"I
test the power of a will according to the amount of resistance it
can offer
and
the amount of pain and torture it can endure
and
know how to turn to its own advantage."
Friedrich
Nietzsche, Thus
Spoke Zarathustra
Off the beaten
path ...
Day1
______________________
The Tasmanian Trail
"The
Tasmanian Trail offers a unique and exciting opportunity to
experience some of Tasmania´s most beautiful landscapes that are
beyond the popular tourist trails. Winding its way between
Devonport in the State´s north and Dover in the south, the Trail
links forestry roads, fire trails, bush paths and country roads.
It crosses private land as well as passing through farmland and a
variety of Tasmanian forest types. It is also a journey through
the rich natural and cultural history of this beautiful island.
...
it offers a variety of experiences for all - from the most
enthusiastic long-distance traveller seeking a challenge to those
interested in a shorter, more relaxing excursion. If you are a
horse rider, mountain bike rider or bush walker, this trail is for
you."
... aus
"Tasmanian Trail, Devonport - Dover, Edition 2"
Ursprünglich für Reiter angelegt, soll der Tasmanian Trail auch
für Mountainbiker geeignet sein. Uns unterscheidet aber ein nicht
ganz unbedeutender Faktor von einem "normalen" Radler -
nämlich die Menge an Gepäck, die wir durch die Gegend karren.
Mit den Anhängern, den Taschen am Gepäckträger und den
Fronttaschen setzen wir eine Unmenge an Gewicht in Bewegung. Wir
sind gespannt, wie es uns auf engen Buschtrails so gehen wird.
Wirkliche "Wanderpfade" machen nur einen relativ kleinen
Teil des Tasmanian Trails aus - viel öfters geht es über
abgelegene Forststraßen, "Logging Roads" und "Fire
Trails" (raue Wege, die als Feuerbarriere zwischen
Baumplantagen dienen), aber auch teilweise über ruhige
Landstraßen dahin.
Aufbruch von unserer
gemütlichen "Cabin" in Devonport
Erstbefahrung des Tasmanian Trails mit MTBs und
Anhängern
Nach 3 Tagen Pause, im Anschluß an den Overland
Track, wagen wir uns am 31.Oktober an das Projekt
Tasmanian Trail heran. Was den Stil der Tour anbelangt,
handelt es sich um ein wohl erstmalig durchgeführtes Unternehmen: Die
Erstbefahrung des Tasmanian Trails mit Mountainbikes und
Anhängern ! (Unseren Nachforschungen nach ist der Pfad noch
nie auf diese Weise angegangen worden !)
Damoklesschwert
Eine Sache bereitet mir allerdings etwas
"Kopfzerbrechen": Am letzten Tag der Wanderung von
Cradle Mountain nach Lake St.Clair hat mein linkes Knie plötzlich
Probleme bereitet. Ich habe eine eventuelle Überbelastung an
einem Muskelansatz im äußeren, hinteren Kniebereich vermutet. Gegen Ende
der 4.Etappe des Hikes hat es mich schon stark beeinträchtigt.
Das ist auch der Grund für die 3 Ruhetage in Devonport gewesen.
Wirklich "ausgeheilt" ist die Verletzung noch nicht, als
wir die Räder wieder satteln. Hoffentlich ist die Entscheidung,
so bald wieder zu biken zu beginnen, nicht etwas zu voreilig
gewesen. Mal sehen ...
Erste Etappe - Easy Going
Das Wetter am Tag der Abfahrt wollen wir als gutes Omen deuten:
Die Schlechtwettefront der vergangenen Tage ist kräftigem
Sonnenschein gewichen. Nur ein paar Schönwetterwolken ziehen
über den blauen Himmel gen Süden. Wir folgen ihnen ins
Landesinnere und machen uns auf den abwechslungsreichen Weg
Richtung Hochplateau.
