht pro Platz abgerechnet, sondern pro Person. Statt 20 - 25 US$/Platz (mit Autostellfläche) zahlen wir nur 4 Dollar pro Mann (oder Frau) und Nase. In Kalifornien wird es dann noch billiger - dann kostet´s nur noch 3 Bucks. Da merkt man dann auch, das diese Strecke eine sehr beliebte ist. Bis über 10 Radler trudeln so bis spät am Abend auf den "billigen Plätzen" ein. Manchmal sind wir aber auch ganz allein gewesen (wenn auch nur sehr selten). Was auffällt ist, das so gut wie nur Amis "ihre" Westcoast entlang radeln - ganz im Gegensatz zum sehr "internationalen" Reiseradelklientel Südamerikas zum Beispiel, wo wiederum kaum Nordamerikaner vertreten sind. 

Am Fuße des Humbug Mountain ist der nächste Campsite

          Das Wetter ist uns wohlgesinnt geblieben. Kein einziges Mal haben wir unser Regengewand auspacken müssen. Bis auf den gelegentlichen Küstennebel ist uns die Sonne ein strahlender Begleiter bis an die Grenze Kaliforniens gewesen. Wir verlassen Oregon am 6.August 2007 auf genau 42° nördlicher Breite.

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