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Tasmania

"Bushbiking" on the Tasmanian Trail (1)

 

 

Bushroad

Am Fuße der Gog Ranges

 

 

 3.November 2007         Eine Nord-Süd-Durchquerung der Insel auf versteckten Pfaden

The Tasmanian Trail (1)

 Deloraine, Tasmanien - Australien   

 

"I test the power of a will according to the amount of resistance it can offer 

and the amount of pain and torture it can endure 

and know how to turn to its own advantage."

Friedrich Nietzsche, Thus Spoke Zarathustra
 
 
Off the beaten path ...
 
Day1
 

______________________

The Tasmanian Trail

          "The Tasmanian Trail offers a unique and exciting opportunity to experience some of Tasmania´s most beautiful landscapes that are beyond the popular tourist trails. Winding its way between Devonport in the State´s north and Dover in the south, the Trail links forestry roads, fire trails, bush paths and country roads. It crosses private land as well as passing through farmland and a variety of Tasmanian forest types. It is also a journey through the rich natural and cultural history of this beautiful island.  

... it offers a variety of experiences for all - from the most enthusiastic long-distance traveller seeking a challenge to those interested in a shorter, more relaxing excursion. If you are a horse rider, mountain bike rider or bush walker, this trail is for you."

... aus "Tasmanian Trail, Devonport - Dover, Edition 2"    

          Ursprünglich für Reiter angelegt, soll der Tasmanian Trail auch für Mountainbiker geeignet sein. Uns unterscheidet aber ein nicht ganz unbedeutender Faktor von einem "normalen" Radler - nämlich die Menge an Gepäck, die wir durch die Gegend karren. Mit den Anhängern, den Taschen am Gepäckträger und den Fronttaschen setzen wir eine Unmenge an Gewicht in Bewegung. Wir sind gespannt, wie es uns auf engen Buschtrails so gehen wird. Wirkliche "Wanderpfade" machen nur einen relativ kleinen Teil des Tasmanian Trails aus - viel öfters geht es über abgelegene Forststraßen, "Logging Roads" und "Fire Trails" (raue Wege, die als Feuerbarriere zwischen Baumplantagen dienen), aber auch teilweise über ruhige Landstraßen dahin.

Aufbruch von unserer gemütlichen "Cabin" in Devonport

 

Erstbefahrung des Tasmanian Trails mit MTBs und Anhängern

          Nach 3 Tagen Pause, im Anschluß an den Overland Track, wagen wir uns am 31.Oktober an das Projekt Tasmanian Trail heran. Was den Stil der Tour anbelangt, handelt es sich um ein wohl erstmalig durchgeführtes Unternehmen: Die Erstbefahrung des Tasmanian Trails mit Mountainbikes und Anhängern ! (Unseren Nachforschungen nach ist der Pfad noch nie auf diese Weise angegangen worden !) 

Damoklesschwert

          Eine Sache bereitet mir allerdings etwas "Kopfzerbrechen": Am letzten Tag der Wanderung von Cradle Mountain nach Lake St.Clair hat mein linkes Knie plötzlich Probleme bereitet. Ich habe eine eventuelle Überbelastung an einem Muskelansatz im äußeren, hinteren Kniebereich vermutet. Gegen Ende der 4.Etappe des Hikes hat es mich schon stark beeinträchtigt. Das ist auch der Grund für die 3 Ruhetage in Devonport gewesen. Wirklich "ausgeheilt" ist die Verletzung noch nicht, als wir die Räder wieder satteln. Hoffentlich ist die Entscheidung, so bald wieder zu biken zu beginnen, nicht etwas zu voreilig gewesen. Mal sehen ...

Erste Etappe Easy Going

          Das Wetter am Tag der Abfahrt wollen wir als gutes Omen deuten: Die Schlechtwettefront der vergangenen Tage ist kräftigem Sonnenschein gewichen. Nur ein paar Schönwetterwolken ziehen über den blauen Himmel gen Süden. Wir folgen ihnen ins Landesinnere und machen uns auf den abwechslungsreichen Weg Richtung Hochplateau. 