DANGER
... der Trail führt über
das Gelände einer Rifle Range
Der erste Streckenabschnitt folgt dem rechten
Flußufer des Mersey Rivers von Devonport nach Latrobe. Auf der
kaum befahrenen Landstraße schlängeln wir uns flott
flußauwärts. Nahezu eben "rollen" wir uns ein. Nach
der Kleinstadt Latrobe tauschen wir Asphalt gegen Schotter.
Schließlich landen wir auf einer Erdpiste im Wald, die uns in den
riesigen Wasserlacken am Wegverlauf, noch die Nachwehen der
sintflutartigen Regengüsse erkennen läßt. Sheffield, das Ziel
der ersten Etappe, erreichen wir am frühen Nachmittag.
Die "Murals" (Wandmalereien)
von Sheffield
Impressionen
von den Bergen bei Cradle Mountain
Unheil im
Schneesturm - Kletterer im Doleritgestein - Landvermesser bei der
Arbeit
Wir
fühlen uns gut. Fast erholt ?! Die Steigungen sind sehr harmlos
gewesen, das Gelände abwechslungsreich ... nur mein Knie, das hat
sich zum Schluss "ungut" bemerkbar gemacht.
In einem Metallkasten liegt ein Heft auf, in
das sich alle eintragen sollen, die den Tasmanian Trail befahren,
- reiten oder -gehen. Im gesamten Jahr 2007 sind wir erst die
4.Radpartie (von insgesamt 7), die "ohne
Begleitfahrzeug" unterwegs ist. Noch weniger Reiter und
Wanderer haben sich am Weg versucht. Zuletzt ist vor 1 Monat
jemand hier am Trail vorbeigekommen. Das sind Besucherzahlen -
kein Vergleich zum "Trubel" am Overland Track ;-)
Schwierige
Entscheidung ...
In den
"Garten von Eden", ins "versprochene Land"
oder doch den kürzesten Weg ins "Paradies" ?!?
Hardcore - Bushadventure: 1,5 km in 2 Stunden
(!)
Tags darauf - dem Knie geht es wieder besser - führen, teilweise
bis zu 20%ige Steigungen "ins Paradies".
Abwechslungsreiches
Terrain
Über einsame Buschpisten arbeiten wir uns entlang der Gog Range
Richtung Osten bis zum Mersey River vor. Der kleine Track, der zum
Flußufer führt ist übersät mit umgestürzten Baumstämmen. Wir
"scouten" das Gelände, und stehen plötzlich vor den
"Fluten" des Merseys. Etwa 30 m trennen uns vom anderen
Ufer. Dort ist nur Buschwerk zu erkennen. Erst bei genauerer
Betrachtung scheint ein Trampelpfad die steile Böschung
emporzuklettern. Wir beratschlagen, wie wir das Hindernis am
besten angehen. Nachdem wir einige der Baumstämme aus dem Weg
geräumt haben, erleichtern wir die Räder um die Taschen am
Gepäckträger. Dann arbeiten wir uns langsam zum Wasser
vor.
Mit vereinten Kräften
...
Das Furten des Mersey
Rivers
Zu Beginn noch
zahm, folgt die Überraschung im letzen Drittel ...
Die großen Flußsteine (Durchmesser bis 35 cm) erschweren das
Vorankommen. Ich schiebe das Rad, Nathalie stabilisiert den
Anhänger. Nach zwei Drittel der Strecke kommt die
Schlüsselstelle. Der Fluß wird tiefer und die
Strömungsgeschwindigkeit nimmt dramatisch zu. Die Wassermassen
beginnen das Rad zu heben. Ich stehe stromaufwärts und ziehe am
Lenker. Ein falscher Tritt und wir können das Ding flußabwärts
aus dem Wasser fischen. Nathalie steht bereits bis zum
Oberschenkel im Bereich der Stromschnellen. Der Anhänger will
gebändigt werden, und das kostet eine Menge rohe Muskelkraft.
Nach 5 Metern scheint der wildeste Teil überwunden zu sein. Die
Fließgeschwindigkeit nimmt deutlich ab. Der Kampf hat insgesamt
nicht lange gedauert - aber Sekunden sind zu Minuten geworden. Wir
sind froh, endlich das andere Ufer zu erreichen.
Bikecheck
Die Taschen haben dicht
gehalten
Die Böschung ist steilst. Nur zu zweit läßt sich das Rad den 45
- 50° steilen Anstieg hochwuchten. Geschafft ! Wir stellen das
Bike an einen Baum und machen uns auf den Rückweg. Mit meinem
Rad, und dem noch schwereren Anhänger, müssen wir die Sache noch
einmal angehen. Dem ruhigen ersten Teil der Furt, folgt wieder ein
Kampf mit dem Element Wasser im Bereich der Stromschnellen.
Mühsam ... aber es klappt ! Ein drittes Mal zurück und noch die
restlichen 5 Gepäcktaschen und die 2 Fronttaschen sicher ans
andere Ufer bringen. Endlich, es ist vollbracht !
Die letzte Ladung
...
Nachdem wir die Räder wieder bepackt haben, kommen wir nach nur
15 Metern zum nächsten Halt: Wieder ein Böschungsaufschwung.
Wieder zu steil um hochzufahren. Also schiebe ich am Lenker und
ziehe am Sattel, während Nathalie am Anhänger drückt.
Teamarbeit ! Wir sind oben. Jetzt das ganze mit dem zweiten Rad.
Und dann ... nach 10 m der nächste Aufschwung !!!
Wer sein Rad
liebt, der schiebt ... ???
An Fahren ist noch lange
nicht zu denken ...
Wieder an die 45 ° - unmöglich zu fahren, mit
Wurzeln und losem Gestein ... und diesmal mindestens 25 m Länge !
Wir wechseln die Position: Ich schiebe am Anhänger und Nathalie
übernimmt die Position am Lenker. 3 Mal müssen wir an der Flanke
pausieren, bis wir endlich oben sind. Und wie immer das alles noch
einmal mit dem zweiten Rad und dann noch mit den restlichen
Taschen. Wir sind ausgelaugt.
"Buschbikers"
Traum
Kommen jetzt endlich wieder fahrbare Abschnitte ?!? Ja, zum Glück
... und nein, ... schon wieder Stillstand ??? Nur ein paar
umgefallene Baumstämme, die wir mit einer Art Rampe aus Ästen
überwinden können (ohne unser Gefährt gleich wieder komplett
zerlegen zu müssen). Die folgenden Buschtrailabschnitte sind dann
ein Traum. Und wirklich hart erarbeitet. So brauchen wir für
ungefähr 1,5 Kilometer schließlich an die 2 Stunden !!! Vor der
Querung des nächsten Flusses, dem Lobster Rivulet, schlagen wir
dann mitten im Busch unser Camp für die Nacht auf.
Camp nach einem
anstrengenden Tag
Lost in the Bush
Die "Crossing" des Lobster Rivulets ist kaum der Rede
Wert. Wir können jeder allein mit seinem Gefährt
übersetzen.
Nach der "Crossing"
des Lobster Rivulets ...
... geht es, nach
nächtlichen Regenfällen, eine matschigen Weg hoch
An der matschigen Böschung folgt dann die mittlerweile gewohnte
Teamarbeit: Nathalie drückt und ich ziehe ! Wir erreichen den
Rand einer gefällten Baumplantage. Entlang eines "Firetrails"
schieben wir ... zur Abwechslung ! Die Steigungen sind brutal
!!