DANGER

... der Trail führt über das Gelände einer Rifle Range

          Der erste Streckenabschnitt folgt dem rechten Flußufer des Mersey Rivers von Devonport nach Latrobe. Auf der kaum befahrenen Landstraße schlängeln wir uns flott flußauwärts. Nahezu eben "rollen" wir uns ein. Nach der Kleinstadt Latrobe tauschen wir Asphalt gegen Schotter. Schließlich landen wir auf einer Erdpiste im Wald, die uns in den riesigen Wasserlacken am Wegverlauf, noch die Nachwehen der  sintflutartigen Regengüsse erkennen läßt. Sheffield, das Ziel der ersten Etappe, erreichen wir am frühen Nachmittag. 

Die "Murals" (Wandmalereien) von Sheffield

Impressionen von den Bergen bei Cradle Mountain

   

Unheil im Schneesturm - Kletterer im Doleritgestein - Landvermesser bei der Arbeit

Wir fühlen uns gut. Fast erholt ?! Die Steigungen sind sehr harmlos gewesen, das Gelände abwechslungsreich ... nur mein Knie, das hat sich zum Schluss "ungut" bemerkbar gemacht. 

          In einem Metallkasten liegt ein Heft auf, in das sich alle eintragen sollen, die den Tasmanian Trail befahren, - reiten oder -gehen. Im gesamten Jahr 2007 sind wir erst die 4.Radpartie (von insgesamt 7), die "ohne Begleitfahrzeug" unterwegs ist. Noch weniger Reiter und Wanderer haben sich am Weg versucht. Zuletzt ist vor 1 Monat jemand hier am Trail vorbeigekommen. Das sind Besucherzahlen - kein Vergleich zum "Trubel" am Overland Track ;-)

Schwierige Entscheidung ...

In den "Garten von Eden", ins "versprochene Land" oder doch den kürzesten Weg ins "Paradies" ?!?

 

Hardcore - Bushadventure: 1,5 km in 2 Stunden (!)

          Tags darauf - dem Knie geht es wieder besser - führen, teilweise bis zu 20%ige Steigungen "ins Paradies". 

Abwechslungsreiches Terrain

          Über einsame Buschpisten arbeiten wir uns entlang der Gog Range Richtung Osten bis zum Mersey River vor. Der kleine Track, der zum Flußufer führt ist übersät mit umgestürzten Baumstämmen. Wir "scouten" das Gelände, und stehen plötzlich vor den "Fluten" des Merseys. Etwa 30 m trennen uns vom anderen Ufer. Dort ist nur Buschwerk zu erkennen. Erst bei genauerer Betrachtung scheint ein Trampelpfad die steile Böschung emporzuklettern. Wir beratschlagen, wie wir das Hindernis am besten angehen. Nachdem wir einige der Baumstämme aus dem Weg geräumt haben, erleichtern wir die Räder um die Taschen am Gepäckträger. Dann arbeiten wir uns langsam zum Wasser vor. 

Mit vereinten Kräften ...

Das Furten des Mersey Rivers

Zu Beginn noch zahm, folgt die Überraschung im letzen Drittel ...

          Die großen Flußsteine (Durchmesser bis 35 cm) erschweren das Vorankommen. Ich schiebe das Rad, Nathalie stabilisiert den Anhänger. Nach zwei Drittel der Strecke kommt die Schlüsselstelle. Der Fluß wird tiefer und die Strömungsgeschwindigkeit nimmt dramatisch zu. Die Wassermassen beginnen das Rad zu heben. Ich stehe stromaufwärts und ziehe am Lenker. Ein falscher Tritt und wir können das Ding flußabwärts aus dem Wasser fischen. Nathalie steht bereits bis zum Oberschenkel im Bereich der Stromschnellen. Der Anhänger will gebändigt werden, und das kostet eine Menge rohe Muskelkraft. Nach 5 Metern scheint der wildeste Teil überwunden zu sein. Die Fließgeschwindigkeit nimmt deutlich ab. Der Kampf hat insgesamt nicht lange gedauert - aber Sekunden sind zu Minuten geworden. Wir sind froh, endlich das andere Ufer zu erreichen. 

Bikecheck

Die Taschen haben dicht gehalten

          Die Böschung ist steilst. Nur zu zweit läßt sich das Rad den 45 - 50° steilen Anstieg hochwuchten. Geschafft ! Wir stellen das Bike an einen Baum und machen uns auf den Rückweg. Mit meinem Rad, und dem noch schwereren Anhänger, müssen wir die Sache noch einmal angehen. Dem ruhigen ersten Teil der Furt, folgt wieder ein Kampf mit dem Element Wasser im Bereich der Stromschnellen. Mühsam ... aber es klappt ! Ein drittes Mal zurück und noch die restlichen 5 Gepäcktaschen und die 2 Fronttaschen sicher ans andere Ufer bringen. Endlich, es ist vollbracht ! 

Die letzte Ladung ... 

          Nachdem wir die Räder wieder bepackt haben, kommen wir nach nur 15 Metern zum nächsten Halt: Wieder ein Böschungsaufschwung. Wieder zu steil um hochzufahren. Also schiebe ich am Lenker und ziehe am Sattel, während Nathalie am Anhänger drückt. Teamarbeit ! Wir sind oben. Jetzt das ganze mit dem zweiten Rad. Und dann ... nach 10 m der nächste Aufschwung !!!

Wer sein Rad liebt, der schiebt ... ???

An Fahren ist noch lange nicht zu denken ...

Wieder an die 45 ° - unmöglich zu fahren, mit Wurzeln und losem Gestein ... und diesmal mindestens 25 m Länge ! Wir wechseln die Position: Ich schiebe am Anhänger und Nathalie übernimmt die Position am Lenker. 3 Mal müssen wir an der Flanke pausieren, bis wir endlich oben sind. Und wie immer das alles noch einmal mit dem zweiten Rad und dann noch mit den restlichen Taschen. Wir sind ausgelaugt.

"Buschbikers" Traum

          Kommen jetzt endlich wieder fahrbare Abschnitte ?!? Ja, zum Glück ... und nein, ... schon wieder Stillstand ??? Nur ein paar umgefallene Baumstämme, die wir mit einer Art Rampe aus Ästen überwinden können (ohne unser Gefährt gleich wieder komplett zerlegen zu müssen). Die folgenden Buschtrailabschnitte sind dann ein Traum. Und wirklich hart erarbeitet. So brauchen wir für ungefähr 1,5 Kilometer schließlich an die 2 Stunden !!! Vor der Querung des nächsten Flusses, dem Lobster Rivulet, schlagen wir dann mitten im Busch unser Camp für die Nacht auf. 

Camp nach einem anstrengenden Tag

 

Lost in the Bush

          Die "Crossing" des Lobster Rivulets ist kaum der Rede Wert. Wir können jeder allein mit seinem Gefährt übersetzen. 

Nach der "Crossing" des Lobster Rivulets ...

... geht es, nach nächtlichen Regenfällen, eine matschigen Weg hoch

         An der matschigen Böschung folgt dann die mittlerweile gewohnte Teamarbeit: Nathalie drückt und ich ziehe ! Wir erreichen den Rand einer gefällten Baumplantage. Entlang eines "Firetrails" schieben wir ... zur Abwechslung ! Die Steigungen sind brutal !! 