Die letzte Wegmarkierung weist nach rechts. Dann folgen einige
Abzweige, über die wir uns "nach Gefühl" - und mit
Hilfe der Wegbeschreibung in unserem Buch - durchnavigieren. Es
hat hier im Steckenverlauf einige Änderungen gegeben. Und
anscheinend hat man vergessen, den Weg danach wieder durchgehend
(also wenigstens an verwirrenden Kreuzungspunkten der
verschiedenen Loggingroads) zu kennzeichnen. Schließlich weist
ein Marker mitten ins Gebüsch ??? Hier irgendwo sollte auch ein
30 Meter Buschtrack nach oben zu einem Weg (?) führen. Nur ist da
kein Weg !? Wir stellen die Räder ab und beginnen das Gelände
abzusuchen. Getrennt machen wir uns zu Fuß auf die Suche -
Nathalie arbeitet sich einen Hang hoch, ich verschwinde über den
nächsten Hügel. Fast eine Stunde sind wir mit der Wegfindung
beschäftigt. Erfolglos.
Trailmarker
Oft fehlen sie gerade an
wirklich relevanten Stellen
Was tun ?? Zurück zur letzten Markierung ?
Oder weiter ? Da wir nicht glauben, einen Fehler bei den Abzweigen
gemacht zu haben, wollen wir noch ein Stück weiterradeln.
Vielleicht ergibt sich die Lösung noch. Es folgt ein Pfeil nach
links ins Gebüsch ?!? Anscheinend ein Überbleibsel der
ursprünglichen Wegführung, denn ein erstzunehmender Pfad ist
nicht auszumachen. Wir folgen unserem Gefühl ... und weiter der
Piste. Endlich - ein Schild, das auf den geänderten Wegverlauf
hinweist ! Wir sind also doch noch richtig unterwegs. Ein steiler
Hang folgt, dann enden die Pisten im Nichts !!! Schon wieder
falsch ?! Wir sind "angefressen". Und da zeigt ein
Marker auf der Rückseite eines Baums wieder nach unten ?? In
einiger Entfernung haben wir einige Fahrzeuge gehört. Eine
Straße scheint nicht weit von hier zu verlaufen. Über eine
"Private Road" wollen wir jetzt dorthin gelangen. Da
treffen wir auf ein paar Forstarbeiter. Der Vorarbeiter, ein
Neuseeländer, bestätigt unsere geplante Wegführung. Er gibt uns
einen Tipp mit auf den Weg - wo wir den Schlüssel zu dem letzten
versperrten Gatter unter einem Stein finden - und kann sich zum
Abschluß die Frage nicht verkneifen, wo wir denn eigentlich
herkommen ?!? Hierher führt ja kein einziger, richtiger Weg. Tja,
... mitten aus dem tiefsten Busch ! ;-)
Der Ausweg führt über
Privatland
Endlich wieder Asphalt unter den Reifen, führt uns die B12 dann
nach Deloraine. Die Kleinstadt liegt nur 5 km abseits vom
Tasmanian Trail und hier wollen wir, wenn möglich, einen Pausetag
einlegen. Aufgrund einer nur einmal im Jahr stattfindenden
"Kunsthandwerker - Messe" gestaltet sich schließlich
die Quartiersuche zu einem erfolglosen, 2-stündigen Unternehmen,
das sich nicht gerade positiv auf die Stimmung auswirkt. Wir haben
schon Vorräte für die nächsten Etappen eingekauft und sind
eigentlich bereits am Weg zurück in den Wald, um halt ohne
Ruhetag weiterzumachen, als ich noch einen finalen Versuch mache
und in einem Motel nach einem freien Zimmer frage. "Ja. Zwar
sehr klein, aber ..." Wir nehmen es !!! So geht ein Tag mit
vielen Stunden suchen - im Wald nach dem Weg, in Deloraine nach
einem Quartier - mit einer heißen Dusche zu Ende. Gute Nacht !
Joey
3
Monate altes Wallaby Baby, das seine Mutter durch einen
Schießwütigen verloren hat.
Zum
2.Teil der Trailbefahrung
Über
das zentrale Hochplateau zur Mündung des Derwent Rivers
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Wo
sind wir Daten und Fakten zum
Projekt >> ,