          Die letzte Wegmarkierung weist nach rechts. Dann folgen einige Abzweige, über die wir uns "nach Gefühl" - und mit Hilfe der Wegbeschreibung in unserem Buch - durchnavigieren. Es hat hier im Steckenverlauf einige Änderungen gegeben. Und anscheinend hat man vergessen, den Weg danach wieder durchgehend (also wenigstens an verwirrenden Kreuzungspunkten der verschiedenen Loggingroads) zu kennzeichnen. Schließlich weist ein Marker mitten ins Gebüsch ??? Hier irgendwo sollte auch ein 30 Meter Buschtrack nach oben zu einem Weg (?) führen. Nur ist da kein Weg !? Wir stellen die Räder ab und beginnen das Gelände abzusuchen. Getrennt machen wir uns zu Fuß auf die Suche - Nathalie arbeitet sich einen Hang hoch, ich verschwinde über den nächsten Hügel. Fast eine Stunde sind wir mit der Wegfindung beschäftigt. Erfolglos. 

Trailmarker

Oft fehlen sie gerade an wirklich relevanten Stellen

Was tun ?? Zurück zur letzten Markierung ? Oder weiter ? Da wir nicht glauben, einen Fehler bei den Abzweigen gemacht zu haben, wollen wir noch ein Stück weiterradeln. Vielleicht ergibt sich die Lösung noch. Es folgt ein Pfeil nach links ins Gebüsch ?!? Anscheinend ein Überbleibsel der ursprünglichen Wegführung, denn ein erstzunehmender Pfad ist nicht auszumachen. Wir folgen unserem Gefühl ... und weiter der Piste. Endlich - ein Schild, das auf den geänderten Wegverlauf hinweist ! Wir sind also doch noch richtig unterwegs. Ein steiler Hang folgt, dann enden die Pisten im Nichts !!! Schon wieder falsch ?! Wir sind "angefressen". Und da zeigt ein Marker auf der Rückseite eines Baums wieder nach unten ?? In einiger Entfernung haben wir einige Fahrzeuge gehört. Eine Straße scheint nicht weit von hier zu verlaufen. Über eine "Private Road" wollen wir jetzt dorthin gelangen. Da treffen wir auf ein paar Forstarbeiter. Der Vorarbeiter, ein Neuseeländer, bestätigt unsere geplante Wegführung. Er gibt uns einen Tipp mit auf den Weg - wo wir den Schlüssel zu dem letzten versperrten Gatter unter einem Stein finden - und kann sich zum Abschluß die Frage nicht verkneifen, wo wir denn eigentlich herkommen ?!? Hierher führt ja kein einziger, richtiger Weg. Tja, ... mitten aus dem tiefsten Busch !  ;-)

Der Ausweg führt über Privatland

          Endlich wieder Asphalt unter den Reifen, führt uns die B12 dann nach Deloraine. Die Kleinstadt liegt nur 5 km abseits vom Tasmanian Trail und hier wollen wir, wenn möglich, einen Pausetag einlegen. Aufgrund einer nur einmal im Jahr stattfindenden "Kunsthandwerker - Messe" gestaltet sich schließlich die Quartiersuche zu einem erfolglosen, 2-stündigen Unternehmen, das sich nicht gerade positiv auf die Stimmung auswirkt. Wir haben schon Vorräte für die nächsten Etappen eingekauft und sind eigentlich bereits am Weg zurück in den Wald, um halt ohne Ruhetag weiterzumachen, als ich noch einen finalen Versuch mache und in einem Motel nach einem freien Zimmer frage. "Ja. Zwar sehr klein, aber ..." Wir nehmen es !!! So geht ein Tag mit vielen Stunden suchen - im Wald nach dem Weg, in Deloraine nach einem Quartier - mit einer heißen Dusche zu Ende. Gute Nacht !

 

 

 

Joey

3 Monate altes Wallaby Baby, das seine Mutter durch einen Schießwütigen verloren hat.

 

Zum 2.Teil der Trailbefahrung

 Über das zentrale Hochplateau zur Mündung des Derwent Rivers  >>

 

Wo sind wir  Daten und Fakten zum Projekt   >>  , 

 

 

Tagebuch Tasmania

 

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